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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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aussehen? Wie alt würde er sie schätzen? Sogar Hubert machte ihr Komplimente über ihr Aussehen. “Wenn du morgens aus dem Bett kommst, siehst du aus wie ein kleines Mädchen.” Zärtlichkeit klang in seiner Stimme. Am liebsten hätte sie sich dann an ihn geschmiegt, seine Arme um sich herum gefühlt. “Beschütze mich”, wollte sie ihn bitten, “ach bitte, beschütze mich.” Aber er sah schon wieder in seine Zeitung. “Bringst du mir bitte noch ein Glas Orangensaft?”
    Wie alt schätzte der Fremde sie? Es hatte ganz spielerisch begonnen. Sie kam von ihrer Therapie zurück. “Du bist vollkommen auf deinen Mann fixiert”, hatte Jaap ihr vorgehalten. “Siehst du ihn eigentlich, wie er ist? Oder liebst du deine Vorstellung, wie er sein soll?” Sie wußte es nicht. Seit seine Mutter wieder weg war, ging es etwas besser. Er ließ sich zwar immer noch von vorne und hinten bedienen, war sozusagen zu schwach, um selbst ein Glas Saft zu holen, aber das Essen schmeckte ihm, er war stets länger aus dem Bett und interessierte sich wieder etwas mehr für die Geschehnisse um sich herum. Hin und wieder spielte er mit den Kindern eine Partie “Mensch ärgere dich nicht” oder “Lebensweg.” Gaby hatte oft die Kraft nicht mehr, um mitzuspielen. Wenn sie endlich im Hause fertig war, die Wäsche wieder gebügelt im Schrank, das letzte Interview für die Zeitung ausgearbeitet, lag sie immer häufiger erschlagen auf der Couch und ließ sich vom Fernseher berieseln.
    Während sie vor der Ampel auf “grün” wartete, dachte sie über Jaaps Worte nach. Vollkommen auf Hubert fixiert. Das klang wie ein Virus, von dem sie sich befreien mußte. “Andere Erfahrungen würden dir guttun”, hörte sie Hubert wieder sagen. Sie kurbelte das Autofenster etwas herunter und sah zur Seite. Und sah beinahe direkt in ein paar lachende Augen. Sie warf den Kopf nach hinten und startete. Grün. Bei der dritten Verkehrsampel stand der Wagen immer noch neben ihr. Der Mann mit den lachenden Augen grüßte, beugte sich ein wenig vor und tat, als lüfte er einen nicht anwesenden Hut. Sie lachte und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
    Als sie ihn überholte, sah sie aus den Augenwinkeln, daß er mit der Hand eine Gebärde machte, als ob er ein Glas an den Mund setzte. Sie bog von ihrem Weg ab und fuhr in eine Seitenstraße. Er hielt hinter ihr und stieg aus. Groß, schlank, Anfang Vierzig, konstatierte sie und kurbelte ihr Fenster weiter nach unten. Er lachte gewinnend. Seine Hose saß ein wenig zu eng, sein Oberhemd stand einen Knopf zu weit auf. Er wirkte anziehend. “Hallo?” Er redete auf sie ein, charmant, gewandt, und sie fragte sich, ob Hubert auch so vorging. Vorgehen würde? Die Telefonnummer von seinem Büro steckte sie in ihre Tasche. Sie war überzeugt, daß sie nicht anrufen würde. Sie rief dann doch an. Gleich nach dem Abendessen. Die Kinder aßen bei Ursel. Gaby hatte ein paarmal vergeblich versucht, Hubert etwas von der Therapie zu erzählen. Immer wieder unterbrach er sie. “Würdest du mir bitte die Butter reichen? Vergiß nicht, was du sagen wolltest, aber hast du keinen frischen Schnittlauch mehr? Entschuldige, daß ich dich schon wieder unterbreche, hast du daran gedacht, meine Hose aus der Reinigung zu holen?”
    Sie war explodiert. “Kannst du mir nicht einmal zuhören?” hatte sie geschrien. ”Kann ich denn nie ausreden?” Und etwas ruhiger: “Du sagst immer, das kommt durch die Kinder. Jetzt sind wir beide allein, und doch ist es dasselbe.” Er sah sie kühl an. Er haßte es, wenn sie ihre Stimme erhob. “Glaubst du wirklich, daß du so wichtig bist? Du und deine Therapie?” Gaby hatte ihn erstarrt angesehen. Wie er das sagte! Es war, als schlüge sie jemand mit einem Vorschlaghammer in den Boden. “Nein”, sagte sie nach einer Weile. “Ich weiß, daß ich für dich nicht wichtig bin.” Er widersprach ihr nicht.
    Als Hubert sich nach dem Essen hinlegte, hatte sie den Zettel aus ihrer Tasche gekramt und ihn angerufen. Adrian hieß er.
    Sie spürte ein angenehmes Prickeln in ihrem Bauch, wie damals, als sie sich vor einer Ewigkeit mit Hubert verabredet hatte. Hubert, oh Gott, Hubert.
    Zwei Tage später hatten sie ihre erste Verabredung. Er roch sympathisch nach einem teuren Rasierwasser. Moschus, mit ein paar Spritzer Lavendel. “Sollen wir ein wenig fahren?” Sie nickte, stieg zu ihm ins Auto. Er fuhr gut, vielleicht etwas zu schnell. Seine Hände lagen ruhig und kräftig auf dem Steuer.
    Er

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