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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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schnurrte die hübsche Lady Macleish.
    »Clarissa! Was soll denn Mr. Braddock denken!« Die junge Marquise war noch neu in diesem Zirkel.
    »Ich hoffe, er denkt heute abend an mich zuerst, meine Liebe«, murmelte Clarissa mit einem provokativen Augenzwinkern in Kits Richtung.
    Und so nahm der Abend seinen Verlauf, mit dem üblichen Liebesgeplänkel aus Angriff und Rückzug – eine köstliche Unterhaltung für die gelangweilten jungen Damen. Das Ziel ihrer Sehnsüchte betrachtete es allerdings mehr als ein Ausweichmanöver, das gleichzeitig Diplomatie, lockeren Charme und Finesse erforderte. Mortons Cognac half, die scharfen Kanten der Wahrheit zu verwischen, und so wurde niemand wirklich dabei unglücklich.
    Kit verschloß an diesem Abend seine Schlafzimmertür gegen mögliche Eindringlinge – was völlig von seinem üblichen Verhalten bei solchen Partys abwich.
    Und damit wehrte er Clarissa ab, Olivia und die zum ersten mal ehebrecherisch gesonnene Marquise von Berwick. 5

8
    Das Rennen am nächsten Tag begann sehr früh: Die Kutschen wurden direkt nach dem Frühstück vorgefahren, und nach kurzem chaotischem Gewimmel saßen alle Gäste bequem in der richtigen Karosse. Nach einer einstündigen Fahrt durch die liebliche Landschaft, die kühl, grün und friedlich unter einem klarblauen Himmel lag, gelangten sie zu einem kleinen Landsträßchen, auf dem man die Tribünen aufgebaut hatte; davor lag die Rennbahn, gesäumt von niedrigen Hügeln. Man hatte der Gruppe um den Prinzen von Wales die einzige Loge reserviert, und dieser kleine Bereich füllte sich rasch mit seinen Gästen, Dienern und ein paar ortsansässigen Adligen.
    Als die Notablen und Ratsherren des Ortes ihre kurzen und gelegentlich unbeholfenen Begrüßungsreden gehalten hatten, konnten der Prinz und seine aristokratischen Gäste in ihrem vertrauten Zirkel den Tag genießen. Kit und Angela fanden sich im Laufe des Tages oft in großer Nähe zueinander, ob sie nun nebeneinander sitzend ein Rennen verfolgten, beim Lunch, als man sich dicht an dicht drängte, um Lord Mortons fabelhaftes Picknick zu genießen, oder wenn sie sich zuweilen in der gleichen Gruppe an einer Unterhaltung beteiligten.
    Angela trug ein Musselinkleid mit Streublümchenmuster, denn der Augusttag war heiß, und Kit fand sie in diesem schlichten, mädchenhaften Gewand noch anziehender. Bisher hatte er sie nur in Abendgarderobe erblickt – oder in dem üppigen Neglige –, deren Herkunft aus einem der größeren Couturiersalons unverkennbar war. Heute aber sah sie in dem breitrandigen Strohhut und dem schlichten Kleid aus wie von der Näherin am Ort ausstaffiert.
    Im Gegensatz zu ihr wirkten die anderen Damen in ihren Seidenkleidern übertrieben. Angela schien zudem das Geschehen auf der Rennbahn auch echten Spaß zu machen, wie Kit entdeckte, denn ihr Blick für gutes Pferdematerial war von klein auf geschult. Sie setzte größere Summen auf mögliche Sieger. Das überraschte ihn zunächst, aber nach weiterem Nachdenken darüber fand er es angemessen. Sie strahlte im Gegensatz zu vielen anderen Frauen ihrer Klasse eine Art ungekünstelte Selbstsicherheit aus, und vielleicht zog ihn dieser Unterschied mehr als alles andere an.
    Auch Angela erfuhr in dem Kommen und Gehen, im gesellschaftlichen Umgang bei der Party wie auch in dem begrenzten Umfeld der Loge viel mehr über Kit. Er war erst vor kurzem dreißig geworden und hielt sich in der Tat in England auf, weil er eine Braut suchte – doch er erläuterte rasch, daß er nur seiner Mutter zuliebe in dieser Mission unterwegs sei; ob er sich wirklich für eine Frau entschied, stand noch in den Sternen. Sein ungeheures Vermögen hatte er von seinem Vater geerbt und in den letzten zehn Jahren davon bereits fünf Segelyachten erworben – einige hatte er gegen schnellere oder bessere Boote eingetauscht, andere ersetzt, die in Stürmen verlorengegangen waren.
    Als er von seinem Lieblingsgewässer im Südchinesischen Meer sprach, schilderte er es so fesselnd, daß Angela sich unwillkürlich wünschte, ihn dorthin zu begleiten. Aber sie hörte noch intensiver zu, als Kit von seinen übrigen Reisen erzählte, weil ihr eigenes Leben im Vergleich dazu so gewöhnlich verlief; die Art ihrer Vergnügungen war eigentlich nur bemerkenswert, weil so entnervend viel Zeit darauf verschwendet wurde.
    Ob aus großer Nähe oder aus der Entfernung, sie fand seine vitale Energie ebenso faszinierend wie seine kühnen Züge. Er bewegte sich mit täuschend

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