Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
Vom Netzwerk:
Fingerabdrücke von einer Million Leute drauf! Das beweist gar nichts. Außerdem haben wir Hlebniks Boot gut präpariert. Da wird keine Spur von irgendwas sein. Es ist bestimmt schon längst untergegangen. Und dieses ZGB , einmal vollgetränkt mit Wasser, ist sowieso nutzlos und der Borsalino auch.«
    Der Reine spricht flehend auf den Bulibascha ein und hält schützend beide Hände vor Bulibaschas Petschaft an seiner Brust, da sich Koljas Ledersandalen der Größe 48 bereits in Bewegung gesetzt haben.
    Im letzten Augenblick stoppt Tudorel-Deomid Balmus Kolja und schickt ihn wieder zurück unter die Palme.
    »Also gut. Nichifor, komm her!«, sagt der Bulibascha, umarmt den bleichen Reinen und gibt ihm einen Kuss auf beide Wangen, als Zeichen der Versöhnung. Dem fügt Tudorel-Deomid Balmus, Nichifors rechte Wange tätschelnd, hinzu: »Wenn du nicht mein Neffe wärst, Nichifor, und ich meine gebräunte Hand nicht schützend über dich halten würde … Weißt du, was da mit dir schon längst passiert wäre? Nein? Dann sag ich’s dir: Du würdest irgendwo in einem schäbigen Flüchtlingslager in Hagen, Dieseldorf, Bonn, Berlin oder München in einem Großschlafraum vor dich hin vegetieren, von zwei Kopeken leben und auf deine Abschiebung warten. Wie die rumänischen Zigeuner. Jaja. Frag mal Nieren-Zwischenhändler Klaus, der weiß es. So. Aber Schwamm drüber! Wegen Rimma und Dosja. Mir ist da was Feines in den Sinn gekommen. Folgender neuer Auftrag, Nichifor: Schnapp dir bitte ein bisschen Geld aus einer deiner Chiquita-Bananen-Kisten und such eine bewohnbare Zweizimmerwohnung zu einem vernünftigen Preis hier in Otaci, in Mogiljow-Podolski oder in Soroca. Alles klar? Wenn du eine findest, meldest du dich wieder bei mir, sagst mir den Preis und schlägst erst zu, nachdem du den Deal mit mir abgesprochen hast, ja, Wiffzack ?«
    »Du willst Tante Rimma eine Wohnung schenken, wie der Kaspirowskij vorhin?«
    Tudorel-Deomid Balmus grinst.
    »Müllerin von Pforte 1! Müllerin von Pforte 1! Bitte kommen …«, rauscht Gawrils Stimme aus dem Funkgerät auf Bulibaschas Tisch.
    Der Reine küsst Bulibaschas Siegelring, holt des Zigeunerhauptmanns von Otaci Petschaft unter seinem Hemd hervor, küsst es mit Poklon und eilt emsig seiner Wege, ohne noch irgendetwas zu fragen.
    Der Bulibascha von Otaci geht indes die erdachte Lösung für das Problem mit Tante Rimma und der alten Dosja noch einmal für sich durch:
    Er wird Tante Rimma bitten, der alten Dosja die reklamierten vier Milchziegen und zwanzig Enten zu geben. Als Entschädigung dafür wird er Tante Rimma die Zweizimmerwohnung schenken. Dann wird er die Dosja dazu verdonnern, zweimal die Woche in Rimmas neuer Zweizimmerwohnung zu putzen, als Wiedergutmachung dafür, dass Tante Rimma zwei Monate lang unentgeltlich auf Dosjas Vieh aufgepasst hat.
    »Müllerin von Pforte 1! Müllerin von Pforte 1! Bitte kommen …« Damit sollten alle Parteien zufriedengestellt sein, sagt sich Tudorel-Deomid, nimmt zufrieden einen großzügigen Schluck aus seinem Ziegenmilch-Krug und lächelt Guru Kaspirowskijs Foto auf seinem improvisierten Schreibtisch an.
    »Müllerin von Pforte 1! Müllerin von Pforte 1! Bitte kommen …«
    Der Bulibascha nimmt das Funkgerät zur Hand, drückt auf einen Knopf und spricht entspannt in den Apparat hinein:
    »Hier Müllerin. Ich höre dich, Pforte 1!«
    Dann lässt Tudorel-Deomid den Knopf aus, um die Antwort zu hören.
    »Birke 2 hat eine Kühlbox für dich hinterlassen. Ich wiederhole: Birke 2 hat eine Kühlbox für dich hinterlassen. Kommen.«
    Der Bulibascha drückt wieder auf den Knopf.
    »Birke 2? Die Birke 2, die soeben noch hier war? Kommen.«
    »Ich bestätige, Birke 2. Kommen.«
    »Das schau ich mir mal an, Müllerin Ende.«
    »Hab dich verstanden, Müllerin. Pforte 1   Ende und Aus.«
    Ein kurzes Rauschen in der Leitung, das Geräusch eines Knopfes, der losgelassen wird, und dann wieder Funkstille.
    »Und warum hat dir Mihailytsch den Fisch nicht persönlich übergeben?«, wundert sich Gawril und schaut sich enttäuscht Zhurkows Karpfen an, der nun gar nichts Besonderes an sich hat und überhaupt keine Goldanteile aufweist. Daneben lediglich ein Jutesackerl, das genauso banal und schmucklos wirkt wie Zhurkows Karpfen selbst.
    Mihailytsch hat mich verarscht!
    Der Bulibascha von Otaci steht daneben mit einem erbsengrünen Zwei-Kopeken-Schulheft in der Hand und sucht mit dem Zeigefinger einen bestimmten Eintrag darin.
    »Ich werd’s dir sagen,

Weitere Kostenlose Bücher