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Zuckermond

Zuckermond

Titel: Zuckermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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jegliche Aufträge ab. Er durchlebte sämtliche Facetten seines Liebeskummers sehr intensiv und gönnte sich deshalb einen kleinen Erholungsurlaub.
    So verbrachten er und Helena viel Zeit miteinander. Täglich saßen sie für ein paar Stunden zusammen, tranken Kaffee, Tee oder ein Gläschen Wein, plauderten über Gott und die Welt, fachsimpelten über Kunst, Malerei und Poesie. Sie lachten, alberten herum, empfingen den jeweiligen Humor des anderen, warfen ihn feixend zurück, verstanden immer genau, was der andere meinte und konnten selbst über die schrägsten Sachen reden – aus dem Vollen schöpfen – provozieren – kokettieren... die gesamte Palette.
    Es war paradox – und doch logisch – denn aufgrund der Situation, dass beide ihr Herz ja schon anderweitig verschenkt hatten, fühlten sie sich sicher. Unbefangen und sicher. Hinzu kamen derselbe Sinn für Humor und die wahnsinnige Sensibilität, mit der beide ausgestattet waren. Ihre gegenseitige Sympathie zeigte Ansätze einer tiefen Freundschaft, ein kostbares Juwel, welches Helena sehr zu schätzen wusste. Rafael und sie hatten sich im Spaß oft ausgemalt, was wohl gewesen wäre, wenn er als Highlight auf ihrer Ausstellung gestrippt hätte – natürlich bevor Marcel ihm über den Weg gelaufen wäre. Vieles wäre wesentlich unkomplizierter abgelaufen. Für beide. Allerdings war ihnen auch klar, das alles spätestens in dem Moment, in dem ihr Rafael seinen Freund Leonard vorgestellt hätte, noch viel komplizierter geworden wäre. Denn Leonard war nun einmal Leonard – etwas ganz Besonderes für Helena. Ein Mann, der sie von der ersten Sekunde an in den Bann gezogen hatte. Ihr „Archimedes“ . In Gedanken versunken wusch sie die Pinsel aus und schraubte die Farbtuben zu. Schluss für heute – Entspannung pur ist angesagt. Gedacht – getan, denn schon kurze Zeit später ließ sich Helena ein Bad einlaufen. Sie gab wundervoll duftendes Badeöl dazu und als die Wanne fast bis zum Rand gefüllt war, ließ sie sich in den weichen, wohlriechenden Schaum sinken. Sie schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und lächelte. Sie freute sich auf die nächsten Stunden, die sie gemütlich – mit ganz viel Popcorn – auf Leonards gemütlicher Couch verbringen wollte. Zusammen mit Rhett Butler und Scarlett O’Hara, denn ihr Lieblingsfilm „Vom Winde verweht“ wurde heute ausgestrahlt. Sie hatte diesen Film schon unzählige Male gesehen, konnte bestimmt Passagen mühelos mitsprechen und freute sich dennoch immer wieder wie ein kleines Kind, wenn der Film erneut lief. Voller Vorfreude stieg sie aus der Wanne, rubbelte sich mit einem flauschigen Handtuch trocken und verwöhnte ihren Körper mit einer nach Vanille und Honig duftenden Körperlotion. Da zu urgemütlichen Fernsehstunden ebenso gemütliche Kleidung gehörte, schlüpfte sie trotz der noch nicht fortgeschrittenen Uhrzeit in ihren rot karierten HerrenPyjama, den sie heiß und innig liebte, streifte sich ein paar dicke Socken über und lief hinauf ins Wohnzimmer. Wenig später sank sie auf die gemütliche, champagnerfarbene Ledercouch – Popcorn, ein Gläschen Prosecco und Fernbedienung griffbereit – und der gemütliche Spätnachmittag vor dem Fernseher konnte beginnen. Der Raum war großzügig geschnitten und strahlte wohlige Behaglichkeit aus. Auf der einen Seite stand der Billardtisch vor einer großen Fensterfront mit Terrassentür, die zum Garten führte. Die Wände in diesem Teil waren weiß gestrichen, während die Wand der Seite, an der die Couch stand, in einem satten Burgunderton gehalten war. Ein Kamin, ein prall gefülltes Bücherregal, eine antike Truhe, die als Couchtisch diente und ein heller Berberteppich rundeten das Bild harmonisch ab. Ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit breitete sich in Helena aus, als sie sich in die weichen Polster kuschelte, immer wieder in die Popcornschüssel griff und vollkommen in die Welt von Scarlett versank. Sie seufzte an den passenden Stellen, bekam teilweise feuchte Augen und hatte plötzlich das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Aus diesem Grund beschloss sie, in der Werbepause zu ihrem Auto zu laufen und ihr Handy zu holen, welches sie dort hatte liegen lassen. Vielleicht bekam sie ja Kathrin oder Sabina an die Strippe. „Hoppla, schöne Frau. Wohin des Weges?“ Helena schlug die Autotür zu und fuhr herum. „Rafael. Uah… hast du mich erschreckt. Ich wollte nur eben mein Handy holen.“ „Dich zu erschrecken lag nicht in meiner Absicht.“ Er

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