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Zuckersuesse Todsuenden

Zuckersuesse Todsuenden

Titel: Zuckersuesse Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wer um alles in der Welt dieser Kerl eigentlich war. Als ich mich dabei ertappte, dass ich ihn mir nackt vorstellte, verpasste ich mir im Geist eine Ohrfeige und versuchte, mich gedanklich mit etwas anderem zu beschäftigen. Hätte ich meinen Computer zur Hand gehabt, hätte ich bei Google SALIGIA -Steine nachgeschlagen. Da ich ohne Computer auskommen musste, rief ich meine Mom an.
    »Wie geht’s so?«, erkundigte ich mich.
    »Prima, alles in Ordnung. Und wie läuft es bei dir? Gefällt dir dein neuer Job?«
    »Ja. Der Job ist toll.«
    Ich bin in Fairfax aufgewachsen, einer mittelgroßen Stadt in Virginia, nicht weit von Washington, D. C., entfernt. Meine Eltern leben immer noch dort. In demselben eingeschossigen Backsteinhäuschen mit einem Hartriegelbaum im Vorgarten und einem Picknicktisch und einer Schaukel hinter dem Haus. Der alte Bonneville meines Dads und der neue Camry meiner Mom stehen in einer ans Haus angebauten Doppelgarage, und zu dieser Jahreszeit beginnen die Azaleen zu blühen.
    Meine Mom unterrichtet Fünftklässler und mein Dad ist Busfahrer, wie Ralph Kramden in der Comedy-Show The Honeymooners . Meine Schwester Sara ist ein Jahr älter als ich und hat bereits zwei Kinder. Mein Bruder Tommy ist ein Jahr jünger, immer noch Single, arbeitet in einer Autowerkstatt und baut dort Motorräder nach den Wünschen der Kunden zusammen. Wir sind eine typisch amerikanische Familie – außer dass zumindest einer von uns ein Unerwähnbarer sein könnte.
    »Ist an unserer Familie irgendetwas seltsam?«, fragte ich meine Mutter.
    »Seltsam?«
    »Vielleicht sollte ich lieber besonders sagen. Ich meine, haben wir irgendwelche besonderen Fähigkeiten?«
    »Dein Onkel Fred kann mit seiner Zunge seine Nase berühren.«
    »Und wie steht es damit, Katzen in Bratpfannen zu verwandeln?«
    »Fred kann das nicht. Außerdem wäre das gemein.«
    »Ich konnte schon immer bessere Cupcakes backen als alle anderen.«
    »Das stimmt«, bestätigte meine Mutter. »Du machst wunderbare Cupcakes. Das hast du von deiner Urgroßmutter Fanny.«
    »Ich habe sie nie kennengelernt. War sie eine Unerwähnbare?«
    »Eine Unerwähnbare? Himmel, nein. Wir haben ständig über sie gesprochen. Sie war umwerfend komisch.«
    »Und Ophelia? Ich kenne sie nur von Fotos.«
    »Ophelia war Fannys kleine Schwester. Sie heiratete einen Mann namens Wilbur Snell. Er besaß eine Schuhfabrik in Salem. Zwei Wochen nach der Hochzeit verschwand er und tauchte nie wieder auf. Ophelia blieb in Snells Haus in Marblehead bis zum Tag ihres Todes. Die Schuhfabrik wurde schon vor langer Zeit geschlossen, aber ich schätze, sie hat genug eingebracht, um Ophelia mit dem Nötigsten zu versorgen. Irgendwie brach dann der Kontakt ab. Als wir Ophelia zum letzten Mal sahen, warst du fünf Jahre alt. Sie hielt dich für etwas ganz Besonderes. Sie sagte, du hättest ein schwieriges Schicksal vor dir. Ich habe all die Jahre immer wieder an ihre Worte gedacht. Ophelia war ein wenig esoterisch angehaucht. Vor allem auf ihre alten Tage.«
    »Weißt du, warum sie mir ihr Haus vermacht hat?«
    »Sie schrieb in ihrem Testament, dass du eine Seelenverwandte seist. Und natürlich hatte sie keine eigenen Kinder. Nur einen einäugigen Kater. Und dem konnte sie das Haus schlecht hinterlassen.«
    Mein Herzschlag setzte kurz aus. »Was ist aus dem einäugigen Kater geworden?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, er ist im Tierheim gelandet.«
    »Weißt du mehr über ihn?«
    »Nein. Deine Großmutter hat hin und wieder mit Ophelia gesprochen, aber der Kater wurde nicht erwähnt.«
    Wir plauderten noch eine Weile, dann legte ich auf und beobachtete wieder Diesel. Ich bot ihm an, ihn abzulösen, aber er lehnte ab.
    »Mehr nach links«, rief ich ihm nach ein paar Stunden zu. »Der Stapel ist schief.«
    Er warf mir einen wütenden Blick zu. »Willst du übernehmen, Miss Pingelig?«
    »Ich habe nur versucht, dir zu helfen.«
    »Du kannst mir helfen, indem du alle Schlösser auf der linken Seite überprüfst.«
    Ich zog meine Augenbrauen weit nach oben. »Ist das dein Ernst? Das sind immer noch Hunderte, wenn nicht sogar Tausende.«
    Diesel stellte den Motor ab und schwang sich von dem Bagger. »Ich habe den Haufen zu neunzig Prozent abgetragen. Mehr kann ich nicht wegnehmen. Diese Schlösser wurden in den Jahren immer wieder hin und her geschoben. Das verzauberte Schloss liegt sicher nicht mehr genau dort, wo es ursprünglich hingelegt wurde.«
    Er hatte recht, aber ich war schon seit vier Uhr

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