Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Alice.«
»Danke«, sage ich, voll darauf konzentriert, die Spruchbänder für das nächste Geburtstagsfest eines Zwölfjährigen, bei dem ich die Gastgeberin spielen darf, zusammenzurollen.
»Ja, ich glaube, Casey hat es großen Spaß gemacht. Sie haben eine Menge für ihn getan, Alice.«
Ich gebe keine Antwort, weil ich mich dafür wappne, die Ballons platzen zu lassen.
Dann wende ich mich meinem Kuchen zu, von dem der größte Teil noch auf dem Küchentisch steht. Heidis Torte ist komplett aufgegessen. Casey, Connor und Jackson haben die Marzipankuh in ihre Einzelteile zerlegt.
Ich greife nach meinem Victoria-Biskuitkuchen. Bilde ich es mir nur ein, oder ist er ein bisschen eingesunken? Nein, keine Einbildung. Ich marschiere Richtung Mülleimer.
»Sie wollen ihn wegschmeißen?«, fragt Wyatt.
»Ja. Das ist wohl die barmherzigste Lösung. Seinem Elend ein Ende machen.«
Er grinst mich schon wieder so an.
»Ich glaube, ich habe das Backpulver vergessen«, sage ich kläglich.
»Er hat super geschmeckt«, sagt Wyatt beinahe überzeugend.
Ich gebe ihm mit einem Blick zu verstehen, dass ich auf solche Sprüche nicht hereinfalle, und kratze die Reste von der Platte in den Müll. Dann räume ich die Geschirrspülmaschine ein. Wyatt hilft mit und schnappt sich ein paar Teller.
»Nein! Die muss man erst abspülen«, sage ich und entwinde sie seinem Griff.
»’tschuldigung. Ich vergesse immer, dass man sie erst spülen muss, bevor sie in die Geschirrspülmaschine kommen.«
Ich beachte ihn nicht weiter.
»Und«, sagt er, an die Arbeitsfläche gelehnt. »Was halten Sie von meinen choreographischen Talenten?«
Wider Willen muss ich lächeln. »Ich war sehr froh darum. Aber ich würde sagen, sie sind ebenso wie Ihre Talente als Songschreiber - ein bisschen eingerostet.«
»Autsch.«
Das ist ein weiteres fortlaufendes Thema bei unseren Witzeleien. Doch unser lockerer Schlagabtausch hat einen ernsten Unterton. Beim Abspülen der Kaffeebecher geht mir durch den Kopf, dass ich nach wie vor nicht das erreicht habe, wozu ich hergekommen bin - Wyatt wieder zum Schreiben zu bewegen. Ja, gut, mit meiner Talentsuche vor Ort habe ich einige Fortschritte zu verzeichnen. Erst vor Kurzem konnte ich Brent in einer ausführlichen E-Mail mitteilen, dass die Mitglieder der Straßeninspektion von Scott County sich mit einem neuen Schlagzeuger und einem aktuelleren Repertoire zu neuen Höhen aufschwängen. Sie nehmen nun die Neunziger in Angriff, darunter eine ambitiöse Coverversion von »Wonderwall«. Außerdem berichtete ich, dass Madison enorme Fortschritte mache. Brent schrieb zurück, ich müsse mich nicht jede Woche melden, ein Update alle sechs Wochen genüge vollauf. Doch trotz dieser Erfolge nagt weiterhin die Unzufriedenheit an mir.
Wyatt pflückt sich Traube um Traube aus der Schale auf der Arbeitsfläche. »Meinem Eindruck nach haben Sie hier in Barnsley genug zu tun. Um mich brauchen Sie sich keinen Kopf zu machen.«
»Ihretwegen bin ich aber hier«, erinnere ich ihn.
Er zuckt mit den Achseln. »Sie sind meinetwegen gekommen. Ich würde sagen, Sie haben seither durchaus eigene Zeichen gesetzt.«
O ja, ganz bestimmt. Mein Halbmondkuchen hat vermutlich eine eigene Seite auf der Website der Historischen Vereinigung von Barnsley verdient - Pest erreicht Barnsley!
»Sind Sie fertig mit Aufräumen?«, fragt Wyatt hoffnungsvoll.
»Nein. Ich muss noch den Fußboden wischen«, sage ich und hole den WetJet Power Mop von Swiffer aus dem Putzschrank. (Er ist nagelneu, ein Geschenk von mir für Wyatt. »Ich bin sprachlos«, sagte er, als ich es ihm überreichte.)
Wyatt schüttelt den Kopf. »Nein, müssen Sie nicht.«
»Doch, muss ich.«
Wyatt nimmt mir energisch den Mopp aus der Hand, hält ihn hinter seinem Rücken und mich in Schach, als ich vergebens danach grapsche.
»Wir werden jetzt an einer amerikanischen Tradition teilhaben«, erklärt er kategorisch.
»Was denn, den Küchenboden ungeputzt zu lassen?«, frage ich mürrisch.
»Nein, auf der Veranda Eistee zu trinken und der Sonne beim Untergehen zuzusehen.«
»Na gut«, sage ich widerwillig. »Aber erst muss ich mich mit meinem Mückenmittel einsprühen.« Mücken sind für mich eine echte Landplage.
Wir gehen durchs Wohnzimmer hinaus auf die Veranda, die Ausblick auf einen kleinen Gemüsegarten und ein tiefer liegendes Feld bietet. Hier etwas anzubauen, ist ein Kinderspiel, weil jeden Tag die Sonne scheint, und dann regnet es ein bisschen, bis die Sonne
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