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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Liste?«
    »Dee-Dee Hall«, sagte Abe. »Sie hat sich nicht gewehrt. Siestand einfach da und verblutete. Ein langsames Ausbluten aus beiden Halsadern, aber langsam ist relativ – das Blut muss herausgeschossen sein, wie jede Flüssigkeit unter Druck, und das Herz ist eine gute Pumpe. Ihre Qual muss sowohl mental als auch physisch gewesen sein, trotzdem bewegte sie nicht einen Muskel, um sich zu verteidigen oder wegzulaufen. Das könnte darauf hindeuten, dass Dee-Dee über das Ende ihres Lebens gar nicht so traurig war.«
    Carmine schrieb ihren Namen auf die Tafel. »Also setzen wir sie ungefähr mit Peter Norton gleich.«
    »Der nächste ist Evan Pugh«, sagte Abe.
    »Glaubst du wirklich, Abe?«
    »Doch, das denke ich auch«, meinte Corey. »Er starb an einer Verletzung der Wirbelsäule und der inneren Organe. Es war langsam, aber es war
sauber
. Das Schlimmste hat sich wahrscheinlich in seinem eigenen Kopf abgespielt, und darüber können wir nur spekulieren. Jeder Mensch ist anders.«
    »Evan Pugh«, sagte Carmine und schrieb. »Der Vorletzte?«
    »Desmond Skeps«, sagte Abe. »Sein Tod war teuflisch, aber der größte Teil der Folter war nur halb so schlimm wie das, was Bianca Tolano durchmachen musste.«
    »Abe hat recht«, sagte Corey bestimmt. »Skeps war ein berühmter Mann, er wusste, dass er sich viele Feinde gemacht hatte, und er musste gewusst haben, dass immer die Chance bestand, dass jemand ihn genug hasste, um ihn umzubringen. Seine Folter war oberflächlich, selbst die abgeschnittenen Brustwarzen. Wohingegen Bianca Tolano eine Unschuldige war, die der ultimativen Entwürdigung ausgesetzt wurde. Skeps aber …«
    »Ihm hat man seine Unversehrtheit als Mann bewahrt«, beendete Carmine den Satz. »Ja, das ist wichtig.«
    Er schrieb den Namen Bianca Tolano an das untere Endeder rechten Spalte und starrte auf die Tafel. »Wir müssen annehmen, dass der Mörder sie alle kannte, also was hatten sie an sich, das über ihren speziellen Tod entschied?«
    »Beatrice Egmont war eine nette alte Frau«, sagte Abe.
    »Cathy Cartwright war auch eine nette Frau, die eine verdammt schwere Zeit mit ihrer Familie und Jimmy durchgemacht hatte«, meinte Corey.
    »Und die drei schwarzen Opfer waren total harmlos«, sagte Carmine. »Was ist mit den qualvoll Gestorbenen?«
    »Der Bänker war ein Tyrann, der manchmal seine Macht missbraucht hat«, sagte Abe. »Und Dee-Dee Hall war eine Nutte – was schon an sich für manche Menschen ein Verbrechen ist.«
    »Evan Pugh war ein Erpresser, der sich das falsche Opfer ausgesucht hat«, ergänzte Corey, »und Skeps war wahrscheinlich auf die eine oder andere Art für den Ruin von Tausenden verantwortlich.«
    »Und trotzdem wurde der schlimmste Tod von allen für eine Unschuldige reserviert«, erwiderte Carmine. »Warum hat er sie so sehr gehasst?« Er warf Corey einen fragenden Blick zu. »Kam jemals irgendwo etwas ans Tageslicht, dass Bianca doch nicht so unschuldig war?«
    »Nein, absolut nichts«, sagte Corey. »Sie ist genau die, die sie zu sein scheint, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.« Er errötete. »Ich war am Ball, selbst wenn ich ein paar persönliche Probleme hatte.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt.« Carmine setzte sich und deutete mit der Hand auf die Stühle. »Also haben wir einen Mörder von neun oder zehn Leuten, der fähig ist, mit einigen seiner Opfer Mitleid zu haben, und gleichzeitig kann er für andere unerbittlichen Hass empfinden. Nur in einem Fall wird aus dem eiskalten Hass ein glühender – Bianca Tolano, einezwanzig Jahre alte Wirtschaftsstudentin, die einen MBA an der Harvard anstrebt. Sehr hübsch, tolle Figur, aber eher schüchtern. Bei der zweiten Obduktion meinte Patrick, sie sei wahrscheinlich noch Jungfrau gewesen.«
    »Sie erinnert mich an Erica Davenport«, sagte Abe nachdenklich.
    »Was?«
    »Ich kann mir Dr. Davenport in dem Alter vorstellen, mit ihrem brillantem Abschluss und der ganzen Welt, die ihr offen steht.«
    »Warum habe ich denn das bloß nicht erkannt?«, fragte Carmine langsam. »Ich habe gestern den halben Nachmittag damit verbracht, in Erica Davenports FBI-Akte zu lesen, und habe es nicht gesehen. Bianca war ein Ersatz von Erica.«
    »Himmel, dieser Fall wird von Minute zu Minute schräger«, rief Abe.
    »Denkt mal nach«, sagte Carmine eifrig. »Wenn Bianca ein Ersatz für Erica war, stellt das ihren Mörder in eine Perspektive. Das zufällige Element verschwindet. Sie
stehen
alle irgendwie zueinander in Verbindung!

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