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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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der Bulibascha von Otaci den Vorsitzenden der Schwarzhändlergilde von Dondușeni Sergej Wenjaminowitsch Zhurkow meint.
    »Ach, Wenjaminytsch meinst du …«, sagt der Major, »dem geht’s gut. Ist in Dondușeni. Wir haben vor Kurzem das Gildentreffen abgehalten; alles im grünen Bereich, wie man sagt. Ich bin grad dabei, unsere Produktpalette für den nächsten Monat fertig zu machen.« Mihailytsch tippt dezent auf das Ziffernblatt seiner Wostok-Uhr. »Weißt du, Bulibascha. Das ist ja alles schön und gut, nur muss ich jetzt noch nach Lwow fahren und es ist schon … du siehst es ja selbst. Und meine Frau ist im Sanatorium. Ihr geht’s nicht so gut, weißt.«
    Tudorel-Deomid Balmus nickt, steht auf, ergreift das dunkle Täschchen vom Tisch und hält es Mihailytsch entgegen.
    »Das mit Swetlana tut mir leid. Der Serge hat mir erzählt, dass deine Frau in Lwow auf Kur ist. Da habe ich mir gedacht, wenn schon Mihailytsch bei uns in Otaci vorbeikommt, was ja leider selten genug vorkommt, da kann man ja nicht mit leeren Händen dastehen.«
    Mihailytsch bedankt sich beim Bulibascha und wirft einen Blick ins Täschchen. Als er den Inhalt des eleganten Täschchens mit dem Chanel-Logo sieht, wird Mihailytsch blaß im Gesicht und spürt, wie ihm trotz der moldawischen Augusthitze eine schockierende Kälte den Rücken hochkrabbelt. Auf dem Gelände des EL GITANO riecht es nach Flieder, und in der Ferne entdeckt der Major den balzenden Franz Adolph, der sich mit seinem zu einem Rad aufgeschlagenen wippenden Schwanz einer grauen Pfauenhenne in den Weg stellt.
    Zhurkow verarscht mich schon wieder, die Kanaille.
    Mihailytsch versucht, seine Fassung zu bewahren, sich nichts anmerken zu lassen, bedankt sich herzlich für das teure Geschenk und küsst Bulibaschas Siegelring zum Abschied.
    Der Bulibascha winkt ab, als wäre es nur eine Kleinigkeit gewesen, und fügt entschuldigend hinzu:
    »Serge konnte mir leider nicht sagen, welche Büstenhalter deine Frau lieber mag, diese seitlich verschnürbaren Mieder-Negligés mit den zarten Spitzen, dem tiefen Ausschnitt und den fingerlangen Fransen oder die schlichten weißen, trägerlosen BH s. Also habe ich sicherheitshalber je zwei von jeder Sorte besorgt.«
    ZGB, ein Borsalino und Zhurkows Karpfen
    Nichifor der Reine erscheint.
    »Hast du nach mir gerufen, Bulibascha?«
    Der Bulibascha von Otaci kramt nach etwas auf seinem improvisierten Arbeitstisch. Ab und an kratzt er sich den Rücken mit der Känguru-Pfote, die ihm Nieren-Zwischenhändler Klaus aus Darmstadt von seinem Australien-Urlaub mitgebracht hat, wohl wissend, dass der Bulibascha von Otaci eine Schwäche für natürliche Massagegeräte hat. Im Hintergrund, im Schatten zweier Palmen, wacht eine Leibwächter-Troika über des Bulibaschas Wohlbefinden. Die drei sitzen in armenischen Faltsesseln, die auf einem usbekischen Teppich aufgestellt sind, und trinken georgischen Tee der Sorte » TEE . Georgisch. Extra«. Vor ihnen auf dem usbekischen Teppich döst eine Wildsau mit ausgestreckten Beinchen, vor Wonne leicht schnarchend, der Leibwächter in der Mitte krault der Bache die borstigen Haare auf dem Rücken; daneben eine Kabeltrommel und ein leistungsstarker Philips-Ventilator, der an der Kabeltrommel angeschlossen ist und in Bulibaschas Richtung die Luft abkühlt. Dahinter drehen sich die überdimensionalen Windmühlenflügel des EL GITANO und laden den Generator im Keller von Bulibaschas Windmühlen-Residenz auf, für den nächsten Stromausfall.
    »Nichifor, hast du das ZGB abgeholt?«
    »Welches ZGB ?«
    »Leut’n. Ihr solltet euch mal diese essenziell wichtigen Abkürzungen merken. Das Zivilgesetzbuch der Moldawischen SSR , um das ich dich gebeten habe.«
    »Das Büchlein, das bei einem Artikel über unbeaufsichtigtes Vieh aufgeschlagen war? Artikel 147?«
    »Genau das! Hast du’s gefunden?«
    »Freilich. Ich hab das gleich besorgt, nachdem wir deinen Borsalino aus der Reinigung geholt haben, ich und der Gawril.«
    »Ja, wunderbar. Und wo ist es jetzt, das Bücherl?«
    »Wieso? Wofür brauchst du denn das Ding jetzt ausgerechnet?«
    »Nichifor. Ich brauch’s eben.«
    »Ja, wofür denn?«
    Tudorel-Deomid Balmus, der Bulibascha von Otaci, fuchtelt drohend mit der Känguru-Pfote in der Hand, ihre ausgefahrenen Krallen auf die Gurgel des Reinen gerichtet, und lächelt: »Du mit deiner Zigeunerneugier, Nichifor. Die wird dich mal in die Bredouille bringen, du Hallodri. Also schau: Tante Rimma hat einen Streit am Hals wegen

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