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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Bemerkung seines Kollegen. »Dieser Verein ist eine sehr anerkannte Institution und wird von vielen bekannten Persönlichkeiten gefördert. Die tun wirklich gute und wichtige Arbeit.«
    »Ist ja recht, Paul. Die Waisen brauchen Hilfe, darüber gibt es keinen Zweifel, aber trotzdem geht mir dieses Gespräch nicht aus dem Kopf. Irgendwas ist da faul. Ich kann es förmlich riechen.«
    Jan Sternberg schaltete sich ein: »Vielleicht wollte die Frau ja einfach wieder zurück in ihre Heimat – ist doch immer schön warm da unten.«
    »Ja, besonders warm wird’s, wenn unter dir eine Mine explodiert. Diese grausamen Kriege haben so viele Opfer gefordert ... am stärksten leiden sowieso immer die Kinder«, stellte Paul Wellmann nochmals mit Nachdruck fest und fast hätte man meinen können, er wäre selbst in dem Hilfsverein aktiv.
    »Wie ich schon sagte, Paul, ich bin ganz deiner Meinung, aber wir müssen weiterkommen«, beendete Oskar Lindt die Diskussion. »Ich möchte nochmals alle Informationen über die Weinbrechts haben. So schnell es geht, bitte. Pflegedienst, Kindernothilfe, persönliches Umfeld, Verwandte, finanzielle Situation, Immobilien, einfach alles, was sich irgendwie herausfinden lässt – auch international.«
    Jan Sternberg machte sich sofort ans Werk, während Lindt und Wellmann zum Wagen eilten, um in Hagsfeld die Situation im Hause Weinbrecht zu checken.
     
    Außer den beiden großen Möbel-Lastzügen im Hof war bei den Gebäuden des Pflegedienstes auf den ersten Blick fast alles unverändert. Ein Ford-Ka, der noch das alte Firmenlogo trug, wurde gerade von Mitarbeitern einer Autolackiererei abgeholt, wahrscheinlich, um sein neues Outfit zu bekommen.
    ›Die Pflegeprofis‹ stand bisher nur am Türschild. Die große Weinbrecht-Leuchtreklame über der Bürotüre war abmontiert worden und lehnte umgedreht seitlich am Haus.
    Die beiden Kommissare gingen zum Privateingang und betätigten mehrfach aber erfolglos die Klingel.
    Ganz anders, als sie es am Büro versuchten. Kaum hatte Wellmann den Knopf gedrückt, als die Tür auch schon stürmisch aufgerissen wurde. Eine vielleicht vierzigjährige Frau in peinlich sauberer weißer Berufskleidung und leuchtend kastanienroter Kurzhaarfrisur begrüßte sie.
    »Hallo, hier sind Sie richtig bei den Pflegeprofis. Womit können wir Ihnen helfen? Ich bin übrigens Schwester Linda.«
    Noch bevor einer antworten konnte, wurden sie auch schon hereingenötigt.
    »Starkes Geschäftsinteresse«, konstatierte Lindt halblaut zu seinem Kollegen, während beide in die Firmenräume traten und ohne sich vorzustellen, antwortete er der Pflegekraft: »Ob Sie uns helfen können, wissen wir nicht, denn eigentlich suchen wir ...«
    »Bestimmt Herrn Weinbrecht«, fiel ihm die Krankenschwester ins Wort.
    »Ja, genau ...«, antwortete er und wollte erklären, aber schon wieder war die Frau schneller: »Leider nicht mehr da, meine beiden Kolleginnen und ich haben den Pflegedienst übernommen.«
    ›Hui‹, dachte der Kommissar, ›wenn die genauso schnell pflegt, wie sie spricht, dann muss man doch an der Arbeitsqualität und Gründlichkeit etwas zweifeln.‹
    Lindt zeigte sich überrascht: »Ich war einige Tage in Urlaub, aber letzte Woche war er noch ...«
    »Seit gestern«, lächelte ihn die Schwester an und ihr Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Enthusiasmus und der Vorfreude aufs große Geld wider. »Zwanzig Jahre angestellt im Krankenhaus und endlich selbständig, ein tolles Gefühl!«
    »Das kann man Ihnen direkt ansehen«, schaltete sich Paul Wellmann ein. »Na dann, herzlichen Glückwunsch zur Eröffnung und allzeit genug ... äh ... was kann man denn wünschen? Genug bettlägerige Patienten vielleicht?«
    Sie verzog das Gesicht: »Über mangelnde Arbeit können wir uns nicht beklagen, denn die Pflegeheime sind sehr teuer und deshalb werden immer mehr alte Leute zuhause gepflegt – sicherlich zukunftsträchtig.«
    »Was macht denn der Herr Weinbrecht jetzt?«, lenkte Lindt das Gespräch flugs in eine andere Richtung.
    »Also momentan zieht er gerade aus«, zeigte die Krankenschwester auf die Umzugswagen. »Wir brauchen nämlich das ganze Haus, um noch eine Tagespflege einzurichten.«
    Sie schien lieber über ihre Firma, als über den Vorgänger zu sprechen.
    »Und wo zieht er hin?«, fragte der Kommissar etwas gedehnt und überdeutlich, um endlich zu erfahren, was er wissen wollte.
    »Soviel ich weiß, direkt nach Jugoslawien, also nein, so heißt das ja nicht mehr.

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