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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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aber die glaubt ja auch, dass die biologische Uhr bereits mit zwanzig tickt.
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Ich hole tief Luft. Sich um mich zu sorgen, muss das neue Hobby meiner Mutter sein.
    »Zwischen David und mir könnte es gar nicht besser laufen«, entgegne ich mit Nachdruck. »Wir haben beide unsere Freiräume, treffen uns je nach Lust und Laune und gehen uns somit nie auf die Nerven.«
    Meine Mutter guckt skeptisch. Sie kauft mir diese Art von »offener Beziehung« nicht wirklich ab. Sie kennt mich dummerweise zu gut. Denn ich neige von jeher dazu, eine furchtbare Klette zu sein. Wieso auch nicht? Wenn ich einen Freund habe, will ich den so oft es geht sehen. Und nicht nur einmal im Monat, wenn es ihm gerade passt. Das wäre ja ungefähr so, als ob ich einen Escort-Service anrufen würde, weil ich nicht alleine ins Kino gehen mag. Und was veranstaltest du mit David?, meldet sich meine vorlaute innere Stimme zu Wort.
    Einspruch!
    »Du wirst auch diese Beziehung ruinieren«, stellt meine Mutter in ihrer unnachahmlichen Art fest, die deutlich macht, dass ich nicht mehr zu retten bin.
    »Und warum, bitte schön?«
    »Zu einer richtigen Beziehung gehört ein vernünftiges Sexualleben. Was man von dir keineswegs behaupten kann, so wie du dich gebärdest.« Meine Mutter schüttelt abschätzig den Kopf. Sie scheint sich tatsächlich für mich zu schämen. Weil ich keine Nymphomanin bin. »Da waren dein Vater und ich früher ganz anders«, setzt sie noch einen drauf. »Wo wir uns überall gelie–«
    Gott sei Dank unterbricht in dem Moment die Türklingel meine Mutter.
    Erleichtert stürze ich zur Haustür, ehe es richtig peinlich wird. Meine Ohren bluten bereits.
    Vor der Tür wartet die nächste Katastrophe.
    »Was willst du denn hier?« Ich versuche gar nicht erst, meinen Ärger zu verbergen.
    »Wir waren verabredet, schon vergessen?« David lächelt entwaffnend. In seinem schwarzen Sakko und dem weißen Hemd, die oberen drei Knöpfe wie üblich nicht geschlossen, frisch rasiert und die Haare mit einem Hauch Gel gebändigt, sieht er aus wie ein Dressman. Also das genaue Gegenteil von mir. Ich könnte als Aschenputtels Zwillingsschwester durchgehen.
    »Muss mir glatt entfallen sein!«, zwitschere ich betont liebenswürdig und zupfe an meinem verwaschenen, zeltähnlichen Joggingoberteil herum.
    Er lacht. »Deine Mobilbox hilft dir auf die Sprünge.«
    Richtig, da war doch was. Ich erinnere mich dunkel, dass David mir angedroht hatte, mich am Freitag (also heute) zum Essen abzuholen. Notfalls in Handschellen, sollte ich mich weigern. Tja, Handschellen hat er nicht dabei, aber ich kann nicht behaupten, dass mich das sonderlich beruhigt. Denn er guckt wild entschlossen und zu allem bereit. Ich sollte mir rasch eine gute Ausrede einfallen lassen, um David schnellstmöglich wieder loszuwerden. Wenn meine Mutter ihn erspäht, kann ich mir an drei Fingern abzählen, was mir bevorsteht.
    »Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aus der Verabredung wird nichts«, antworte ich mit entsprechend betrübtem Gesichtsausdruck, nahe an der Tränengrenze. »Ich habe meiner Mutter versprochen … den … den Garten umzugraben.«
    David blinzelt verblüfft. »Im Hochsommer?«
    »Jaaahaa, im Hochsommer.«
    »Interessant. Bisher dachte ich, der Garten wird im Herbst umgegraben – nach der Ernte.«
    Äh. Ups?
    »Wer ist es denn, Miriam?«
    Scheiße!
    Mama!
    Reflexartig knalle ich David die Tür vor der Nase zu, aber er schiebt im letzten Moment seinen Schuh dazwischen. Die Eingangstür schwingt knarzend zurück und verfehlt nur knapp mein Schienbein. Wütend funkele ich ihn an.
    »Wenn es wieder der Mann mit dem Gurkenhobel ist, sag ihm, wir kaufen nichts«, ruft meine Mutter vom oberen Treppenabsatz.
    David kichert leise.
    Ich lehne mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür, aber der verdammte Turnschuh gibt keinen Zentimeter nach. Verdammter Mist!
    In letzter Verzweiflung stelle ich mich auf die Zehenspitzen und starte den jämmerlichen Versuch, David hinter meinem Rücken zu verstecken. Er überragt mich zwar um mehr als einen Kopf, und meine Mutter ist leider nicht mit totaler Blindheit geschlagen, aber vielleicht löst er sich ja doch noch in Luft auf.
    »David! Was für eine Überraschung. Gerade haben wir uns über Sie unterhalten«, gurrt meine Mutter, ein erfreutes Lächeln auf den Lippen.
    David schüttelt brav die Hand meiner Mutter. »Dann hat Miri unser Jubiläum ja doch nicht vergessen.«
    Hinter meinem

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