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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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ein kleiner bunter Wagen war das früher immer, aber nicht vom Roten Kreuz oder von einer kirchlichen Sozialstation. Ein privater Pflegedienst ...«, Sie überlegte angestrengt, »... auf den Namen komme ich jetzt doch nicht mehr, denn in den letzten Monaten kam immer der Chef selbst mit seinem großen Wagen. Der war nicht so farbig, wie die Autos der Schwestern, der war eher ... eher dunkel ... nicht direkt schwarz, es war mehr so ein dunkles Grau.«
    »Dunkelgrau?«, wiederholte Lindt. »Welche Marke?«
    »Ach, mit Autos kenne ich mich überhaupt nicht aus, wir haben selbst gar keines. Hier in der Stadt findet man ja doch nie einen Parkplatz. Wir nehmen immer die Straßenbahn ... aber ... das Fabrikat ...?«
    Plötzlich fiel es ihr doch noch ein: »Ja, die Marke mit dem Stern, ist das nicht Mercedes? So ein Wagen war es ... doch ... sicher, ganz bestimmt.«
    »Ein Kombi? Mit Klappe hinten und großem Kofferraum?«
    Die Frau nickte bestätigend, fügte aber noch an: »Aber auch ziemlich hoch.«
    »Also eher ein Geländewagen.« Lindt nickte verstehend, dann bedankte er sich schnell für die Auskunft und wandte sich zum Gehen.
    Nach ein paar Schritten jedoch blieb er stehen und drehte sich nochmals zu seiner Gesprächspartnerin um: »Ach, einen Moment bitte, vielleicht fällt Ihnen auch der Namen des Pflegedienstes noch ein. Sie können mich jederzeit anrufen.« Er reichte ihr seine Karte und bedankte sich abermals: »Ich denke, Sie haben unsere Ermittlungen ein gutes Stück vorwärts gebracht.«
    »Weinbrecht, ja, Pflegedienst Weinbrecht.« Dieses Mal war es die Hausbewohnerin, die dem davoneilenden Kommissar nachrief. Lindt machte wiederum kehrt: »Sind Sie sicher? Weinbrecht, hat die Firma so geheißen?« Er hatte es schon vermutet, aber bewusst darauf verzichtet, der Frau diesen Namen in den Mund zu legen.
    Sie war sich aber ganz sicher: »Doch, so war die Aufschrift auf dem kleinen bunten Wagen, ›Pflegedienst Weinbrecht – Mit Herz und Verstand‹ stand da auf allen Seiten. Auch die verstorbene Frau Wieland hat mir gegenüber den Namen mal erwähnt, als dann immer der Chef persönlich zu ihr kam, um den Zucker zu messen und die Spritze zu geben. Von diesem Herrn Weinbrecht war sie ganz begeistert. Der hatte anscheinend immer Zeit für ein paar persönliche Worte.«
    »Das fehlt natürlich in unserer hektischen Zeit heute«, stimmte Lindt zu und als er sich dann endgültig verabschiedet hatte und ein paar hundert Meter gegangen war, um seine Gedanken zu ordnen, sah er die möglichen Zusammenhänge deutlich vor sich: ›Gut vorstellbar ... ein Krankenpfleger, der Chef selbst, der Zeit hat, einer einsamen alten Frau zuzuhören ... niemand von den eigenen Verwandten kümmert sich um sie ... nach und nach baut sich ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis auf ... die Unterhaltungen mit dem Pfleger werden immer persönlicher ... schließlich wird auch über den Tod und den Nachlass gesprochen ... unter dem Motto: Was kommt, wenn du gehst? ... da liegt es doch nahe, den Kinderhilfsverein ins Gespräch zu bringen, dessen Geschäfte seine Ehefrau führt.‹ Der Kommissar konnte sich eine derartige Konstellation durchaus vorstellen.
    Um die viel befahrene Kriegsstraße gefahrlos zu überqueren, musste er seine Überlegungen erst einmal unterbrechen. Diese Straße war das Ziel des ersten Bombenangriffs auf Karlsruhe im Jahre 1915, erinnerte sich der Kommissar und ging am Theater entlang weiter, immer noch die Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben, den Blick auf den Boden gerichtet. Ab und zu eine Wolke Pfeifenrauch ausstoßend, nahm er den Gedankenfaden wieder auf.
    ›Allerdings ...‹, beleuchtete er die Angelegenheit von einer anderen Seite, ›ist das alles bestimmt nicht strafbar. Ganz im Gegenteil!‹ Er musste innerlich seiner Gesprächspartnerin von eben wirklich zustimmen, die das Erbe einer vermögenden Frau bei bedürftigen Kriegswaisen viel besser angebracht sah, als bei den Neffen und Nichten, die sich nie groß um ihre Tante gekümmert hatten.
    ›Gibt es in der Sache dann überhaupt etwas Kriminelles? Persönliche Bereicherung scheidet jedenfalls aus, wenn ein gemeinnütziger Verein erbt. Wo wäre das Motiv? Motiv wofür eigentlich?‹
    Auch, wenn der Blutstropfen auf dem Stadtplan das Haus bezeichnete, in dem die zuckerkranke Frau verstorben war, hatte es nach Lindts Wissen keine Ermittlungen wegen einer nicht natürlichen Todesursache gegeben.
    Während er über seine Theorie nachsann und

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