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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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schelmisch: “Aber wir lieben ihn ja beide. Wir gönnen ihm doch, daß er gewinnt?” So spiele ich nicht einmal mit meinem Alex Karten! Nicht einmal dem Fünfjährigen schustere ich beim Quartett die Karten derart ungeniert zu! Gaby sah über den Kartenfächer in ihrer Hand zu ihrem Mann. War ihm das nicht unangenehm? Er war doch kein kleines Kind mehr, das keinen Minuspunkt beim Kartenspielen verkraften konnte. Aber Hubert strahlte, schob den Kartenhaufen zu sich. “Na ja, ein Versehen kann ja mal geschehen.” Einmal, ja, hatte Gaby gedacht, aber grundsätzlich dem lieben Sohn die Karten Zuspielen? Sie genierte sich für die beiden.
    “Das ist doch keine normale Beziehung?” klagte sie der Freundin. “Vor ihm darf ich keinerlei Widerworte gegen sie haben. Von ihr muß ich alles schlucken, was sie sagt. Ich soll den ganzen Tag nur lächeln, zuhören, nicken, dazwischen natürlich die Kinder versorgen und ein leckeres Essen auf den Tisch stellen. Nach ihrem Geschmack, sonst schiebt sie es weg. ‘ Kenne ich nicht. Ein wirklich gutes Essen ist etwas Reelles. Dieses ausländische Zeug.... Iris gebraucht sogar Knoblauch!’ Nichts taugt, außer ihrer eigenen Meinung. Und bei der sträuben sich mir oft die Haare.”
    Und dann sagte Jean dasselbe wie auch Jaap. “Du müßtest es einfach einmal versuchen. Ganz freundlich mit ihr zu reden. Ihr sagen, wie sehr du dich von ihr untergebuttert fühlst. Daß sie das doch wahrscheinlich nicht will. Daß du die Dinge in deinem Haus nach deinem Gutdünken erledigen willst.” — “Ich kann es nicht”, sagte Gaby. “Ich möchte so gerne, daß sie mich akzeptiert. Ich tue doch alles für sie. Abends stelle ich mich noch in die Küche und backe. Weil sie frisch gebackenen Hefekuchen beim Kaffee so lecker findet. Wir sind noch nicht ganz aus der Stadt zurück, dann koche ich schon Kakao für sie und schlage Sahne dazu. Weil der nirgends so gut ist, wie selbstgemacht. Ich ziehe vor jedes Essen eine hausgemachte Bouillon, weil nur darin wirklich Kraft steckt. Ich tue wirklich, was ich kann.”
    Jean richtete sich ein wenig in ihren Kissen auf. Schnell stopfte Gaby ihr noch ein zweites Kissen in den Rücken. “Ich sollte dich nicht mit meinen Problernen nerven”, murmelte sie. “Dir steht wahrscheinlich nicht der Kopf danach.” — “Ich bin froh, daß ich an etwas anderes denken kann, als an die Gebärmutter, die ich nicht mehr habe”, sagte Jean. “Und was deine Schwiegermutter und deinen Mann angeht: Ich glaube, du tust einfach zuviel. Du versuchst unentwegt, es allen recht zu machen. Wo bleibst du denn bei dieser Bilanz?” — “Ich tue ja etwas für mich. Ich habe schon wieder ein Manuskript fertig. Und ich glaube, es ist gut geworden.” — “Herzlichen Glückwunsch. Darf ich es einmal lesen? Ich freue mich jetzt schon, wenn dein erstes Buch richtig gedruckt im Laden zu bekommen ist. Das müssen wir dann aber feiern.” Sie redete sich in Begeisterung: “Das ist doch etwas: ein Buch von meiner Freundin, in jedem Laden zu kaufen!” Sie sackte wieder auf ihr Kissen zurück. “Worüber willst du als nächstes schreiben?” Gaby sah sie unsicher an. “Ich weiß es nicht. Vielleicht über meine Jugend. Aber ich glaube, ich habe die Kraft dazu nicht.” Jean sah sie aufmerksam an, wartete.
    Und Gaby erzählte einem weiteren Menschen von dieser Jugend, die keine war. Von der Angst und der Einsamkeit. “Eines Tages”, hörte sie sich selbst erstaunt sagen. “Eines Tages werde ich darüber schreiben. Wenn ich genug Kraft habe.”

    Die Kraft brauchte sie erst einmal für etwas anderes. Hubert mußte operiert werden. Er hatte sich die letzten Monate nicht wohl gefühlt. “Als wenn ich weniger Luft bekomme”, klagte er und öffnete den obersten Knopf seines Oberhemdes. Seinem Arztbesuch folgten Röntgenaufnahmen, Herzuntersuchungen, Bluttests. Und dann stand es fest. Sie saßen bei der Herzspezialistin, Gaby neben ihm. “Sie müssen operiert werden, Herr Gerken. Ihre Herzklappe ist deutlich beschädigt. Daher ihre Beschwerden. Erst während der Operation können wir feststellen, ob die Klappe repariert werden kann oder ob wir eine neue Klappe einsetzen müssen.” — “Und wenn Sie nicht operieren?” Gaby kannte Huberts Angst vor einer Narkose. Das war etwas, was er nicht selbst in der Hand hatte. “Dann wird in kurzer Zeit der Herzmuskel durch die Überbelastung angegriffen werden, und Sie können stets weniger. Sie würden zum Frühinvaliden, Ihre

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