Zuckersueßes Chaos
draufzuhaben. Ich verließ das Geschäft über den Hinterausgang, der in einen alles andere als einladenden Hinterhof führte und eilte zur Haltestelle, um meinen Bus zu bekommen. Zuhause angekommen, traf ich Vicky in der Küche an. Sie briet gerade Eier mit Speck und ich gesellte mich dazu.
»Und, wie war dein erster Tag?«, fragte sie und wirbelte das Ei in die Luft, so dass es umgedreht in der Pfanne landete. Ich nickte beeindruckt und schilderte ihr meine heutigen Eindrücke.
»Sag mal«, begann ich, als wir fünf Minuten später am Küchentisch saßen.
»Wer war eigentlich der Rockertyp heute Morgen?«
»Was glaubst du wohl?«, fragte sie augenzwinkernd und schob sich einen Speckstreifen in den Mund. Ich lachte kopfschüttelnd.
»
Das
ist klar, aber wo hast du ihn kennengelernt? Der passt doch überhaupt nicht in dein Beuteschema.«
»Ähm, kennen wir uns? Du weißt doch, dass mir schnell langweilig wird. Und da musste eben was Neues her«, antwortete sie grinsend. Kopfschüttelnd aß ich weiter.
»Was ist? Warum schüttelst du ständig den Kopf?«, fragte sie argwöhnisch und ließ ihre Gabel sinken.
»Hältst du mich etwa für ein Flittchen?« Ich sah schockiert von meinem Teller auf.
»Natürlich nicht. Außerdem weißt du genau, dass es mir egal ist, wie viele Partner jemand hat. Es ist dein Leben, ich würde mir niemals ein Urteil erlauben. Und auch wenn du mich vielleicht für die prüdeste Person auf diesem Planeten hältst …«, sie nickte heftig mit dem Kopf,
»habe ich absolut nichts gegen unverbindlichen Sex. Ich bin nur nicht der Typ dafür.«
»Sag ich ja, prüde«, erwiderte sie, woraufhin wir beide lachten.
»Morgen steigt übrigens eine Party bei Lynn und du bist natürlich auch eingeladen.« Ich kaute meinen Speck und deutete mit der Gabel auf sie, dann sagte ich:
»Weißt du, als mir mal jemand gesagt, das Studentenleben besteht hauptsächlich aus feiern, wollte ich es zuerst nicht glauben, aber hier haben wir den lebenden Beweis.« Sie zuckte die Schultern und sagte dann:
»Apropos, hast du heute zufällig mit Jason gesprochen? Er wollte sich noch bei dir entschuldigen, bevor er wegfährt.« Sofort verdüsterten sich meine Gedanken.
Du meinst den kiffenden, Frauen entführenden, eingebildeten und unverschämten Mistkerl, den du auch noch deinen guten Freund nennst?
, dachte ich missmutig und hatte im nächsten Moment auch schon eine Idee, wie ich mich für sein unmögliches Benehmen rächen konnte. Mir kamen seine Worte in den Sinn, dass er mir einen Besuch abstatten würde, wenn ich Vicky belog. Pah! Was wollte er denn schon machen? Wenn er das nächste Mal kam, würde ich einfach das Zimmer abschließen.
Von diesem Idiotien ließ ich mich doch nicht einschüchtern! Ich schüttelte unschuldig den Kopf und sagte:
»Sich entschuldigen? Als ich ihm heute begegnet bin, hat er laut verkünden lassen, was ich für Unterwäsche trage. Wie kommst du darauf, dass dieser Arsch so etwas wie Reue empfinden kann? Moment mal, warum fragst du überhaupt? Hast du ihn etwa zu einer Entschuldigung angestachelt?« Ich sah sie gespielt misstrauisch an und musste mich sehr zusammennehmen, um nicht zu schmunzeln.
»Äh nein, er hat mich gestern nur gefragt, wo er dich heute findet. Er sagte, er will sich entschuldigen, bevor er fährt.«
»Fahren? Das Semester hat doch gerade erst angefangen, wo will er denn hin?«
»In die Nachbarstadt, seine Eltern besuchen. Sie leben im Ausland und sind immer nur zwei Mal im Jahr hier. Deshalb hat er sich die nächsten Tage frei genommen. Und als Jahrgangsbester wird es ihm kaum schaden, die zweite Woche zu schwänzen«, erklärte sie. »Moment mal. Jahrgangsbester? Jason?«, fragte ich zweifelnd. Sie lachte.
»Du bekommst zwar immer nur dumme Sprüche zu hören, aber genaugenommen ist er ein Genie.« Nun, das war zwar schwer vorstellbar, aber allein die Tatsache, dass er mich in den nächsten Tagen nicht schikanieren konnte, weckte wahre Hochstimmung in mir. Vielleicht hatte er seine Drohung ja schon vergessen, wenn er wiederkam, überlegte ich freudig gestimmt. Ich fand es niedlich von Vicky, dass sie ihn erpresste, nur damit ich mich nicht unwohl fühlte. Das war doch mal Familienzusammenhalt!
Deshalb tat ich auch weiterhin so, als wüsste ich nicht, dass sie Jason dazu genötigt hatte und bis er wiederkam, würde er die Sache eh vergessen haben. Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, machte sie sich für die Party fertig. Ich zog mich in mein Zimmer
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