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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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an der Zunge statt in der Lunge, Oskar«, meinte sein Kollege sarkastisch. »Dann schmeckt dir auch das Essen nicht mehr so, dann nimmst du von ganz alleine wieder ab, wenn sie dir«, er zeigt auf den Unterkiefer, »hier an der Schublade was rausmontieren.«
    »Quatsch«, wischte Lindt mit einer Handbewegung die Bedenken weg, »Pfeifenraucher werden uralt und außerdem ist Tabak doch rein pflanzlich, vegetarisch sozusagen, das muss doch gesund sein.«
    Beide lachten herzhaft, doch Wellmann fügte an: »Das rein Pflanzliche gilt ja auch für die Sargnägel, die die drei dort drüben rauchen.«
    Lindt wollte noch etwas pro Pfeife entgegnen, hielt dann aber inne und meinte: »Stichwort Sargnägel ... Die fünf alten Leute, auf deren Spuren wir den ganzen Nachmittag verbracht haben, liegen auch schon mehr oder weniger lang im Sarg. Befragen können wir sie nicht mehr und untersuchen auch nur, wenn wir sie wieder ausgraben.«
    »Das wird uns nach der jetzigen Sachlage bestimmt kein Richter genehmigen – da kann sich unser kleiner Staatsanwalt noch so anstrengen, das bekommen wir nicht durch. Oskar, vergiss es am besten gleich wieder!«
    »Hast schon Recht, Paul, so kommen wir nicht weiter. Aber wie dann?«
    »Die Totenscheine, die hat Jan vielleicht schon organisiert. Damit wissen wir, welcher Arzt jeweils den Tod festgestellt hat und könnten dort noch vorbeischauen.«
    Lindt kratzte sich hinter dem Ohr. »Ich glaube mittlerweile kaum mehr, dass wir damit vorwärts kommen.«
    Wellmann schaute ganz erstaunt: »Aber du selbst hast doch Jan den Auftrag gegeben ...?«
    »Anschauen müssen wir uns die Scheine natürlich, das ist ganz klar. Aber weil wir keinen dieser Fälle zu bearbeiten hatten, ist mit Sicherheit eine natürliche Todesursache vorgelegen. Denkst du denn, wenn wir die fünf Ärzte befragen, würde auch nur einer zugeben, dass er sich damals geirrt hat?«
    Paul Wellmann stimmte ihm zu: »Das leuchtet mir allerdings auch ein. Selbst wenn einer leichte Zweifel gehabt hätte und etwa aus Bequemlichkeit einen natürlichen Tod attestiert hat, würde das sicherlich keiner einfach so sagen.
    Lindt nickte: »Du weißt ja, Paul, die Ärzte haben es wirklich besser als wir: Ihre Fehler deckt die Erde zu und die Erfolge laufen fröhlich rum und erzählen davon. Nicht so wie bei uns, wo die frei rumlaufen, die wir nicht schnappen konnten – unsere Misserfolge eben.«
    »Noch nicht, Oskar, ... noch nicht fangen konnten ... wie den Mörder von Schwester Andrea.«
    Lindt schüttelte den Kopf: »Geht mir kolossal auf die Nerven, wenn wir nicht weiterkommen. Nachts kann ich nicht richtig schlafen, da treibt mich alles um und lässt mich nicht los. Ohne rechten Schlaf bekomme ich Kopfweh und dann werde ich reizbar und habe schlechte Laune.«
    »Solange du die nicht an Jan und mir auslässt ... Nachts arbeitet eben das Unterbewusstsein. Weißt du noch bei dem Raubmord damals in der Villa in Durlach, da hat es uns sehr geholfen.«
    Lindt konnte sich noch gut erinnern. Drei Nächte lang kaum ein Auge zugetan – abwechselnd Wachphasen und wilde Träume – Carla war kurz davor gewesen, ihren Oskar wegen seiner Unruhe auf das Wohnzimmersofa zu verbannen. Doch am dritten Morgen hatte er unter der Dusche plötzlich die gesamten Zusammenhänge völlig klar vor sich gesehen und mühelos einen Weg gefunden, die Tat zu beweisen.
    »Das hier oben«, sagte Lindt und tippte sich an die Stirn, »das ist unsere wichtigste Waffe, damit werden wir auch in unserem jetzigen Fall den Mörder zur Strecke bringen.«
    Und fast ohne Pause fuhr er mit deutlich optimistischerem Tonfall fort: »Die Angehörigen der fünf Verstorbenen, die werden wir herausfinden und auch noch befragen. Es muss doch einen Zusammenhang geben zwischen dem blutbefleckten Stadtplan und unserer toten Krankenschwester. Da lassen wir nicht so schnell locker.«
     

8
    Lindts Optimismus verflog am nächsten Morgen schlagartig. Ein Anruf von der Staatsanwaltschaft wegen des aktuellen Falles war im Grunde genommen nichts Ungewöhnliches. Da aber statt des ›Kurzen‹, des angenehmen, freundlichen kleinen Staatsanwalts Conradi gleich die wegen ihrer Bissigkeit bekannte Oberstaatsanwältin Lea Frey am Apparat war, schnellte der Adrenalinspiegel des Kommissars in Sekundenbruchteilen nach oben.
    »Wenn die anruft«, hatte Paul Wellmann unlängst den Nagel auf den Kopf getroffen, »springt der Telefonhörer schon von selbst von der Gabel.« Der blecherne Klang ihrer Stimme in

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