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Zuckersuesse Todsuenden

Zuckersuesse Todsuenden

Titel: Zuckersuesse Todsuenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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jetzt?«
    »Zu Lenny.«
    »Weißt du, wo der jetzt wohnt?«
    »Gwen hat sich darum gekümmert. Er ist bei seiner Cousine Melody untergekommen.«
    Melody wohnte in einem kleinen, schiefen, heruntergekommenen Haus im Norden von Salem. An der Hausmauer befand sich keine historische Tafel, und die Aluminiumfenster stammten aus den 70er-Jahren. Der Zustand des Hauses war also anscheinend nicht auf sein Alter zurückzuführen. Wir klingelten, und eine erschöpft wirkende Frau Ende dreißig öffnete uns die Tür. Ihr krauses braunes Haar war kurz geschnitten. Sie war mittelgroß und mollig, aber nicht dick, trug Jeans und ein übergroßes T-Shirt. Vor ihrem Bauch hing ein Baby in einem dieser Tragetücher. Ein Kleinkind klammerte sich an ihr Hosenbein, und zwei weitere Kinder im Alter von sieben bis acht Jahren standen neben ihr. Es war schwer zu sagen, ob es sich um Mädchen oder Jungen handelte. Außer dem Baby trugen alle den gleichen Topfhaarschnitt, hatten Jeans, Turnschuhe und T-Shirts an, von denen keines rosa war.
    »Melody More?«, fragte Diesel.
    »Ja.«
    »Mommy«, quengelte das Kleinkind. »Muss Kacka.«
    »Nicht jetzt«, erwiderte Melody. »Mommy hat keine Zeit.«
    »Aber ich muss jetzt!«
    »Stu!«, brüllte Melody. »Stu!«
    »Kenny muss aufs Klo.«
    »Schon wieder?«
    Melody wandte sich wieder uns zu. »Wir kaufen nichts, und wir haben Jesus schon gefunden.«
    »Wir suchen nach Lenny«, erklärte Diesel. »Wir haben gehört, dass er nach dem Feuer hierhergezogen ist.«
    »Ich lasse keine Perversen in mein Haus«, betonte Melody. »Sind Sie beide pervers?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich bin Kuchenbäckerin.«
    »Und er?«, fragte sie mit einem Blick auf Diesel.
    »Bei ihm bin ich mir nicht sicher«, erwiderte ich.
    »Und der Affe?«
    Diesel und ich hatten Carl völlig vergessen. Er stand hinter uns auf der Veranda, gab sich Mühe, freundlich zu lächeln, und winkte mit einem Finger.
    »Pussy!«, rief das Kleinkind. Es klatschte in die Hände und lief auf Carl zu. »Pussy, Pussy!«
    Carl wich stolpernd zurück, aber das Kind griff nach ihm und umarmte ihn.
    »Iip!«, stieß Carl hervor. Melodys Kind drückte ihm die Arme an die Seite und presste seine Nase an Carls Gesicht.
    »Vielleicht sollte er ihm nicht so nahe kommen«, sagte ich zu Melody. »Er könnte Flöhe oder so etwas haben.«
    Melody hob ihr Kind auf, und Carl zeigte mir den Stinkefinger.
    Im Haus krachte es. Melody zählte ihre Kinder ab. »Wer fehlt?«
    »Mary Susan«, antwortete eines der älteren Kinder. »Und Kevin ist auf dem Speicher. Der hat noch Stubenarrest.«
    »Mary Susan!«, rief Melody. »Was ist los? Was soll der Lärm?«
    Keine Antwort.
    »Weißt du noch, wie sie das Aquarium kaputt gemacht hat?«, fragte das ältere Kind. »Alle Fische schwammen auf dem Boden, und dann sind sie gestorben.«
    »Ich muss nachschauen, was Mary Susan anstellt«, erklärte uns Melody. »Ich schätze, Sie können hereinkommen. Aber stellen Sie keinen Unfug mit meinen Kindern an, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.« Sie wandte sich an ihre Ältesten. »Hol Onkel Lenny. Sag ihm, dass er Besuch hat.«
    Soweit ich das sehen konnte, lebten in diesem Schuhkarton sechs Kinder und drei Erwachsene. Melody kam mir vor wie die Frau in dem Kinderlied, die in einem Schuh lebte und so viele Kinder hatte, dass sie nicht mehr wusste, was sie tun sollte. Überall, wo ich hinsah, lagen Spielsachen, Kinderbücher, Haufen von Babykleidung und Schnabeltassen, und alles war mit Schokolade beschmiert.
    Carl hob eine Barbiepuppe vom Boden auf und betrachtete sie. Er tippte mit einem Finger auf die hervorstehende Brust. »Iihp?«, fragte er und sah zu Diesel auf.
    »Das ist eine Puppe«, erklärte ihm Diesel.
    Carl drückte wieder auf die Brust der Barbie.
    »Lass das!«, befahl Diesel.
    Carl ließ die Puppe auf den Boden fallen und zeigte ihr den Stinkefinger.
    »Ich glaube, er leidet an unterdrückten Aggressionen«, meinte ich.
    »Es wäre schön, wenn er sie noch mehr unterdrücken würde«, erwiderte Diesel.
    Lenny betrat den Raum und blieb überrascht stehen, als er uns sah. »Ihr beide!«
    Diesel steckte die Hände in die Taschen, wippte auf den Fersen und lächelte. Freundlich. »Wie geht’s?«
    »Es geht so. Ihr habt mein Haus in die Luft gejagt.«
    »Das war ein Unfall«, erklärte ich.
    »Mein ganzes Leben befand sich in diesem Haus.«
    »Einschließlich Ihrer Tischtennisschlägersammlung«, sagte Diesel.
    Lenny grinste. »Okay. Dafür haben Sie etwas gut bei

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