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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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erzählte von sich. Verheiratet, Kinder, viel Langeweile. Sie fragte sich, was Hubert in solchen Situationen erzählen würde, erzählte. “Du bist sehr anziehend”, sagte Adrian. “Strahlst etwas aus, mysteriös.” — “Oh.” War sie das: mysteriös ? Eine Frau mit Vergangenheit. Er legte eine Hand auf ihr Bein. Ganz ruhig. Sie ließ sie liegen. Von der Hand ging Wärme aus. Der leichte Druck war angenehm. Andere Erfahrungen würden dir guttun! Sie ließ sich küssen. Angenehm, ja. Er war erregt.
    Sie sah ihn öfter, wenn sie von der Therapie kam. Sie tranken zusammen ein Tasse Kaffee, ein Glas Wein, er erzählte, sie hörte zu. Versuchte zu begreifen, was einen Mann dazu brachte, seine Frau zu betrügen. Denn das war es, auch jetzt schon. Er traf sich mit einer Fremden, schüttete ihr sein Herz aus, suchte Nähe, die er seiner Frau verweigerte.

    Oder nicht? Er sagte nicht: Meine Frau versteht mich nicht. Welcher Mann mit ein wenig Format bekam so etwas noch über die Lippen? Nein, da war die Rede davon, daß sie nicht mitgewachsen wäre. “Dauernd redet sie über die Kinder, interessiert sie denn nichts anderes mehr?” Oder er sagte: “Zu Hause sehe ich sie in den ältesten Klamotten. Muß sie sich denn so gehenlassen?” Gaby dachte an das Foto mit den vier kleinen Kindern, das er ihr gezeigt hatte, und wie müde man da abends ist und daß es einem nichts mehr ausmacht, wie man aussieht. Ich kann das nicht, dachte sie — und verabredete sich aufs neue mit ihm. Es war so schmeichelhaft, daß er sie anziehend fand, begehrenswert, daß er nicht mehr von ihr wußte als das, was sie ihm erzählte. Verheiratet, auch vier Kinder. Auf der Suche nach? Sie wußte es nicht, und er hatte ihre Fingerspitzen geküßt. “Es wird schön werden”, versprach er ihr. Als sie zwei Wochen später mit ihm in einem Hotelzimmer stand, fühlte sie Panik in sich aufsteigen. Auf dem Tisch stand ein Strauß roter Rosen. Hubert brachte ihr auch rote Rosen, noch immer. Sie las, was auf dem Kärtchen stand. “Endlich am Ziel meiner Wünsche.” Das war ehrlich. Daneben stand eine Flasche Sekt, zwei Gläser. “Ich mache mich ein wenig frisch”, sagte er und küßte sie auf die Stirn. “Warte auf mich.” Sie sah auf das große Bett, rosa Nachttischlampen, die ein dezentes Licht verbreiteten. Sie dachte an den rosaroten Club, den Fleischmarkt. Auch das war nicht ihre Entscheidung gewesen. Sie konnte selbst entscheiden. Sie wollte dies nicht. Leise zog sie die Tür hinter sich zu.

    Sie war überrascht, daß Hubert so schnell auf ihren Vorschlag eingegangen war. Vielleicht, weil seine Mutter sowieso zu Cornelia fahren und nicht nach Holland kommen wollte. “Weihnachten im Sauerland, im Mittelgebirge, was hältst du davon? Wir haben dieses Jahr noch keinen Urlaub gehabt. Wie wäre es, wenn wir dem ganzen Trubel entfliehen und mit den Kindern in einem gemütlichen Hotel Weihnachten feiern würden?” — “Ja”, sagte er zu ihrer Verblüffung, und “das ist vielleicht keine schlechte Idee.” Sie begann sofort zu träumen. Einmal zu Weihnachten nicht den Druck zu fühlen, den er mit seinem starren Programm, wie Weihnachten zu verlaufen hatte, sonst auf sie ausübte. Statt erst am vierundzwanzigsten mittags den Baum zu schmücken, was immer mit Problernen verbunden war, weil Hubert ihn aus diesem oder jenem Grund nicht gerade in den Tannenbaumständer bekam, konnten sie in eine Kirche gehen und dort die Krippe und den Weihnachtsschmuck bewundern. Statt stundenlang den antiken Kaufmannsladen — den habe ich noch von meinem Großvater geerbt — mit Süßigkeiten zu füllen und zu versuchen, alle Leckereien in den kleinen Schubladen unterzubringen, konnten sie mit den Kindern einen Bummel durch die festlich beleuchteten Straßen Winterbergs machen. Statt mit hochrotem Gesicht die Gans zu begießen, Kastanien zu pellen, Kartoffeln zu rösten, Gemüse zu dünsten, Sahne zu schlagen, Torten zu verzieren, konnten sie nach einem gemütlichen Aperitif sich an einen festlich gedeckten Tisch setzen. Und sich bedienen lassen. Statt Sylvester bei Ursel zu feiern, immer wieder mit der eigenartigen Stimmung zwischen den beiden konfrontiert zu werden — auch wenn die nur in ihrer Einbildung bestand — mit Hubert und den Kindern an einem fröhlichen Neujahrsball im Hotel teilzunehmen. Statt im verregneten Holland die Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden zu suchen, konnten sie in Winterberg zwischen schneebedeckten Hügeln mit dem

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