Zuckersueßes Chaos
nächste Woche nicht zu meinen Geburtstag kommen. Und da eine Party nichts ohne unsere Party-Königin ist, muss ich mich wohl oder übel dazu überwinden. Also, entschuldige, dass ich dir an die Wäsche gegangen bin«, sagte er und schenkte mir ein raubtierhaftes Lächeln. Ich hob die Brauen.
»Du willst mir sagen, dass du dich nur entschuldigst, weil Vicky dich erpresst und glaubst, dass ich deine Entschuldigung annehme? Hast du etwa wieder gekifft? Du kannst mich mal!« Seine Mundwinkel zuckten, doch mir entging auch das gefährliche Aufblitzen in seinen Augen nicht.
»Ob du es annimmst oder nicht, ist mir ehrlich gesagt, egal. Ich sollte mich entschuldigen und das habe ich getan. Und wehe, du bestätigst das Vicky nicht, dann werde ich dir einen Besuch abstatten.« Ich schnaubte unbeeindruckt und wollte etwas erwidern, als sich uns eine brünette junge Frau näherte. Sie trug ein himmelblaues figurbetontes Kleid, schicke Absatzschuhe und kam zielstrebig auf uns zu. Dann stellte sie sich neben Jason und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Da bist du ja«, sagte sie und maß mich dann mit einem abschätzenden Blick, wobei sie erst meinen unspektakulären Aufzug und dann mein belegtes Brot musterte.
»Wer ist das?«, fragte sie und versuchte krampfhaft gleichgültig zu klingen – aber es gelang ihr nicht.
»Niemand «, gab Jason zurück, legte einen Arm um ihre Schultern und schlenderte mit ihr davon.
Niemand? Ich bin also niemand? Na warte, das wirst du mir büßen, du eingebildeter Arsch
, schwor ich mir und musste mich zusammennehmen, um ihm nicht hinterherzubrüllen. Viel zu wütend, um noch einen Bissen runter zu kriegen, warf ich das Brot in den nächsten Mülleimer, klappte den Laptop zu und ging in die Bibliothek, um zu lernen.
Kapitel 7
Maxime’s Boutique
wurde 1901 von der gleichnamigen Designerin gegründet und war seither die erste Anlaufstelle für modebewusste und wohlhabende Frauen. Das Angebot des kleinen Modeladens beschränkte sich auf sündhaft teure Taschen, Mäntel und Kleider. Alles in hellen und unauffälligen Pastellfarben gehalten, was dem Geschäft ein harmonisches Ambiente verlieh. Und obwohl Maxime’s Stil nicht unbedingt die junge Generation ansprach, hatten ihre Tochter und deren Tochter Juliette, welche die heutige Inhaberin ist, immer etwas Zeitgemäßes eingebracht, so dass sogar selbst mir das ein oder andere Kleidungsstück zusagte.
Die Preise entsprachen allerdings meiner Dreimonatsmiete, so dass ich leider nur davon träumen konnte, einmal eine solche Tasche zu besitzen. Juliette war eine Frau Mitte Fünfzig, die sich für ihr Alter ziemlich gut gehalten hatte und das, so vermutete ich zumindest, ganz ohne Schönheits-OPs. Während des Vorstellungsgespräches hatte ich mir einen ersten Eindruck von ihr schaffen können, der sich im Laufe des Tages noch verstärkte. Sie war eine angenehme, verständnisvolle, aber strenge Frau und wenn man gut zuhörte und schnell lernte, ließ sie einen in Ruhe seine Arbeit erledigen.
Ganz anders als meine vorherige Chefin, wie ich mich ärgerlich zurückerinnerte. Diese hatte keine Gelegenheit ausgelassen, mir Extraarbeit aufzuhalsen und mich, wo es nur ging, zu schikanieren. Aber wie sagte man so schön? Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Wohl wahr! Wegen des hohen Preisniveaus hatten wir nicht viele Kunden am Tag, so dass mich Juliette in aller Ruhe einweisen konnte. Außer mir gab es noch eine weitere Mitarbeiterin namens Lisa. Weil Lisa aber ebenfalls Studentin war und genau an meinem freien Tagen arbeitete, würden wir uns wohl nie begegnen.
Ich fand es gut, dass Juliette ausschließlich Studenten einstellte und uns einen Job gab. Zugegeben, aus reiner Herzensgüte tat sie es sicher nicht, aber wenigstens sicherte sie mir ein monatliches Einkommen und somit profitierten beide Seiten davon. Nachdem ich in die wichtigsten Dinge eingewiesen wurde und meine erste Kundin bedient hatte, machte ich um 20 Uhr Feierabend. Offenbar hatte ich mich so gut angestellt, dass Juliette bereits plante, mich am Wochenende in die Kasse einzuweisen, so dass ich schon in der nächsten Woche alleine im Geschäft stehen konnte. Woran es noch ein wenig haperte, war mein Textilwissen, weswegen sie mir ein Handbuch mit Stoffproben mitgab, welches ich bis zur nächsten Woche studiert haben sollte.
Weil wir nicht viele Artikel im Sortiment hatten und es deshalb nicht besonders viel zu lernen gab, war ich zuversichtlich, bis zum Wochenende alle Stoffe
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