Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
Vom Netzwerk:
uniformierten Kollegen am Funk die Lage der Unfallstelle ganz genau beschreiben.
    Er nahm eine Wolldecke aus dem Kofferraum des Dienstwagens und breitete sie auf dem Waldboden aus.
    Schweigend setzte sich Weinbrecht darauf, liegen wollte er nicht.
    Pflichtgemäß belehrte Wellmann ihn über seine Rechte und erklärte ihn für vorläufig festgenommen.
    »Wieso um alles in der Welt sind Sie denn nur vor uns abgehauen?«, wollte Lindt wissen, aber er bekam keine Antwort.
    Weinbrecht schwieg und schloss die Augen.
    Die Beamten nahmen das Fahrzeug und die Umgebung näher in Augenschein.
    Die Kiefernstämme auf dem Lkw hatten den Wagen regelrecht eingekeilt. Bis zum Boden war gerade so viel Platz, dass der Mercedes erst darunter passte, dann oben am Dach streifte und dadurch immer mehr abgebremst wurde.
    »Glück im Unglück«, konstatierte Wellmann.
    Der Fahrer des Holztransporters nickte. »Der hat genau die richtige Höhe. Vor vier Jahren ist mir auf der Autobahn ein Sprinter hintendrauf, so ein überschneller Kleintransporter. Dort sitzt man höher, meine Ladung beim Fahrer leider in Brusthöhe. War sofort tot, nichts mehr zu machen, kein schöner Anblick.«
    Alle schwiegen betreten.
    »Ein normaler Pkw hätte unter dem Stammholz durch gepasst und wäre hinten auf den Anhänger geprallt«, malte sich Wellmann aus, was mit ihnen hätte geschehen können.
    »Bei der Geschwindigkeit hat es für ihn ...«, Lindt versuchte den Unfallhergang zu rekonstruieren und schaute zu dem am Boden sitzenden Weinbrecht, »... und seinen schweren Wagen einfach nicht mehr gereicht. Wegen dem dichten Unterholz konnte er nicht um die Abzweigung sehen und dann war der Bremsweg eindeutig zu lang.«
    »Und keine Chance, auszuweichen!« Sein Kollege zeigte auf die noch nicht verladenen Kiefernstämme, die auf beiden Seiten des Waldweges neben dem Lastzug gestapelt waren.
    Die Sirenen der Rettungsfahrzeuge waren in der Ferne zu hören und kamen schnell näher.
     

18
    Rechtsanwalt Baumbach saß gerade bei Latte Macchiato in einem sonnigen Straßencafé nahe seiner Kanzlei und überlegte, wie er den weiteren Tag angenehm gestalten könnte. Aktuelle Fälle hatte er im Moment nicht. Ohne Klienten kein Einkommen, das war bis vor wenigen Wochen noch seine Hauptsorge gewesen, aber dank der Erbschaft, die ihm der Onkel hinterlassen hatte, brauchte er sich den Tag nicht mit dem Gedanken an Arbeit zu verderben.
    Selbst nach Abzug der Erbschaftssteuer waren noch mehr als 900.000 Euro übrig und auch der Verkauf des Hauses musste eine gute halbe Million einbringen.
    Eine vernünftige Anlage für das große Vermögen hätte sich angeboten, aber momentan dachte er mehr daran, wofür er es ausgeben könnte. Das fabrikneue Saab-Cabrio war seine erste Anschaffung gewesen und die lächerlich geringe Summe von 40.000 Euro, die er in der Spielbank von Konstanz an einem Abend verloren hatte, bereitete ihm keinerlei Kopfzerbrechen.
    Ein Penthouse schwebte ihm vor – oder sollte er doch die Hypothek für seine jetzige Wohnung ablösen?
    Eine Reise nach Amerika vielleicht? Das Spielerparadies Las Vegas war schon lange der Traum seiner schlaflosen Nächte gewesen. Gigantische Gewinnchancen lockten in der riesigen Wüstenstadt.
    Er merkte, wie ihn das Zockerfieber wieder packte. Die Schmach, sich in Baden-Baden sperren zu lassen, wo ihn doch jeder kannte, saß immer noch tief. Dass sein Onkel so etwas von ihm verlangt hatte, würde er ihm nie vergessen.
    Jetzt allerdings ... ein volles Bankkonto entschädigte wieder für die erlittenen seelischen Grausamkeiten.
    Alt genug war der Richter ja auch schon gewesen ... und seine angeschlagene Gesundheit ... eine echte Erlösung ... gut, dass er so überraschend und trotzdem so friedlich eingeschlafen war ...
     
    Leider entdeckten zwei vorbeifahrende Kriminalbeamte den in der Sonne sitzenden und vom Geldausgeben träumenden Rechtsanwalt, was eine schlagartige Verschlechterung seiner gerade noch so angenehmen Situation bedeutete.
    »Herr Baumbach, schön, Sie hier zu treffen«, begrüßte ihn der Kommissar. »Wir kennen uns ja schon. Lindt, Oskar Lindt, Kripo Karlsruhe, Dezernat für ungeklärte Todesfälle. Auch an meinen Kollegen Wellmann erinnern Sie sich bestimmt noch – Stichwort Hausbesichtigung.«
    Zögerlich ergriff der Anwalt Lindts ausgestreckte Hand und bot den beiden Kommissaren einen Platz an.
    »Eigentlich wollten wir Sie bitten, uns zu begleiten«, meinte Lindt und blieb stehen.
    »Begleiten? Wieso? Wohin?

Weitere Kostenlose Bücher