Zuckersueßes Chaos
Jungs, wenn ihr noch was haben wollt, kommt schnell her. Die Weiber trinken wieder alles aus«, rief er über die Schulter. Augenblicke später war die kleine Küche überfüllt. Jeder wollte etwas von der Bowle haben, wir Frauen dachten jedoch nicht daran, den Männern Platz zu machen, so dass wild geschubst und gedrängelt wurde.
»Bekommt das Geburtstagskind auch ein Glas?«, fragte Jason, der dicht hinter mir stand. »Äh klar«, sagte ich und stellte mein Glas ab, um ihm einzuschenken.
»Hey, mach mal Platz«, schnauzte ich Vicky an, die sich mit Lynn vor die Schale gestellt hatte und allen anderen damit den Weg versperrte. Als Antwort machte sie sich noch breiter, so dass ich Mühe hatte, überhaupt etwas aus der Schüssel zu schöpfen. Als ich Jason das Glas überreichte, musterte er es skeptisch.
»Muss ich mir Sorgen machen, dass du reingespuckt hast?«, fragte er. Als ich zu ihm aufsah, lächelte er charmant und offenbar stieg mir allmählich die Bowle zu Kopf, denn ich lächelte genauso verzückt zurück.
»Keine Sorge. Weil du Geburtstag hast, werde ich das Kriegsbeil für heute begraben und nett sein.« Er wägte ab, ob er mir trauen sollte oder nicht, dann prostete er mir zu. Und vielleicht lag es am Alkohol, aber so richtig wollte die Küche niemand mehr verlassen. Wir hielten uns mindestens eine Stunde hier auf, alberten herum und zogen uns gegenseitig auf - dabei hätten wir die Bowle auch einfach mit ins Wohnzimmer nehmen können. Viel merkwürdiger war aber die Tatsache, dass ich mich auf einmal super mit Jason unterhielt.
Als das Stimmungsgetränk alle war, verflüchtigte sich der Andrang allmählich und die Gäste verteilten sich wieder in den anderen Räumen. Plötzlich stand ich mit Jason allein in der Küche und kaum war ich mir dessen bewusst, wurde ich nervös – was eigentlich unbegründet war. Denn er hatte mich bisher weder mit seinen üblichen Sprüchen bombardiert noch irgendwelche Annäherungsversuche unternommen. Doch offenbar war ich von seinem üblichen Verhalten schon so traumatisiert, dass ich automatisch auf Fluchtmodus stellte, wenn wir alleine waren. Und natürlich entging ihm mein Unbehagen nicht, wie ich seinem wissenden Lächeln entnahm. Meine Erlösung kam, als Jason ins Wohnzimmer gerufen wurde und sich kurz entschuldigte. Puh! Ich atmete tief durch, goss mir ein Glas Wasser ein und starrte vorwurfsvoll auf mein leeres Glas. Für heute sollte ich mich lieber fern vom Alkohol halten, denn wenn ich so weiter trank, könnte ich tatsächlich noch auf die irrsinnige Idee kommen, Jason zu mögen. Ich meine, lag es denn am Alkohol, dass er plötzlich so nett war oder daran, dass er Geburtstag hatte?
Ich erkannte ihn ja kaum wieder. Keine dummen Sprüche, keine Anzüglichkeiten, Im Gegenteil, er war sogar unheimlich lustig. Das war mir irgendwie nicht geheuer und so lange ich nicht hinter die Ursache seines Verhaltes gekommen war, ließ ich fürs erste lieber die Finger vom Alkohol. Als Jason wiederkam, hatte er ein kleines Päckchen in der Hand, mein Päckchen, wie mir panisch bewusst wurde.
»Sorry, aber ich kann einfach nicht länger warten. Ich brenne schon die ganze Zeit darauf, dein Geschenk zu öffnen«, sagte er mit einem Grinsen und knotete die Schnüre auf.
»Ist das nicht unfair, wenn du meins jetzt schon öffnest?«, fragte ich mit wachsendem Unbehagen. Er war heute so nett gewesen, da konnte ich ihm doch nicht sowas Gemeines schenken.
»Die werden das schon verkraften«, sagte er und faltete das Papier auseinander. Da riss ich ihm das Päckchen kurzerhand aus den Fingern und trat einen Schritt zurück.
»Warten wir lieber noch ein bisschen«, sagte ich und hielt es hinter meinem Rücken versteckt. Er starrte mich an, unschlüssig, ob er lachen oder meckern sollte.
»Was soll der Unsinn? Ich will es aber jetzt aufmachen.« Doch ich schüttelte den Kopf. Er glotzte mich noch einen Augenblick an, dann hob er resigniert die Schultern.
»Na gut«, sagte er und ich entspannte mich wieder. Doch dann machte er einen Satz auf mich zu und legte mir die Arme um den Körper.
»Warte!«, rief ich, aber da hatte er mir das Bündel schon entrissen und wich ans andere Ende der Küche zurück. Um mich auf Abstand zu halten, streckte er einen Arm aus, dann drehte er das Päckchen in der Hand.
»Jason, gib es mir zurück. Du kannst es nachher aufmachen«, log ich. Von wegen. Sobald ich es in die Finger bekam, würde ich es in hohem Bogen aus dem Fenster werfen. Er
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