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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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sauberen Hemden und einer neuen Garnitur Kleidung für jede von uns wurden gepackt, und irgendwie fand ich mich selbst angezogen und reisefertig wieder, einen Umhang um die Schultern und eine saubere weiße Haube auf dem Kopf. Sarah beschloss, den Rest unseres Zuckerwerks gegen die Pest vor die Tür zu stellen, damit die Armen es essen konnten (was sie natürlich sofort tun würden), weil sie der Meinung war, es würde die Ratten anlocken, wenn wir es im Haus ließen.
    »Und wer weiß? Vielleicht tun wir mit unseren Leckereien ja jemandem etwas Gutes«, sagte sie.
    Mein Magen krampfte sich vor lauter Furcht zusammen, als wir das Geschäft hinter uns abschlossen. Was würde geschehen, wenn jemand dahinter käme, dass wir mit falschen Papieren reisten? Würde man uns dann in ein Pesthospital schicken (was, wie ich gehört hatte, nicht viel besser war als eine Begräbnis—
    stätte)? Oder - noch schlimmer - was wäre, wenn die kleine Grace Pestkeime an sich hatte? Warum sollte sie verschont geblieben sein, wenn alle anderen aus dem Haus gestorben waren?
    Sarah verriegelte gerade die Tür, als ihr noch etwas einfiel. Sie ging wieder ins Haus und kam mit einem zusammengefalteten Leinentuch wieder heraus.
    »Wir dürfen nichts aus Abbys Haus mitnehmen«, sagte sie und steckte das Laken in die Tasche. »Aus Häusern, in denen die Pest ist, soll man nichts herausholen.«
    »Aber wir nehmen doch Grace mit...«
    »Wir werden darauf vertrauen müssen, dass sie gesund ist. Aber sie darf keine Kleidung oder Wickel tragen. Nichts, in dem Pestkeime stecken könnten.«
    Sie war gerade dabei, die Tür wieder zu verriegeln, als Mr. Newbery aus seinem Laden herauskam. »Ich mache zu«, sagte er. »Wozu soll ich Pergament und schönes Schreibpapier anfertigen, wenn es doch niemand kauft?« Dann warf er uns neugierige Blicke zu. »Schließt ihr euren Laden etwa auch? Ich dachte, euer Geschäft geht gut.«
    »Wir... wir gehen...«, stammelte Sarah.
    »... in die Kirche!«, beendete ich den Satz für sie.
    »Nun, das ist sehr löblich«, sagte Mr. Newbery. »Allerdings könnte es sein, dass ihr vor lauter herumliegenden Leichen nicht bis zum Eingang durchkommt!«
    »Wir werden es schon irgendwie schaffen, hinein-zugelangen und zu beten«, sagte ich fromm.
    »Und den Rest des Tages wollen wir in stiller Einkehr verbringen«, fügte Sarah hinzu.
    »Nun denn, sprecht auch ein Gebet für mich«, sagte Mr. Newbery. »Ich werde mich in den Drei Tauben auf die Kirchenbank setzen!« Er winkte uns zu und machte sich in die entgegengesetzte Richtung auf.
    Sarah und ich gingen ebenfalls los. Eine Zeit lang sagte keine von uns ein Wort, ich war tief in Gedanken versunken. Ich grübelte darüber nach, was uns wohl erwartete, und dachte auch an Tom, und als wir uns Doktor da Silvas Laden näherten, fragte ich, ob ich hineingehen dürfe, um mich von ihm zu verabschieden.
    »Es wäre mir lieber, wenn du es nicht tätest«, sagte Sarah. »Je weniger Leute von unserer Flucht aus London wissen, desto besser ist es.«
    »Aber Tom können wir vertrauen«, sagte ich bittend. »Und stell dir vor, was für Sorgen er sich machen wird, wenn er mich besuchen will und das Geschäft leer vorfindet. Er wird denken, dass wir beide der Krankheit anheim gefallen sind.«
    Sarah seufzte, doch schließlich erlaubte sie mir, zu ihm zu gehen. »Aber beeil dich«, sagte sie, als ich die Tür der Apotheke aufstieß. »Wenn Abby so furchtbar krank ist, kann jede Minute kostbar sein.«
    Tom war im Geschäft, und ich erklärte ihm und dem Doktor schnell, was los war. Sie machten sich große Sorgen um uns. Der Doktor gab mir einen
    Schlaftrank für das Baby, ein stark abführendes Elixier für Abby sowie zwei Zwiebeln, die sie rösten und auf die Beulen legen sollte, damit sie vielleicht aufgingen. Diese Dinge packte der Doktor in eine kleine Tasche, und dann sagte er Tom, er solle uns zum Haus Belle Vue begleiten, damit wir sicher dort ankämen.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mich gefreut, mit Tom durch die Stadt zu gehen, doch diesmal war es etwas ganz anderes. Wir beeilten uns alle drei sehr und sprachen kaum ein Wort, und wenn, dann flüsterten wir uns nur leise zu, was für grässliche Dinge uns begegneten. Leichen - ich sah mindestens drei - waren zum Abholen vor die Häuser gelegt worden, eine Frau schluchzte aus einem Fenster im obersten Stockwerk heraus: »Tot, alle tot!« Und ein nur mit einem Lendenschurz bedeckter Mann lief laut schreiend umher und bearbeitete

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