Zuckersuesse Todsuenden
Boiler.«
»Ich weiß. Ich brauche das Geld von meinem Kochbuch. Es ist meine einzige Hoffnung, um das Haus reparieren lassen zu können.«
»Wie lange brauchst du noch für das Buch?«
»Ich bin fast fertig, aber das Problem ist, das verflixte Ding an einen Verlag zu verkaufen.«
Diesel folgte mir zurück in die Küche. »Ich kann dir einen Boiler besorgen, deine größeren Probleme kann ich allerdings nicht lösen. Im Gegensatz zu Wulf verfüge ich nämlich nicht über unbegrenzte Mittel. Ich werde für meinen Job nicht bezahlt.«
»Du arbeitest umsonst?«
Diesel nahm sich eine Limo aus dem Kühlschrank. »Ich habe alles, was ich brauche.« Er sah mir einen Augenblick lang in die Augen. »Fast alles.«
Carl sprang vom Küchenschrank auf den Boden und furzte.
So viel zu diesem erotischen Moment, dachte ich. Unterbrochen durch einen Affenfurz.
»Junge, du musst die Finger vom Käse lassen.«
Das Telefon klingelte, und Diesel nahm ab und reichte mir den Hörer. »Deine Mutter.«
Großartig. Ein einziges Mal in der Geschichte der Menschheit meldete sich Diesel an meinem Apparat, und am anderen Ende war meine Mutter.
»Wer war dieser Mann?«, wollte meine Mutter wissen. »Ich dachte schon, ich hätte mich verwählt.«
»Das ist nur ein Freund.«
»Oh?«
»Nicht diese Art von Freund«, sagte ich rasch.
»Ich habe eine wunderbare Überraschung für dich«, berichtete sie. »Dein Vater kommt nach Boston. Er nimmt an einem Seminar über Kundenbeziehung im öffentlichen Personenverkehr teil und sitzt bereits im Flieger. Eigentlich war Lou Dribbet vorgesehen, aber der hatte gestern Abend eine Nierenkolik und wollte nicht fliegen. Es kam alles ganz überraschend.«
»Dad fliegt?«
»Tatsächlich dürfte er schon gelandet sein. Ich habe den ganzen Tag versucht, dich auf deinem Handy zu erreichen, aber du hast nicht abgenommen.«
»Mein Handy ist kaputt, und ich habe noch kein neues.«
»Nun, auf jeden Fall ist er unterwegs. Wahrscheinlich kommt er jeden Moment bei dir an. Er freut sich schon sehr. Er will heute bei dir übernachten und morgen in das Seminarhotel fahren.«
»Was? Nein! Das ist keine gute Idee.«
»Warum nicht? Du hast doch ein Gästezimmer.«
»Da steht kein Bett drin.«
»Er kann auch auf der Couch schlafen. Das ist weiß Gott nicht das erste Mal, dass er auf einem Sofa schlafen muss. Manchmal kann ich sein Schnarchen nicht ertragen. Dieser Mann könnte Tote damit aufwecken.«
Es klingelte an der Tür, und ich spürte, wie mein Herz zu der Größe einer Rosine zusammenschrumpfte.
»Ich glaube, Dad ist schon da«, sagte ich zu meiner Mom. »Ich rufe später zurück.«
Ich legte auf und starrte Diesel an. »Du musst von hier verschwinden.«
»Nein.«
»DOCH!« Ich packte ihn an seinem T-Shirt und zog sein Gesicht zu mir heran. »Mein Vater steht vor der Tür. Er bleibt heute Nacht hier, und es wird ihm nicht gefallen, wenn du in meinem Bett schläfst.«
»Sag ihm, wir seien verlobt.«
»Wir sind nicht verlobt. Und selbst wenn wir verlobt wären, würde das nicht reichen.«
»Dann sag ihm, wir seien verheiratet.«
»Das ist doch verrückt!«, protestierte ich. »Und außerdem habe ich keinen Ring.«
»Sag ihm, du hättest ihn verloren. Sag ihm, er sei dir beim Brötchenbacken in die Teigschüssel gerutscht und jemand habe ihn mitgenommen und aus Versehen gegessen.«
Es klingelte ein zweites Mal, und ich hastete zur Tür, um meinen Vater hereinzulassen, bevor er total durchnässt war. »Ich flehe dich an«, rief ich Diesel zu, während ich durch den Raum lief. »Schleich dich zur Hintertür hinaus.«
Mein Vater ist ein kräftiger Mann. 1,83 groß und stämmig. In unserer Familie wird gewitzelt, dass er einen Bus auch ziehen könnte, anstatt ihn zu fahren. Er ist stark wie ein Ochse, aber der Sanftmütigste von allen. Er weint am Ende von traurigen Filmen, liebt Hundewelpen und kleine Kätzchen und kauft meiner Mutter kitschige Valentinskarten. Er spielte zu Hause nicht den strengen Schulmeister, doch er würde sich nie mit einem Mann in meinem Bett abfinden, mit dem ich nicht verheiratet war.
Er stand gebückt auf der Treppe vor meinem Haus und hielt einen kleinen gelben Regenschirm in der einen und einen Koffer in der anderen Hand. Sein Mietwagen war am Straßenrand geparkt.
»Einen Augenblick lang habe ich befürchtet, du seiest nicht zu Hause.« Er ließ den Regenschirm draußen und kam mit seinem Koffer herein.
»Ich war in der Küche und habe mit Mom telefoniert.«
Er
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