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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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zufolge ist dabei die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft worden. Und wenn dann ein Fest gefeiert wurde, kam die Hälfte der Gäste nicht, weil sie tot waren. Deshalb ging man dazu über, nur einen halben Kuchen zu machen.«
    »Wow«, sagt Bruce. »Das ist aber wirklich eine interessante geschichtliche Tatsache, Alice.«
    »Hmmm«, kommt es von Heidi. »Ich habe noch nie was davon gehört.«
    »Wir Briten sprechen nicht allzu viel darüber. Aber es zählt zu unseren stolzen Traditionen. Heinrich der Achte ist bei den Geburtstagen all seiner sechs Frauen danach verfahren.« Wyatt wirft mir einen langen, prüfenden Blick zu. Aber jetzt habe ich mich schon zu tief hineingeritten. »Traditionell beginnen sämtliche Kindergeburtstage in Großbritannien mit einer Schweigeminute zum Gedenken an alle, die der Pest zum Opfer gefallen sind.«
    Dolores stellt ihren Teller ab, den sie mit Pastete, Sandwichs, Brownies und Spinat-Dip vollgeladen hat. »Oooh, Alice. Ich fühle mich ganz schrecklich, jetzt was zu essen, wo ihr damals so gelitten habt.«
    Rachel ist immer sehr einfühlsam. »Du liebe Zeit, Alice. Du musst ja denken, wir hätten keine Manieren.« Sie greift nach Wyatts Teller. »Leg das Sandwich hin, Wyatt.«
    Bruce kommt her und legt mir die Hand auf die Schulter. »Es tut mir so leid, Alice. Bitte - nur zu.«

    »Was?«
    »Wir müssen eine Schweigeminute einlegen.«
    »O ja, Alice«, sagt Heidi. »Und dann können Sie ein paar passende Worte zu dem Anlass sagen.«
    »Stellt euch im Kreis auf«, sagt Bruce. »Halten wir uns an den Händen!«
    Wir bilden eine Runde. Ich halte Caseys und Bruces Hand und räuspere mich. »Wir werden nunmehr nach britischer Tradition eine Schweigeminute einlegen«, sage ich. Vielleicht vergessen sie ja, dass ich was sagen soll.
    »Bevor Sie zu uns sprechen«, setzt Heidi hinzu.
    Ich schließe die Augen. Es ist totenstill, nur Casey schuffelt neben mir mit dem Fuß. Wieder herrscht gähnende Leere in meinem Hirn. Das einzige Bild, das mir vor Augen steht, ist Bob, der einen Krabbentoast isst und über die Pest redet. Wir stehen eine Minute so da, und dann noch eine. Bruce hüstelt. Heidi hüstelt.
    Ich mache den Mund auf und wieder zu. Genau, ich muss einfach lockerlassen und sagen, was mir gerade in den Sinn kommt. Ich öffne die Augen. Alle anderen haben ihre noch geschlossen und die Köpfe gesenkt, außer Wyatt, der mich angrinst. Ich starre ihn in heller Panik an wie ein Kaninchen, das bei einer fetten Lüge erwischt worden ist. Ich bin vollständig gelähmt.
    Dann sagt Wyatt beiläufig: »Haben Sie nicht etwas vergessen, Alice? Als ich so was zum letzten Mal miterlebt habe, gab es danach einen Tanz.«
    »Einen Tanz«, wiederhole ich mit schwacher Stimme.
    »Ja«, sagt er sachlich. »Einen Tanz zur Feier für alle, die die Pest überlebt haben.«
    Bevor ich einen Gedanken fassen kann, fängt er an, »Greensleeves« zu pfeifen, kommt quer durch das Zimmer
auf mich zu und hakt sich bei mir ein, wirbelt mich herum und lädt mich neben Bruce ab, der seinem Beispiel folgt. Dolores humpelt zu Heidi und nimmt ihren Arm, und nach kurzem Zögern packt Rachel sich Baby Dale auf die Hüfte und hakt sich bei Casey ein. Connor und Jackson wechseln einen Blick und verziehen sich. Dann tauschen wir allesamt die Partner und absolvieren drei weitere Runden.
    Bruce strahlt übers ganze Gesicht. »Alice, vielen Dank, dass Sie uns an uralten britischen Traditionen teilhaben lassen. Es ist uns eine Ehre. Sie haben mich wirklich beflügelt, Großbritannien zu besuchen. Ich nehme an, Sie haben noch viele weitere solcher Gepflogenheiten.«
    Wyatt schaltet sich ein. »Jede Menge. Aber jetzt sollten wir uns mal dem köstlichen Kuchen widmen.« Er nimmt Casey beim Arm und lotst ihn zum Tisch. »Du willst doch sicher ein Stück von beiden , nicht wahr, Casey?« Er mustert ihn eindringlich.
    »Ich hätte gern ein Stück von beiden, bitte«, sagt Casey pflichtschuldig, ohne den Blick von Heidis Marzipankuh zu wenden.

26. KAPITEL
    Später, als alle weg sind, nehmen Wyatt und ich die Dekoration ab. Heidi wollte eigentlich nicht gehen, aber Wyatt sagte zu ihr, jemand müsste Casey nach Hause bringen. Es sind Kleinigkeiten wie diese, die mich in meiner Überzeugung bestärken, dass sie genau die Richtige für Wyatt ist. Er würde mir Casey nie auch nur für die kleinste Spritztour anvertrauen.

    Wyatt befreit die Spruchbänder von den Reißzwecken und reicht sie mir herunter.
    »Das war ein richtig gutes Fest,

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