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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Stichwort gibst, Oskar. Die Pflegekräfte dort haben jetzt einen neuen Arbeitgeber.«
    »Wie meinst du das?«
    »Doch, du hast schon recht gehört. Kam ganz groß in der Samstagszeitung, redaktionell und als viertelseitige Anzeige. ›Pflegedienst Weinbrecht‹ heißt jetzt ›Die Pflegeprofis‹. Das Geschäft ist anscheinend an drei Krankenschwestern verkauft worden, die sich damit selbständig gemacht haben. Existenzgründung sozusagen.«
    Irritiert runzelte Lindt die Stirn. Er versuchte, die Befragung des Pflegedienst-Inhabers ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Einige Sekunden lang sagte er gar nichts, dann riss er die Augen auf, schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, ließ sich schwer atmend in Jan Sternbergs Bürostuhl fallen und ächzte nur: »Ich Esel, da hätte ich doch draufkommen müssen.«
    Fassungslos schauten die Kollegen ihren Chef an. Paul Wellmann fand als Erster wieder Worte: »Oskar, ist dir nicht gut? Was hast du? Was meinst du mit ›draufkommen müssen‹?«
    Lindt antwortete nicht. Mindestens eine Minute lang schüttelte er nur mit geschlossenen Augen den Kopf, dann stand er auf und goss sich einen Milchkaffee ein.
    »Wenn mir nur eingefallen wäre, woher ich die Stimme kannte und wenn der Kellner mir nicht das Hemd verkleckert hätte.«
    Wellmann und Sternberg begannen am Geisteszustand des Kommissars zu zweifeln.
    »Das Hemd verkleckert?«, kam von beiden wie aus einem Mund.
    Lindt fasste sich wieder und begann von dem zufällig mitgehörten Gespräch zu berichten. Nach und nach erinnerte er sich an die Einzelheiten. Dass von einer zukunftsträchtigen Branche die Rede war und vom Aufbau der Alterspyramide. Natürlich, zukünftig würde es immer mehr pflegebedürftige Senioren geben, ein stetig wachsender Markt eben.
    Der Ausdruck von ›viel Geld‹, das für die Firma erlöst worden war, fiel ihm wieder ein, genauso aber auch die Gesprächsfetzen, die sein Misstrauen ausgelöst hatten.
    Lindt musste intensiv nachdenken und trank dazu gewohnheitsmäßig seinen zwischenzeitlich abgekühlten Milchkaffee mit großen Schlucken leer.
    Die Frauenstimme mit dem leicht östlichen Akzent kam ihm wieder in den Kopf: ›wenn die wüssten ...‹
    Und dann was der Mann gesagt hatte: ›konnte niemand merken, unauffällig, nur der Natur etwas nachgeholfen ...‹
    Diese Stimme gehörte eindeutig Weinbrecht, Lindt war sich jetzt ganz sicher: »Wenn dem Ober das Malheur nicht passiert wäre, dann hätte ich vielleicht noch mehr mitbekommen, aber dass da irgendwas faul ist, war mir sofort klar.«
    Er machte eine kurze Pause, bevor er von der Soße auf seinem Hemd berichtete.
    »Und danach waren sie weg!«
    »Wie weg?«, wollte Sternberg wissen.
    »Gegangen halt, verschwunden, abgehauen, was weiß denn ich – hoffentlich nicht, weil sie meine Stimme erkannt haben«, sorgte er sich.
    »Und an dieser einen Bemerkung willst du gemerkt haben, dass bei denen etwas nicht stimmt?« Es machte den Eindruck, als wollte Paul Sternberg die Weinbrechts in Schutz nehmen. »Das kann doch allerlei bedeuten, ein paar Worte, so aus dem Zusammenhang gerissen.«
    Sein Chef ließ sich aber nicht von dem Gedanken abbringen. »Ihr hättet es hören sollen, es klang irgendwie ... na, wie soll ich’s ausdrücken ... so verschwörerisch, kriminell halt und dann noch mit diesem östlichen Klang in der Sprache.«
    »Ein osteuropäischer Akzent? Das würde allerdings passen, Oskar. Laut Presse stammt die Frau Weinbrecht aus Kroatien, lebt aber schon fast zwanzig Jahre hier in Deutschland.«
    Er kramte im Papierkorb und zog die zerfledderte Samstagsausgabe der ›Badischen Neuesten Nachrichten‹ hervor, die er extra mit ins Büro gebracht hatte, um seinen Kollegen den Bericht von der Übernahme des Pflegedienstes zu zeigen. Schließlich hatte er doch mit Lindt zusammen Harald Weinbrecht vor einigen Tagen befragt und war immer noch begeistert von der Arbeit des Kinderhilfsvereins.
    »Hier steht es ganz deutlich!« Wellmann zeigte auf den vorletzten Absatz des Artikels und begann vorzulesen: »... wollen sich nun in Kroatien, dem Heimatland von Branka Weinbrecht, ganz der Arbeit in den Waisenhäusern der ›Kindernothilfe Südost‹ widmen.«
    »Edel, edel«, kommentierte sein Vorgesetzter mit erhobenen Augenbrauen. »Geben ihre florierende Firma im sicheren Deutschland auf, um sich nur noch mit dem Elend der Kriegswaisen abzugeben.«
    »Also bitte, Oskar, sei doch nicht so sarkastisch!« Paul Wellmann war empört über die zynische

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