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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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komplett das Denken ein. Ein Notstromaggregat hält mein Gehirn am Laufen. Sämtliche Zellen in meinem Körper schreien, sehnen sich danach, dass David seine Arme um mich schlingt. Eine einzige Berührung, mehr bedarf es nicht, damit ich den Verstand verliere. Aber das Notstromaggregat erfüllt seinen Zweck. Noch. Noch denke ich mit dem Kopf. Und nicht mit dem Herzen. Zum Glück.
    » Miriam. « Schon allein, wie er meinen Namen ausspricht, macht mich ganz wuschig. Melodiös und verspielt.
    »Ich … äh … ich weiß nicht, was du meinst«, entgegne ich herablassend und nutze Davids kurze Verblüffung, um mich unter seinem Arm hindurchzuducken.
    David dreht sich zu mir um, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben. Er grinst. »Wir sind mit diesem Gespräch noch nicht fertig, Schatz, noch lange nicht.«
    »Hmpf«, mache ich und trabe wutschnaubend ins Esszimmer. Aufgeblasener Vollidiot!
    »Hoffentlich haben Sie Appetit mitgebracht, David.«
    Meine Mutter reicht die Platte mit dem Rinderbraten an David. Er lächelt höflich und nimmt sich wie zur Bestätigung eine große Scheibe, die er in ordentlich Soße ertränkt.
    Ich kann mir ein Stöhnen nicht verkneifen. Meine Hoffnung, dieses Essen im Schnelldurchgang über die Bühne zu bekommen, zerschlägt sich mit einem lauten Knall.
    Das Universum ist momentan echt nicht auf meiner Seite! Von meinen Eltern ganz zu schweigen, die wie ein paar aufgekratzte Bienen auf Speed um David herumschwirren und ihn nötigen, ordentlich zuzugreifen. Als ob David vom Fleisch fallen würde. Eltern können sooooo peinlich sein!
    »Schmeckt es dir nicht, Schatz?«, fragt mein Vater und deutet auf meinen Teller, wo eine einzelne Kartoffel in einem Klecks brauner Soße badet.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Miriam!«, zischt meine Mutter angespannt.
    »Sie ist nur nervös wegen heute Abend«, erklärt David meinen Eltern mit seinem perfekten Schwiegersohn-Lächeln und drückt beruhigend meine Hand.
    Wenn Blicke töten könnten, dann befände sich auf dem Stuhl neben mir jetzt ein Aschehäuflein.
    Meine Mutter lacht geziert. »Unsere Tochter befürchtet, wir blamieren sie vor Ihnen. Als ob wir das jemals täten! Wir wollen schließlich nur das Beste für sie.« Mein Vater nickt bekräftigend. »Wenn ich da nur an Miriams frühere Freunde zurückdenke. Ach herrje! Aber bei Ihnen brauchen wir uns ja zum Glück keine Sorgen zu machen.«
    Danke, Mama! Ich hatte schon Angst, die Peinlichkeiten müssten bis zum Dessert warten.
    Verbissen presse ich die Zähne zusammen und stochere lustlos in meinem Essen herum. Wieso tue ich mir das eigentlich an?
    Statt meinen Eltern hier und jetzt klipp und klar die Wahrheit zu sagen, spiele ich dieses absurde Spielchen weiter mit. Als ob alles in Butter wäre. Dabei ist nichts in Butter. Absolut nichts.
    »Sagen Sie, David, wie kommt es, dass Sie ausgerechnet in Wismar ein Fotoatelier eröffnet haben?«, will mein Vater wissen, während er Wein nachschenkt. »Das ist für jemanden in Ihrem Alter recht ungewöhnlich. Normalerweise verlassen die jungen Leute Wismar, und nicht umgekehrt.«
    »Keine Sorge, Papa. David wird Wismar bald wieder verlassen. Ist es nicht so, Bärchen?«, flöte ich und klimpere unschuldig mit den Wimpern.
    David legt das Besteck zur Seite und zieht hörbar die Luft ein. Die Halsschlagader pumpt verdächtig, die linke Hand ist zur Faust geballt. Er ist wütend. Stinkwütend.
    Für einen Moment befürchte ich, dass er aufsteht und die Sauciere über meinem Kopf ausgießt. Als Revanche für die Torte von heute Nachmittag. Aber natürlich ist David dazu viel zu diszipliniert. Einen Wimpernschlag später hat er sich bereits wieder voll unter Kontrolle.
    »Das sollte eine Überraschung werden, Schatz«, meint er vorwurfsvoll und schüttelt enttäuscht den Kopf. Er spielt seine Rolle perfekt. Nicht einen Moment lässt er sich von mir aus der Ruhe bringen, was mich tierisch auf die Palme bringt.
    Verärgert schmeiße ich meine Serviette auf den Tisch. »Eine Überraschung? Ach, so nennt man das also!«
    Meine Eltern tauschen verunsicherte Blicke aus.
    »In der Tat. Ich wollte mit dir nächstes Wochenende nach Berlin fahren, aber die Überraschung hast du mir gründlich verdorben.«
    »Äh …« Mit offenem Mund starre ich ihn an. Das verschlägt mir die Sprache.
    »Dass du immer so neugierig sein musst«, klagt meine Mutter mit einem tiefen Seufzen, »schon als Kind waren die Weihnachtsgeschenke nie vor dir sicher.«
    »Mama!«
    »Unsere

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