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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Ein-Mann-Praxis zieht man eben nur selten die lukrativen Fälle mit hohem Streitwert an Land. Solche Mandanten wenden sich meistens an die großen Kanzleien mit zig Anwälten, weil sie meinen, dort besser vertreten zu werden.«
    »Kann ich gut verstehen, ihre Situation«, nickte Lindt verständnisvoll, um die beginnende Vertraulichkeit weiter auszubauen. »Aber sicherlich kommt es auf den einzelnen Menschen an. Mir wäre im Zweifel eine kleine Kanzlei mit einem Anwalt, der mir sympathisch ist und der sich in meine Angelegenheit richtig hineinkniet, jedenfalls lieber als so ein großes unpersönliches Büro, wo man jeden Tag einen anderen ans Telefon bekommt.«
    Baumbach trat ins Haus: »Leider nicht viele Mandanten, die so denken, aber bitte kommen Sie doch herein.«
    Der Kommissar nahm sich vor, die finanziellen Verhältnisse des Juristen ganz gründlich unter die Lupe zu nehmen, denn dass er ein Gespräch in dieser Richtung nicht fortsetzen wollte, war mehr als deutlich.
    Direkt hinter der Haustüre durchquerten sie einen kleinen Garderobenraum und traten dann in eine großzügige Diele, die von zwei im Flachdach des Hauses eingelassenen Oberlichtern erhellt wurde.
    »Gute Idee, schön hell hier drin«, zeigte Paul Wellmann nach oben auf die Fensterkuppeln. »So kann man einem flachen Dach auch mal etwas Gutes abgewinnen.«
    »Das ist aber auch der einzige Vorteil einer solchen Hauskonstruktion. Mein Onkel hatte jahrelang Probleme, bis das Dach endlich richtig dicht war. Immer wieder fand das Regenwasser einen Weg, um einzusickern und erst mit einer kompletten zweiten Dachhaut gab es endlich Ruhe.«
    »Das hört sich ja nach einer Menge Ärger an«, gab Lindt der Unterhaltung neue Nahrung und prompt erzählte der Anwalt weiter.
    »Der Bebauungsplan hat es so vorgeschrieben, eine Modeerscheinung eben, wie vielerorts Ende der Sechzigerjahre. Aber Onkel Alfons wusste die sonstigen Vorteile dieser Bauweise durchaus zu schätzen.«
    »Klar doch«, nickte Wellmann, »alles auf einem Stockwerk, gerade im Alter auf jeden Fall von Vorteil. Heute nennt man das ›barrierefreies Wohnen‹.«
    »Ein Teil ist unterkellert, da geht es runter.« Der Anwalt zeigte auf eine Tür gleich neben dem Eingang. »Vorratskeller und Heizung sind dort unten, aber sonst befinden sich alle Räume auf dieser Ebene hier. Das wurde für ihn immer wichtiger, seit die Tante vor fünfzehn Jahren starb und er zunehmend mehr Beschwerden mit seinen Beinen bekam.«
    Lindt schaute fragend und Baumbach fuhr fort.
    »Krampfadern, er litt enorm an Krampfadern. Die wurden immer schlimmer, erblich eben und seit längerer Zeit kamen dann Entzündungen dazu. Er bekam offene Stellen und konnte kaum mehr ohne Schmerzen gehen. Das hat ihm schwer zu schaffen gemacht, denn seit er im Ruhestand war, ist er drüben im ebenen Hardtwald gerne und viel spazieren gegangen. Sogar einen Hund hatte er sich angeschafft, aber der ist jetzt auch schon ein paar Jahre tot.«
    Der Anwalt zeigte in eine Ecke der Diele, wo ein flacher Weidenkorb stand. Eine karierte Decke lag darin ausgebreitet und an der Wand hing eine dunkelbraune Lederleine. »Es war ein original französischer Basset, ein Artésien Normand. Die sind hochläufiger und nicht so träge wie die englischen Basset-Hounds, bei denen die Ohren manchmal fast auf dem Boden schleifen. Dieser Hund war meinem Onkel ein guter Kamerad, auch, weil seine Frau nicht mal ganz fünfundsechzig wurde und Kinder hatten die beiden nicht.«
    »Diese offenen Beine«, fragte der Kommissar vorsichtig, »waren die der Grund, weshalb der Pflegedienst kommen musste?«
    »Genau, früher reichten Kompressionsstrümpfe und beim Anziehen hat ihm seine Zugehfrau geholfen, aber seit längerem mussten die Beine mit elastischen Binden gewickelt werden.«
    »Das war dann ein Fall für die Fachleute«, ergänzte Lindt.
    »Was, Fachleute – von wegen«, schnaufte der Anwalt deutlich erregt. »Dieser Pflegedienst, nur hinter dem Geld her! Mein Onkel war eben ein lukrativer Privatpatient, mit dem direkt abgerechnet werden konnte – da dauert es noch mal viel länger, bis so eine Wundbehandlung abgeschlossen ist.«
    »Wie meinen Sie denn das?«, wollte der Kommissar wissen. »Haben die Pflegekräfte denn nicht gut gearbeitet?«
    »Die Mitarbeiter waren bestimmt nicht das Problem«, stieß Baumbach ziemlich erregt aus. »Dieser Weinbrecht, dem der Laden gehört, erfand immer neue Vorwände, warum die Pflege noch fortgesetzt werden müsste. Die offenen

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