Zuckersuesse Todsuenden
ist fantastisch. Dein Bruder wird sich ärgern. Du hast ihn als Knalltüte der Familie ersetzt.«
»Und er hat sich so bemüht, diesen Ehrentitel zu behalten.«
»Genau«, bestätigte mein Vater. »Und nun hast du ihn einfach ins Aus befördert. Alle seine Tätowierungen, lauten Motorräder und schlechten Tischmanieren können nicht mit deinem Affen konkurrieren.«
»Ich habe befürchtet, du hättest dafür kein Verständnis.«
»Wofür soll ich kein Verständnis aufbringen? Du hast dir eben einen Affen zugelegt, der Menschen den Stinkefinger zeigt.«
»Er ist nur übergangsweise bei mir«, erklärte ich.
»Da wird dein Bruder sicher erleichtert sein.«
Carl rülpste und kratzte sich am Hintern.
»Er benimmt sich beinahe wie ein Mensch«, meinte mein Vater.
»Wenn es dir recht ist, schaue ich mir das Spiel nicht an. Ich habe noch Arbeit am Computer zu erledigen.«
»Bleib nicht zu lange auf. Ich weiß, dass du früh in der Bäckerei sein musst. Und kümmere dich nicht um mich. Ich mache es mir hier auf der Couch gemütlich.«
»Noch etwas. Mein Boiler hat heute den Geist aufgegeben. Ich werde mir morgen einen neuen besorgen, aber bis dahin gibt es kein heißes Wasser.«
Der Regen trommelte auf das Dach und schlug gegen das Fenster vor meinem Schreibtisch. Ich hatte eine geschlagene Stunde damit verbracht, das Kapitel über Hauptgerichte für mein Kochbuch zu überarbeiten. Und ich hatte einige E-Mails von Freunden aus New York beantwortet und zwei neue Websites gelesen. Katerchen hatte sich in einem abgewetzten Polstersessel neben meinem Schreibtisch zusammengerollt. Er sah entspannt aus und schien zu schlafen, aber seine Ohren waren gespitzt und aufmerksam nach vorne gerichtet.
»Schlafenszeit«, sagte ich zu ihm.
Er öffnete die Augen, stand auf, machte einen Katzenbuckel und streckte sich. Er folgte mir aus dem Büro in mein Schlafzimmer. Unten lief immer noch der Fernseher, also schloss ich die Tür hinter mir, um die Geräusche nicht zu hören. An meinem Kopfkissen klebte ein Zettel.
Pass gut auf dich auf. Ich bin nicht hier, um dich zu beschützen.
Wer die Notiz verfasst hatte, war kein Mysterium, aber ich fragte mich, wie Diesel es geschafft hatte, den Zettel auf mein Kissen zu legen und dann unbemerkt das Haus zu verlassen. Ich schaute in meinen Kleiderschrank, unter mein Bett und ins Badezimmer. Ich zog sogar den Duschvorhang zur Seite, um mich zu vergewissern, dass er nicht dahinter lauerte.
Zehn Minuten später lag ich im Bett, und Katerchen saß auf meinem Brustkorb.
»Ich nehme an, du beschützt mich wie ein Ninja-Krieger«, sagte ich zu Katerchen. »Oder vielleicht willst du mich einfach nur wärmen. Wie auch immer, ich bekomme keine Luft. Du musst runter von meinem Brustkorb.«
Er rührte sich nicht, also hob ich ihn hoch und setzte ihn neben mich. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß er wieder auf meiner Brust.
»Du wirst mich noch umbringen«, erklärte ich ihm. »Ich kann von Glück sagen, dass ich nicht im Schlaf erstickt bin. Vielleicht sollte ich dir weniger zu fressen geben. Du wiegst mindestens eine Tonne.«
Katerchen stand auf und machte wieder einen Katzenbuckel. Er stieg von mir herunter und ging zum Fußende des Betts. Sein Gewicht schien ihm keine Sorgen zu bereiten. Und entweder wusste er, was eine leere Drohung war, oder er verstand kein Wort von dem, was ich sagte. Wenn er wirklich ein Ninja war, sprach er vielleicht nur Japanisch.
Ich ließ meine morgendliche Dusche ausfallen und setzte lieber eine Baseballkappe auf, als mir die Haare mit eiskaltem Wasser zu waschen. Ich zog wie immer Jeans, ein T-Shirt und ein Sweatshirt an, ging leise die Treppe hinunter und schlich mich in die Küche. Dort schüttete ich ein wenig Trockenfutter in Katerchens Schüssel und gab ihm frisches Wasser. Mein Vater schnarchte auf der Couch, und ich nahm an, dass Carl bei ihm lag. Ich wollte Kaffee kochen, doch dann entschied ich mich dagegen.
»Ich will meinen Dad nicht wecken«, flüsterte ich Katerchen zu. »Ich werde in der Bäckerei frühstücken.«
Katerchen ließ sich vor der Hintertür nieder. Als ich die Tür öffnen wollte, fauchte er mich an.
»Ich habe dich gefüttert«, sagte ich. »Und jetzt darfst du nach draußen.«
Katerchen rührte sich nicht vom Fleck.
Ich streckte meine Hand nach ihm aus, und er schlug mit der Pfote nach mir.
»Böse Katze!«
Ich schob ihn mit meinem Fuß zur Seite und quetschte mich an ihm vorbei zur Tür hinaus. Als ich mich kurz
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