Zuckersueßes Chaos
nicht, ob ich mich wirklich mit Jason anlegen wollte. Im Bruchteil einer Sekunde überlegte ich es mir anders. Jason erwartete sicher kein Geschenk von mir und wenn doch, konnte ich mich immer noch damit rausreden, nichts Passendes gefunden zu haben. Doch gerade als ich es in meiner Tasche verschwinden lassen wollte, öffnete er die Tür. Musik und laute Stimmen drangen in den Flur und als hätte Jason überhaupt nicht mit mir gerechnet, grinste er freudig auf mich herab. »Claire, ich hätte nicht gedacht, dass du kommst«, sagte er und warf einen Blick auf das Päckchen. »Und du hast sogar ein Geschenk«, stellte er erstaunt fest.
»Äh ja, alles Gute zum Geburtstag«, sagte ich innerlich fluchend und hielt es ihm zögerlich hin.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Er bat mich herein und wollte das Geschenk öffnen, doch ich hielt ihn schon fast hysterisch davon ab.
»Nein«, rief ich laut, was ihn zusammenzucken ließ.
»Du ... äh ... darfst es noch nicht öffnen«, fügte ich eilig hinzu. Er sah mich an, als hielt er mich für verrückt, dann lächelte er.
»Okay, dann eben nachher.« Damit nahm er das Paket und ging den Flur entlang. Ich zog Jacke und Schuhe aus und schmiedete Pläne, wie ich es später heimlich entwenden konnte. Als ich ins Wohnzimmer trat, klatschten und pfiffen die Gäste, als wäre ich ein angesagter Promi – genau, was ich befürchtet hatte.
»Seht mal, wer uns mit seiner Anwesenheit beehrt«, rief Bryan und klopfte mir auf die Schultern. Peinlich berührt ließ ich die dummen Sprüche über meinen seltenen Besuch ergehen und sogar Vicky, die Verräterin, ließ es sich nicht nehmen, mich aufzuziehen. Angeblich hatte sie mich mit Unmengen an Geld bestechen müssen, damit ich mich dazu herabließ, herzukommen.
Als Lynn auf den leeren Platz neben sich klopfte, gesellte ich mich zu ihr, dann beobachtete ich, wie Jason mein Päckchen auf die Wohnzimmerkommode legte, wo ein Haufen weiterer Geschenke lagerten. Na super. Wie sollte ich da je unbemerkt rankommen? Nachdem sich die Aufregung über meine Person gelegt hatte und die letzten Lacher abgeklungen waren, wurde die Runde ziemlich unterhaltsam. Außer Lynn, Bryan, Zac, Vicky und Jason waren noch sechs weitere Personen da - darunter Jasons Kumpels und zwei Freundinnen von Lynn und Vicky. Die Gästeanzahl war also überschaubar und alle ziemlich angenehme und lustige Zeitgenossen, so dass ich mich nach einer Weile wirklich amüsierte.
»Kommst du mit, Bowle machen?«, fragte mich Lynn irgendwann und stand auf.
»Glaub mir, sie macht die beste Bowle der Welt«, raunte mir Vicky zu und zog mich auf die Beine. Ich folgte den beiden in die Küche, als uns Zac hinterherrief:
»Aber trinkt nicht wieder alles alleine aus, ihr Schnapsdrosseln!« Lynn und Vicky kicherten und verschwanden in der Küche. Und kaum, dass ich ihnen gefolgt war, schlossen sie die Tür und begannen mit der Zubereitung.
»Du schneidest Erdbeeren und Limettenscheiben«, wies Vicky mich an.
»Du mischst den Hugo«, sagte sie zu Lynn.
»Und ich werde daneben stehen und dumme Kommentare abgeben«, sagte sie grinsend. Lynn und ich sahen uns an und lachten, denn nichts anderes kannten wir von meiner Cousine. Als die Bowle fertig war, stießen wir zum Vorkosten mit Sektgläsern an und ich musste zugeben, dass die Bowle ausgezeichnet schmeckte. Ich suchte vergeblich nach dem Wodkageschmack, denn ich hatte beobachtet, wie Lynn eine beachtliche Menge davon hineingetan hatte, doch alles, was man rausschmeckte, war eine angenehme Süße, gemischt mit Limettengeschmack. Ich prostete ihr schon fast ehrfürchtig zu, denn wenn Lynn es so gut verstand, den Geschmack von Hochprozentigem zu kaschieren, sollte ich mich zukünftig vor ihren Mixturen fernhalten – das war ja gefährlich! Doch meinem Vorsatz zum Trotz hatten wir wenige Minuten später schon das zweite Glas in der Hand – es schmeckte einfach zu köstlich.
»Hast du den süßen Blonden gesehen, den Jason mitgebracht hat?«, fragte Vicky an Lynn gewandt.
»Dieser Alex? Der ist mir auch schon aufgefallen. Besonders sein Hintern hat’s mir angetan«, antwortete sie glucksend.
»Lynn!«, rief ich entsetzt und boxte ihr auf die Schulter.
»Du hast einen Freund!«
»Und?«, sagte sie ungerührt.
»Man darf doch wohl mal schauen dürfen«. Ich schüttelte den Kopf, konnte ein Grinsen aber nicht unterdrücken. Als wir bei dem dritten Glas angekommen waren und die Bowle halbleer war, kam Bryan in die Küche gestürzt.
»Hey
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