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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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unterbricht mich Wyatt, als ich gerade einer besonders hartnäckigen Eispartie mit meinem Reiseföhn zu Leibe rücke.
    Er sieht sich um. »Wie lange putzen Sie jetzt schon?«, fragt er mit erhobener Stimme, um den Föhn zu übertönen.
    »Ach, bloß gestern Abend und ein paar Stunden heute Morgen.« Ich zeige auf den Kühlschrank. »Sie müssen so ein doppeltkohlensaures Natronzeugs zur Geruchsneutralisierung besorgen. Damit bleibt alles frisch und appetitlich.«
    »Ich frage Dolores«, schreit er. »Sie putzt bei mir.«
    Der Name kommt mir bekannt vor. »Die Köchin aus dem Diner?«
    Er nickt. Jetzt erinnere ich mich an sie - eine rotwangige, kräftig gebaute Dame.
    »Aber hier drin kann sie nicht putzen.« Er deutet zu der Wendeltreppe. »Ihre Knie machen ihr zu schaffen.«
    Ich schalte den Föhn aus. Wieder einmal herrscht unbehagliches Schweigen.
    Dann reden wir beide gleichzeitig los.
    »Danke fürs Putzen.«
    »Danke für die Unterkunft.«
    Wyatt lehnt sich an die Arbeitsfläche. »Kein Problem.« Ich habe den Eindruck, er versucht gastfreundlich zu erscheinen. Vielleicht hat Mr. Horner ihm bisher nur eine Vier gegeben. »Muss eine ganz schöne Umstellung für Sie sein, in so einem kleinen Ort wie dem hier.«
    Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, ihm zu verraten, dass ich den Job angenommen habe, weil ich dachte, er brächte
mich nach New York. »Ich wollte immer schon mal nach Ohio«, sage ich ernst.
    »Wirklich?«
    »O ja. Das ist ein Kindheitstraum von mir.«
    Offenbar weiß er nicht, was er dazu sagen soll. Schließlich fragt er: »Wie geht es denn Ihrem Verlobten damit, dass Sie so weit weg sind?«
    Jetzt ist es an der Zeit, dieses Missverständnis aufzuklären und schlicht zuzugeben, dass ich mir den Ring selbst gekauft habe. Außerdem muss ich Wyatt sagen, dass ich nicht die Babyflüsterin von Southfields bin und keine eigene Fernsehshow habe.
    »Stephen unterstützt mich sehr bei meiner Karriere …«, hebe ich an, sorgsam um die richtige Wortwahl bemüht.
    Wyatt pfeift leise durch die Zähne. »Er ist ein international operierender Anwalt, richtig? Ich hab mit ein paar hochkarätigen Juristentypen zu tun gehabt, als wir meine Verträge ausgehandelt haben. Die Jungs arbeiten hart und leben ihr Leben auf der Überholspur. Mann, ich schätze, die leben von Whisky pur und kubanischen Zigarren.«
    O ja, das ist Stephen, wie er leibt und lebt. Ich sehe ihn vor mir, wie er sich morgens sein Actimel reinkippt und dann den Fahrradhelm festzurrt.
    »Er arbeitet mit Sicherheit hart«, murmle ich. Dann nehme ich allen Mut zusammen. »Ich bin übrigens nicht die Babyflüsterin von Southfields.«
    Er hebt eine Braue. »Ach was.«
    »Ich habe es im Scherz gesagt, und sie haben mich ernst genommen.«
    »Ich weiß, Alice.«
    »Bitte sagen Sie doch Alan zu mir.«
    Zu meinem Erstaunen kräuseln sich seine Mundwinkel
fast unmerklich, was bei Wyatt wohl als Lächeln durchgeht. Um diesen bedeutsamen Durchbruch nicht zu gefährden, beschließe ich, ihm die Sache mit dem Ring später zu erklären - oder auch gar nicht. Schließlich werde ich bald weg sein, und einmal im Leben ist es ja auch eine durchaus aufregende Erfahrung, einen hochkarätigen, Zigarre rauchenden Verlobten zu haben. Vielleicht fährt er ja einen Porsche. Nein, einen Aston Martin. Wir gehen zu Polospielen und Vorbesichtigungen von Kunstausstellungen. »Miss Fisher«, sagt der Museumsdirektor und nimmt mich beim Arm, »darf ich Sie um Ihre Meinung zu unserem neuen Renoir bitten?« Leider muss mein Verlobter am Wochenende manchmal arbeiten, um kleinere Länder vor dem Bankrott zu retten. Aber er kommt immer mit einem hübschen Geschenk nach Hause. »Das habe ich im Flughafenshop in Genf gesehen«, sagt er und legt mir ein Diamantarmband um. »Hoffentlich ist es nicht zu übertrieben?« Mein Verlobter zieht mich an sich. »Ich dachte, es könnte zu deinem Hochzeitsdiadem passen.«
    Wyatt räuspert sich. »Tja dann, sagen Sie Bescheid, wenn Sie irgendwas brauchen. Ich bringe später noch mehr Holz vorbei.« Er geht.
    Den restlichen Tag geht es zu wie im Taubenschlag. Zuerst kommt Mr. Horner mit einer Auswahl von Broschüren der Historischen Vereinigung von Barnsley, die er zum Großteil selbst geschrieben hat. »Ich dachte mir, das hier könnte Ihnen besonders gefallen, Alice: ›Farmwesen und Familie: Barnsley um 1900‹.«
    Nach Mr. Horner kommt Rachel mit Baby Dale in seinem roten Schneeanzug von Lands’ End. Wir trinken Kaffee und essen

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