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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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spannender?«
    Kit hatte seine Fingerfertigkeit in den Spielhöllen von Macao gelernt, wo das Leben oft an einem guten Blatt hing, und er hatte geschickte Finger, Erfahrung und war nur schwer zu schlagen. Über kurzem bestellte Joe Manton neue Jetons. Dann gesellte sich Binky Wooton zu ihnen, ebenfalls halbbetrunken, und begann sofort mit einer sehr interessanten Klatschgeschichte. Er war in einem Bordell gewesen, das zahlreiche aristokratische Jünglinge bevorzugten, hatte zufällig hinab auf die Straße geblickt und eine Kutsche vor Madame Centisis Haus erspäht, aus der mehrere Damen stiegen. »Und wer glaubt ihr, war dabei?« fragte er und steckte mit einer raschen Handbewegung das Blatt in seiner Hand um, während er in der folgenden Kunstpause in die Runde starrte.
    »Deine Frau?« fragte sein Freund, der Herzog, ironisch.
    »Soviel Energie hat die gar nicht«, antwortete Binky ohne aufzublicken. Er war ein gutaussehender junger Bursche und gezwungen worden, unter seinem Stand zu heiraten, als sein Vater das Familienerbe verspielt hatte.
    »Solange sie dir zusammen mit ihrem Geld einen Erben verehrt, Junge«, warf ein älterer Gentleman ein, »kann ein Ehemann die Brauerei seines Schwiegervaters gut und gern ignorieren.«
    »Genau die Worte meines Vaters«, meinte Binky gleichgültig und legte zwei Karten ab. »Aber was die faszinierenden Damen auf ihrem Ausflug angeht«, fuhr er fort, weil seine Frau ihn weder persönlich noch anderswie interessierte, »sie waren natürlich alle dicht verschleiert, aber eine war Charlies Frau, denn ich kenne ihren Zobelumhang. Zwei konnte ich nicht erkennen, aber die vierte, deren Kapuze beim Aussteigen in der Tür hängenblieb, hatte die auffallenden, hellen Haare von Gräfin de Grae – ganz unverkennbar!« Er stieß ein leises Pfeifen aus. »Ich beneide die Hengste bei Madame Centisi heute abend bei ihrem Spiel.«
    »Schön und gut, Binky. Kann aber nicht sagen, daß mir diese ganze verdammte Gleichberechtigung gefällt«, meinte ein anderer.
    »Hätte gar nichts dagegen, wenn meine Frau dort einen Teil ihres Geldes verjubeln würde«, nölte Binky. »Dann wäre ich die verdammte Pflicht ein für allemal los.«
    »Hört, hört!« rief Joe übertrieben aus, hob sein Brandyglas und prostete in die Runde, ehe er es leerte.
    »Du bist doch noch nicht lange verheiratet, Joe. Bist du die Ketten jetzt schon leid?« meinte einer der Spieler spöttisch.
    »Kann nicht behaupten, daß Männer zu Ehemännern geboren sind«, knurrte Joe Manton brüsk.
    »Irgendwann muß man dran glauben. Das ist das Problem«, murmelte der Herzog, dessen Ehe mit seiner Kusine durch die Notwendigkeit erzwungen wurde, das Vermögen in der Familie zu halten.
    »Planen Sie nicht auch, bald zu heiraten, Braddock?« fragte Joe Manton nun gedehnt und mit unverschämten Spott. »Habe gehört, Sie hätten schon einen ganz feinen Verlobungsring bestellt.«
    Eine verächtlich, glitzernde Sekunde lang starrte Kit ihn an, eher provoziert durch Joes triumphierendes Krähen, als über die Charade von Angelas Leben empört. Dann sagte er mißmutig und mürrisch: »Sie gehört Ihnen, Manton, Ihnen und England und ihrem Mann natürlich ... den dürfen wir keinesfalls vergessen. So funktioniert das doch in diesem Land, oder?« fuhr er grimmig fort. »Jeder wurstelt sich so durch.« Dann warf er seine Karten auf den Tisch und erhob sich so abrupt, daß sein Stuhl umkippte.
    »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit ihr, mit Ihrer Frau und mit allen, die Sie sonst noch vögeln, Manton. Guten Abend, meine Herren. Mir ist nach sehr viel mehr Alkohol zumute.«
    »Diese Amerikaner sind immer so heißblütig und impulsiv«, bemerkte Binky beiläufig, sah aber Kit nach, der aus dem Raum stolzierte. »Die verstehen einfach unsere Spielregeln nicht.«
    »Er verliert einfach nicht gern«, bemerkte Joe Manton selbstgefällig.
    »Planst wohl, da wieder anzufangen, wo du aufgehört hast?« fragte der Herzog wie nebenbei. »Wo Angela mal wieder zu haben ist.«
    »Natürlich«, murmelte Joe. »Ich habe dem Amerikaner schon vor zwei Monaten erklärt, daß er sie nicht kriegen kann«, fügte er so laut hinzu, daß jeder mitbekam, daß er Angela wieder als seinen Besitz betrachtete. »Ich denke, er wird England bald verlassen.«
    Kit nahm nur noch einen weiteren Drink an der Bar zu sich und hatte dann plötzlich in der Vorhalle des Clubs, als er sich den Mantel überstreifte, eine unvermittelte Inspiration. Als der Türsteher fragte: »Womit

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