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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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sich vornahm, den Fall der Frau Wieland anhand der ärztlichen Todesbescheinigung nochmals zu überprüfen und auch die Todesfälle in den anderen vier Wohnhäusern genauer unter die Lupe zu nehmen, war er schon in Sichtweite des altehrwürdigen Polizeipräsidiums angekommen. Er brannte darauf, die ganzen Zusammenhänge im Kreis seiner Mitarbeiter eingehend zu besprechen.
     
    Auf der breiten Innentreppe kamen ihm Jan Sternberg und Paul Wellmann entgegen. Beide waren auf dem Weg in die Kantine.
    »Chef, kommen Sie auch mit?«, fragte ihn Sternberg. »Rahmschnitzel mit Jägersoße und Spätzle steht auf dem Plan.«
    »Na gut«, willigte Lindt etwas widerstrebend ein, denn vom Essen das es in der Polizeikantine gab, hielt er meist nicht besonders viel. »Jetzt im Mai gibt’s zum Glück noch kaum Pilze im Wald. Da kann uns der Küchenchef wenigstens keine selbst gesammelten in die Soße schmuggeln.«
    Weder das Essen in der Kantine noch deren Chefkoch waren so recht nach dem Geschmack des Kommissars und er war der festen Überzeugung, dass einem Küchenchef mit der Gestalt einer Bohnenstange alles zuzutrauen sei, nur kein gutes Essen.
    Ab und zu ging er trotzdem einmal mit, zumal er in der Kantine auch Kollegen begegnen konnte, die er schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    »Mist, verd...«, ärgerte sich Paul Wellmann über einen Soßenspritzer auf der Krawatte und tauchte die Ecke seines Taschentuchs kurz in Mineralwasser, um dem Fleck zu Leibe zu rücken.
    »So sind die Blutspritzer auf dem Stadtplan jedenfalls nicht entstanden«, kommentierte Lindt trocken das Missgeschick seines Kollegen und begann ohne Umschweife von dem Fall der verstorbenen Frau Wieland und den Zusammenhängen mit Pflegedienst und Kindernothilfe zu berichten.
    »Vielleicht weisen die Blutstropfen ja auch auf etwas ganz anderes hin, was wir im Moment noch gar nicht erkennen können«, warf Paul Wellmann ein. »Von dem Verein hat man bis jetzt wirklich nur Gutes gehört. Es machen dort auch so viele bekannte und angesehene Persönlichkeiten mit, dass die Organisation über jeden Verdacht erhaben ist.«
    Sternberg gab ihm Recht: »Was wir heute Vormittag bei unseren Recherchen über den Pflegedienst Weinbrecht und über den Verein herausfinden konnten, gibt überhaupt keinen Anlass zu Verdächtigungen. Alles grundsolide, auch die finanziellen Verhältnisse.«
    »Und außerdem«, ereiferte er sich noch, »werden doch jedes Jahr in unserem reichen Land so viele Milliarden an Vermögenswerten vererbt, da können Kriegswaisen auf dem Balkan ruhig etwas davon abbekommen.«
    Paul Wellmann nickte zustimmend: »Selbst, wenn der Weinbrecht unter seinen Patienten gezielt nach potentiellen Erblassern suchen und diese Personen dann auf den Kinderhilfsverein ansprechen sollte, wäre ein solches Vorgehen für mich zwar recht schlau, aber bestimmt nicht kriminell.«
    »Wahrscheinlich habt ihr ja Recht«, meinte Oskar Lindt. Nachdenklich stand er auf, um Richtung Konferenzraum zu gehen.
     
    Mit gewohnter Routine führte er dort die Besprechung und ließ sich, nachdem von der kriminaltechnischen Abteilung noch niemand gekommen war, erst die Ergebnisse der Anwohnerbefragung berichten.
    Das Ergebnis war leider nicht sehr ermutigend. Obwohl die zur Verstärkung eingesetzten Kollegen in fast jeder Wohnung jemanden angetroffen hatten, konnte sich gar niemand an etwas Besonderes erinnern. Noch nicht einmal den direkten Nachbarn von Andrea Helmholz war in der fraglichen Zeit irgendein Detail aufgefallen – weder Personen noch Geräusche oder andere außergewöhnliche Anhaltspunkte.
    »Alles schrecklich anonym in diesen Wohnblöcken, wir bekamen ein richtig deprimierendes Gefühl bei unseren Befragungen«, berichtete einer der Beamten. »Gerade mal fünf Personen waren es, die neben dem Hausmeister und seiner Frau das Mordopfer flüchtig vom Sehen kannten. Nur die direkten Nachbarn, ein Rentnerehepaar und ein jüngerer Mann, der als Assistent an der Uni arbeitet, hatten überhaupt mal ein paar Worte mit Schwester Andrea gewechselt.«
    »Und das, obwohl sie schon über zehn Jahre dort wohnte«, ergänzte ein anderer Kollege. »Die Nachbarn kannten ihren Beruf, bestimmt wegen der weißen Kleidung und hatten die Eltern, als sie zu Besuch waren, einmal kurz getroffen. Sonstige Bekannte, die gesehen worden wären oder weitere Beobachtungen – absolute Fehlanzeige!«
    »Auch die Person, die die Wohnung durchwühlt hat, ist niemandem aufgefallen. Nicht einmal das

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