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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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wundervollen Mann verheiratet, habe noch einmal zwei Kinder bekommen und glaube langsam, daß ich verrückt werde.” In wenigen Sätzen erzählte sie von ihren Angstzuständen und dem letzten Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hatte, der totale Zusammenbruch auf dem Empfang von Huberts Chef. “Glaubst du auch”, das ‘Du’ ging ihr noch schwer über die Lippen, “glaubst du auch, daß ich verrückt werde?” Dr. van Landen sah sie lächelnd an. Er ging nicht auf ihre Frage ein. “Deine Jugend”, fragte er statt dessen, “wie war denn deine Jugend?” Gaby hielt eine Sekunde die Luft an, bevor sie ihre Zigarette energisch in dem gläsernen Aschenbecher ausdrückte. Sie lächelte auch, beinahe ein wenig entschuldigend. “Meine Jugend”, sagte sie, “die war beschissen.” Es tat ihr gut, für ihre Jugend so einen Kraftausdruck zu gebrauchen. “Beschissen, ja. Aber meine Jugend ist lange her. Die hat nichts mehr damit zu tun, wie ich mich heute fühle.”
    Und davon war sie fest überzeugt. Als sie vor vielen Jahren von zu Hause weggegangen war, na ja, gegangen, beinahe gekrochen, hatte sie sich fest vorgenommen, daß dieses Kapitel ihres Lebens vorbei zu sein hatte. Jetzt war sie frei. Als Pappi sie dann doch noch nicht in Ruhe ließ, sie anrief, sie beschattete, hatte sie Robbie geheiratet. Erst war sie nur in ihn verliebt gewesen, später hatte sie ihn geliebt. Robbie wurde nach Aurich versetzt. Sie konnte weg aus Hamburg, einen räumlichen Abstand zwischen sich und ihren Stiefvater legen. Er konnte ihr nichts mehr tun. Als sie dann nach Natalies Geburt doch wieder Kontakt mit Mutti suchte, war sie bereit zu glauben, daß er sich ändern konnte. Erst als er sich auch ihrer kleinen Tochter näherte, der in die Hose griff, war sie fähig gewesen, den Kontakt ganz und gar mit ihm zu brechen. Aber da war Mutti schon tot. Sie brauchte Mutti nicht mehr zu schonen. Dann hatte sie beinahe jahrelang nicht mehr an früher gedacht. Erst seitdem sie in den Niederlanden wohnte, waren die Erinnerungen wie Spukgestalten aus dem Totenreich wieder auferstanden. Doch ihre Alpträume, ihre Ängste, die hatten nichts mit früher zu tun. Davon war sie fest überzeugt. “Bist du bereit, Gaby, dich von mir in Hypnose versetzen zu lassen?” Er sah sie fragend an. “Dabei mußt du wissen, daß mit dir nichts unter Hypnose geschieht, was du nicht willst. Du mußt dir vorstellen, daß du in einer Art Halbschlaf bist, in dem Ereignisse von früher wie in einem Film wieder vor deinen Augen ablaufen. Dein Gedächtnis hat diesen Film aufgezeichnet, und den rufen wir jetzt wieder ab. Und noch etwas”, er beugte sich vor und sah ihr mit seinen intensivblauen Augen ernst ins Gesicht, “du wirst dich hinterher an alles erinnern können. Es passiert nichts, an das du dich nicht mehr erinnern kannst.” Vielleicht waren es gerade die letzten Worte, die Gaby beruhigten. Sie wollte die Dinge in der Hand behalten. Das konnte sie nur, wenn sie wußte, was während der Hypnose geschah. “Ja”, sagte sie, “ich bin einverstanden. Ich würde sagen: Film ab!”
    Er bat sie, in einem Lehnstuhl Platz zu nehmen, den Kopf entspannt nach hinten zu legen. “Hebe deine rechte Hand hoch”, sagte er, “und fixiere einen Punkt auf deiner Hand.” Gaby konzentrierte sich auf ihren Ring. Sie hatte ihn vor vielen Jahren von Robbie geschenkt bekommen. In der Mitte war ein kleiner Rubin, umgeben von sechzehn Brillantsplittern. Es war nicht so ein teurer Ring wie der Smaragdring von Hubert, aber damals war sie noch glücklich gewesen. Robbies Ring war kein Preis für irgend etwas.
    Er hatte ihn ihr einfach so geschenkt, als er eine unerwartete Solderhöhung bekommen hatte, verbunden mit einer Nachzahlung.
    “Während du auf den Ring schaust”, fuhr Jaap fort, “werden deine Augen schwerer und schwerer, bis du sie nicht mehr offenhalten kannst. Dann schließt du ganz langsam deine Augen. Du hörst mich, und du fühlst dich wohl.” Ja, Gaby fühlte sich wohl. Sie schlief nicht, sie konnte nur ihre Augen nicht mehr offenhalten. “Und jetzt denkst du an etwas Schönes, an einen Moment in deinem Leben, in dem du ganz und gar glücklich warst.” Gaby fühlte eine leichte Panik in sich aufsteigen. Wann war sie ganz und gar glücklich gewesen? Selbst im Bett war sie das nicht mehr. Immer war da die Angst. “Ruhig”, sagte die Stimme. “Ganz ruhig. Denke nach. Und wenn du so einen Moment gefunden hast, dann denke an die Farbe, die mit diesem

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