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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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dann auch zwei Tage später angerufen. Damit du dir keine Sorgen machen solltest.” Gaby sah zu Hubert, der die Geschichte mit einem ungläubigen Lächeln angehört hatte. Sie hatte zumindest einmal nicht gesponnen. Sie hatte in der Nacht den Ruf ihrer Tochter gehört. Dieses eine Mal hatte ihre Intuition gestimmt. “Ja”, sagte sie. “Ich war froh, daß du angerufen hast. Ich war schrecklich in Sorge um dich.”
    Alles in Winterberg war so, wie Gaby es sich erträumt hatte. Und alles auch wieder nicht. Festliche Lichterketten gaben den schmalen Straßen weihnachtlichen Glanz, reich dekorierte Schaufenster zogen bewundernde Blicke an, die mit weißen Chrysanthemen und Lilien geschmückte Kirche duftete zur Mittemachtsmesse, die Geschenke unter dem kleinen Tannenbaum riefen bei den Kindern die üblichen Entzückungsschreie hervor. Der “Kleine Techniker”, ein Baukasten für Daniel, hatte genau ins Schwarze getroffen, Alex drückte selig seine Plüschfigur Pumuckl gegen sich, der dicke Kunstband “China, gestern und heute” schien Natalie wirklich zu freuen, und Manfred betrachtete wohlwollend seine soundsovielste Armbanduhr. “Garantiert wasserdicht”, las er. “Dann kann, was das betrifft, ja nicht viel schiefgehen.” Bei ihm gaben ansonsten solide Uhren aus allen möglichen Gründen den Geist auf: die Zeiger brachen, das Schräubchen ließ sich nicht mehr drehen, sie gingen trotz wiederholter Reparaturen vor oder nach, oder er verlor sie. “Dem Glücklichen schlägt keine Stunde”, sagte er, und sein Lachen klang wie Falschgeld. Gaby bekam eine Flasche Chanel Nr. 5 von Hubert. Sie hatten abgesprochen, sich nichts zu schenken, außer einer Kleinigkeit. Gaby hatte über Huberts Helden Perry Rhodan ein Buch gefunden und ihm einen Pullover gestrickt. Er haßte es, wenn sie strickte, das Klappern der Nadeln machte ihn nervös. Aber in den vielen Stunden, die sie an seinem Bett gewacht, während er sich unruhig hin und her geworfen hatte, beruhigte es sie, die Wolle durch ihre Finger gleiten zu lassen, etwas für ihn zu herzustellen, etwas Handfestes, etwas, das er später tragen würde. Wenn dies alles vorbei und er wieder gesund war. Ursel hatte ihr beim Aussuchen der Wolle geholfen, naturfarben und von feiner Merino-Qualität, und zusammen hatten sie ein Strickmuster ausgesucht. “Nicht zu kompliziert”, hatte Gaby gesagt, “sonst muß ich dauernd zählen, und das ist nichts für mich.” Der Pullover war sehr schön geworden, warm und kuschelig, zeigte er nichts von den Sorgen und Seufzern, die sie mit hineingestrickt hatte. Hubert war verblüfft, hielt ihn vor sich. “Paßt genau”, sagte er und: “Wann hast du denn den gemacht?” — “Wenn ich deinen Schlaf behütet habe”, sagte Gaby und hoffte, daß er mehr sehen würde als nur den Pullover.

    Aber er sah nicht mehr, sah sie kaum an, lächelte liebenswürdig, bedankte sich, und Gaby fror unter seinem blauen Eisblick, der nur im Bett noch Glut zeigte, die aber auch dann nicht ihr galt, sondern seinen Traumfrauen, den unerreichbaren. Sie zogen Alex und Daniel durch den meterhohen Schnee, Gaby nahm seine Hand, er ließ sie ihr, erwiderte beruhigend den Druck ihrer Finger, sah auf sie herab und nickte ihr zu mit diesem Ausdruck: alles bestens, schön hier, gefällt es dir auch, und sie stapfte tapfer durch den Schnee, der Wind trieb ihr das Wasser in die Augen. Sie schmiegte sich in der Berghütte an ihn, fühlte den warmen Grog heiß durch ihre Kehle rinnen und fragte ihn: “Bist du glücklich mit mir? Ich meine, machen wir wirklich das Beste aus unserem Leben?” Und er küßte ihre Schläfe, auf ihre kleine, blaue, klopfende Ader. “Natürlich, Kleines, ich will nichts anderes.” Die Spaziergänge strengten ihn an, er war noch immer kurzatmig, und seine Wangen zeigten wieder die fahle Blässe wie nach der Operation. Es ist nicht gut mit ihm, dachte sie, und ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen, er erholt sich nicht. Was mache ich nur verkehrt? Sie bestand darauf, daß er sich mittags hinlegte, sich mehr schonte. Sie ging allein mit Alex Schlittenfahren, während Daniel seinen Anfängerkursus Skifahren absolvierte. Sie zog den Schlitten den Berg hinauf, fühlte Alex’ Hand in ihrer. Oben angekommen, setzte sie sich breitbeinig auf den Schlitten, nahm das Kind dazwischen. Der Hang war nicht zu steil, und je öfter sie die Abfahrt hinunterglitt, um so mehr verschwand die Angst, bremste sie auch in den Kurven nicht mehr. Die Bäume

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