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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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stand mit wissendem Lächeln neben ihr. “Sie dürfen. Danke!” Der Whisky war goldbraun und schmeckte noch immer so scheußlich wie bei dem ersten Glas. “Mein Liebe, da sind Sie ja. Gerade fragte ich Ihren Mann, wo ist denn Ihre reizende kleine Frau?” Links und rechts ein paar Küsse. “Gut schauen Sie aus. Ein entzückendes Kleid. Auch in Den Haag gekauft? Ich finde, in Arnheim findet man nichts. Aber auch wirklich nichts.” — “In Deutschland”, sagte Gaby und wunderte sich, daß ihre Zunge Mühe mit dem “sch” hatte. “In Kleve.” Das klang besser. Kein “sch”, mit dem ihre Zunge Mühe zu haben schien. “Sch” wie schade, Schande, Scheiße. Was würde geschehen, wenn sie laut ‘Scheiße’ rufen würde? Scheiße, Scheiße, Scheiße! Lieber nicht. Hubert müßte sich ihrer schämen. Er könnte nicht mehr stolz sein auf seine kleine Frau. “Kann man da wirklich etwas kaufen? In Kleve? Interessant!” Gaby sah die Frau vor sich an. Nein, vielleicht konnte ‘man’ in Kleve doch nichts kaufen. Sie hatte keine Ahnung, ob das, was ihr Gegenüber trug, vielleicht von einem besonderen Modemacher stammte, ob es irgendein Designerkleid war. Sie konnte, aber ob ‘man’ konnte? “Man muß sich auskennen”, sagte sie und lachte ein wenig albern. Sie kannte sich aus. ‘Man’ wäre erstaunt, wie sehr sie sich auskannte. Die reizende kleine Frau! “Müssen Sie mir unbedingt einmal verraten.” Verraten, ja, eines Tages würde sie alles verraten. Dann konnte sie die Schlangen nicht mehr im Zaum halten. Dann würde die Maske zerbrechen und aus ihrem Gesicht würden die Schlangen kriechen. “Lieben Sie Schlangen?” fragte sie die Frau, die neben ihr im Aschenbecher eine Zigarette ausdrückte. “Als Handtasche, ja, hinreißend!” Gaby lachte. Ihre Brust tat ihr weh. Sie fühlte Huberts Griff am Arm. “Du solltest dich vielleicht besser setzen. Ich bringe dir etwas vom kalten Büfett.” Er führte sie zu dem vornehmen kleinen Biedermeier-Sofa. “Ich komme gleich zurück.” Für einen Moment schloß sie die Augen. Was für ein Wirrwarr von Stimmen. Auf- und abschwellend wie Wellen. Wellen, die die Steine auswaschen. In La Gueglia hatte sie nachts die Wellen gehört. Marie-Luise war in La Gueglia gewesen. Du mußt mir vertrauen, hatte Hubert gesagt. Ja, mußte sie. Vertrauen war die Basis, das Fundament. Ohne Fundament kein Haus. Ohne Fundament konnte man nicht stehen. “So einen Mann möchte ich auch haben.” Das war die Stimme von vorhin. “Wie Hubert Sie verwöhnt.” — “Ja, wirklich.” Gaby sah zu Hubert hoch, der ihr einen Teller voll mit kleinen Köstlichkeiten reichte. Wie groß er war. Er reichte beinahe bis in den Himmel. Pappi hatte auch bis in den Himmel gereicht. Wenn er über ihr gestanden hatte. Auf sie herabgesehen hatte.
    “Aal”, sagte Hubert. “Ich habe dir auch von dem leckeren Aal etwas mitgebracht.” Aal war fett. Wie fette Schlangen. Aas fraßen sie. Davon wurden Aale so fett. Was fraßen ihre Schlangen? Sie fraßen sie bei lebendigem Leib. Sie stopfte sich den Aal in den Mund. Und ein Häppchen mit Krabben. Und eins mit Lachs. Und kaute. Schlucken mußte sie, alles hinunterschlucken. “Russischer Kaviar”, sagte Hubert. Auch gut, blauschwarze Fischeier. Kauen, schlucken. “Darf ich der Dame noch etwas zu trinken reichen?” Schon wieder der Butler. Er lächelte. “Nein”, sagte Hubert. “Ja”, sagte Gaby. Das war das letzte, was sie sagte. Kaviar, Lachs und Krabben kamen wieder hoch. Sie schluckte sie wieder hinunter. Sie zog sich an Huberts Arm hoch, taumelte. “Ich bringe dich hinaus”, flüsterte er nach einem Blick auf ihr Gesicht. All die vornehmen Leute schienen auf einmal schräg zu stehen. Komisch, daß sie nicht fallen, dachte Gaby. Aber die können das. Können ganz schräg stehen und fallen nicht. Ich falle auch nicht, ich habe ja Hubert. Sie fühlte seinen eisernen Griff um ihren Arm. Du tust mir weh, wollte sie sagen, aber da waren schon wieder Kaviar und Aal. Sie schluckte. Gott, was schmeckte das scheußlich. Frische Luft! Sie lehnte sich gegen den Türpfosten, versuchte tief durchzuatmen. “Komm zum Auto”, sagte Hubert. “Bevor uns jemand sieht.”
    Natürlich, niemand durfte sie so sehen. Sie machte ihm Schande. Aber da war es schon zu spät. “Geht es Gaby nicht gut? Kann ich helfen?” Die reizende Frau vom großen Boß tauchte hinter Hubert auf. Ihre lebhaften Augen sahen sie besorgt an. Gaby lächelte und wollte sagen, daß

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