Zuckermond
nach derartigen Spielchen sehne ich mich auch. Aber es ist wirklich so verdammt schwer, einen guten Liebhaber zu finden. Hat Leonard nicht rein zufällig einen Bruder oder Freund, der auch derartige Qualitäten aufweist?“ Kathrin bekam einen verträumten Gesichtsausdruck. „Er hat einen Freund. Rafael. Er wohnt in der oberen Etage von Leonards Haus und ist zudem auch noch sehr attraktiv.“ „Waaas? Du wohnst mit zwei attraktiven Kerlen unter einem Dach und ich erfahre erst jetzt davon?“ Kathrin plusterte sich künstlich auf. „Rafael hat momentan verdammten Liebeskummer. Wegen eines Mannes.“ „Warum – hicks – sind die besten Männer eigentlich immer schwul?“, beschwerte sich Sabina und versuchte ihren quälenden Schluckauf mit einem großen Schluck Prosecco zu vertreiben. „Soviel ich weiß, ist Rafael nicht schwul, sondern bi. Da er allerdings auch als Callboy arbeitet, wird sich sicherlich ein Termin bei ihm finden.“ Sie lächelte Kathrin herausfordernd an. „Ich möchte einen Liebhaber, der mich will – weil ich bin, wie ich bin – und nicht weil ich ihn bezahle.“ „Ach!“ Helena hob mit süffisantem Grinsen eine Augenbraue. „Kannst du dich noch daran erinnern, wie du mir dazu geraten hast bei Leonard anzurufen, um ihn mir zu buchen?“ „Das war etwas anderes. Weil du eben genau diesen Mann wolltest. Ich habe mich aber auf keinen Mann festgelegt. Er muss lediglich gut im Bett sein und mich so richtig heiß wollen.“ „Diesbezüglich brauchst du dein Glück bei Rafael erst gar nicht zu probieren. Er muss in den nächsten Wochen erst wieder zu sich finden, um überhaupt wieder Platz für derartige Dinge in sich zu schaffen.“ „So lange kann ich nicht warten. Sabina, Schätzchen, was hältst du davon, wenn wir eine Kontaktanzeige aufgeben? Suche den perfekten Liebhaber für süße Stunden zu zweit… oder so ähnlich.“ „Ich weiß nicht.“ Sabina kicherte. Ihr Gesicht glühte und Helena sah ihr an, dass sie einen gewaltigen Schwips hatte. „Kontaktanzeige? Und dann?“ „Dann kommt es zum Blind Date. Ganz einfach.“ Helena kuschelte sich in die Polster und lächelte. Sie freute sich auf Leonard, konnte es gar nicht erwarten, seine glühenden Berührungen auf ihrem Körper zu spüren. „Blind Dates fand ich schon immer reizvoll“, schwärmte Kathrin weiter und schenkte Sabina noch ein Glas Sekt ein. Helena lehnte ab. Schließlich musste sie ja noch fahren. „Reizvoll, aufregend, und prickelnd. Wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was das nächste Stück enthält. Spannend wie Geschenke auspacken. Du weißt nicht, was du bekommst – hoffst, dass es das ist, was du dir wünschst – und oft ist es genau das eben nicht.“ Sie schloss die Augen, seufzte kurz und fuhr fort: „Flirten gibt einem ein wahnsinnig schönes und wunderbares Gefühl. Es ist ein aufregendes Spiel. Vorausgesetzt, man beherrscht es. Gedanken werden ausgetauscht wie später vielleicht die Telefonnummern und dann, noch etwas später, endlich die gesamte Palette der Körpersäfte. Schnell, intensiv, leidenschaftlich. Die Worte fliegen hin und her, leicht wie Federn, und man berauscht sich daran, dass man in den Geist des anderen eindringt, ihn reizt, kostet, fordert.“ „Ich glaube, ich kann gar nicht flirten.“ Sabina ritzte mit dem Messer ein Muster in die Butter auf ihrer Brötchenhälfte. „Irgendwie bin ich immer der passive Teil, der sich erobern lässt und abwartet, dass die Dinge ihren Lauf nehmen. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich nie etwas Aufregendes erlebe.“ „Meine Worte…meine Worte“, rief Kathrin. „Endlich bist du ehrlich zu dir selbst. Und auch zu uns. Hey, und weißt du was? An deinem Flirtverhalten können wir arbeiten. Und dann geben wir eine hübsche Kontaktanzeige auf und suchen uns die Rosinen aus dem Kuchen, der sich uns bietet. Auf unsere Zukunft.“ Sie prostete ihren Freundinnen zu. Helena wurde nachdenklich, denn auch ihre siebzehn Tage waren einmal vorbei und sie war schon jetzt verrückt nach Leonard. Ich bete, dass ich nicht mein Herz an ihn verliere! Falls es nicht schon längst geschehen ist – was ich sehr stark befürchte. Helena erschrak, denn mit einem Male wurde ihr bewusst, dass ihre Gefühle für Leonard weit über das Bisherige hinausgingen.
Kapitel 15
Nervös sah sich Helena um. Leonard war noch nicht da. Sie atmete auf und wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Einerseits war sie froh, sich eine Weile sammeln zu
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