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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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gelassener Eleganz, als sei seine elektrisierende Kraft durch angeborene animalische Anmut verfeinert. Unter seinen gutgeschneiderten Tweedanzügen steckte unverkennbar die Persönlichkeit eines moderen Freibeuters. Selbst wenn er lässig zurückgelehnt dasaß, strahlte er eine kaum gezügelte Stärke aus, und Angela dachte öfter an die wunderbaren Möglichkeiten, die ein ungezügelter Kit Braddock einem bieten würde.
    Diese Gedanken blieben aber abstrakte Spekulation, wie sie sich rasch wieder ins Gedächtnis rief, so, als würde sie Rembrandts faszinierenden Einsatz von Licht oder die karge Schönheit eines Sturms bewundern. Doch jedesmal, wenn Kit sie anlächelte, spürte sie eine große Wärme in ihrem Körper aufsteigen. Sie versuchte zwar bewußt, auf sein sehr persönliches Lächeln nicht zu reagieren, konnte aber dessen starke Wirkung auf sich kaum abstreiten.
    Mehrere Stunden später, nachdem man eisgekühlten Champagner herumgereicht hatte, um die sommerliche Hitze erträglicher zu machen, und eine gewisse Heiterkeit die Umgebung des Prinzen auflockerte, hörte Angela, wie Olivia mit charmantem Vorwurf in der Stimme sagte: »Mein Lieber, Ihre Schlafzimmertür war gestern Abend versperrt. Wer war denn die Glückliche?«
    Seine kurze, leise Antwort konnte Angela nicht verstehen, doch sie spürte eine unerwartete Welle der Eifersucht, dicht gefolgt von einem Bild vor ihrem inneren Auge, wie Kit eine andere Frau liebte, das sich nicht verdrängen ließ. Nein! dachte sie wild entschlossen, und durchzuckt von einem seltsamen Besitzgefühl – er hätte gestern nacht nur ihr gehören dürfen. Sekunden später hatte ihr Verstand wieder die Oberhand gewonnen und verdrängte die eindeutigen Bilder. Sie empfand Kit Braddock zwar sexuell als äußerst anziehend, aber ein passender Partner war er für sie nicht. Denn abgesehen von den zahlreichen, offensichtlichen Hinderungsgründen für eine Beziehung zwischen ihnen hatte sie etwas gegen die Anzahl der Frauen in seinem Leben. Die Szene gestern Abend im Salon bildete keine Ausnahme. Allerdings war es offenbar nicht Olivia gewesen, die seine Aufmerksamkeit gefesselt hatte.
    Als sie eine Weile später einen kurzen Moment lang allein waren, weil die Viscountess Morton in eine hitzige Debatte über eine junge Schauspielerin gezogen wurde, die vor kurzem in den Adel eingeheiratet hatte, benahm sich Kit äußerst verbindlich und höflich.
    »Ärgert Sie der Coup von Belle Bixton auch so sehr?« fragte er sanft.
    »Nigel hat Glück gehabt, eine so nette Frau zu finden«, erwiderte Angela. »Ich finde diese Empörung albern. Viele Lords habe doch ehemalige Schauspieler unter ihren Ahnen.«
    »Entdecke ich da vielleicht demokratische Ideale?«
    »Fänden Sie das vielleicht seltsam?«
    »In dieser Gesellschaft? Allerdings.«
    »Ich denke aber trotzdem so. Meinen Sie, daß Donegan das nächste Rennen gewinnen wird?«
    »Nein.«
    »Nein? Sind Sie da so sicher?«
    Er begriff, daß die Gräfin ganz eindeutig nicht über ihre politischen Anschauungen reden wollte, und konzentrierte sich auf die nächsten Rennen. Sie waren beide zu Disziplin und Höflichkeit fähig, und so diskutierten sie gewandt Mortons und Joes Chancen auf einen Sieg und waren sich darin einig, daß Winslow wohl Berties zweiter Derbysieger in ebenso vielen Jahren sein würde. Die Unterhaltung war unpersönlich und seltsam abgelöst, als sprächen sie in der dritten Person oder durch eine Glasscheibe getrennt, bis Kit fragte: »Hast du gestern nacht gut geschlafen?«
    Angela fuhr herum und sah ihn direkt an: Die Intimität seiner Frage war ebenso offensichtlich wie sein durchdringender Blick.
    »Es hat niemand gehört«, sagte er leise. »Momentan schaut niemand her. Antworte mir.«
    Es dauerte ein paar auffällige Sekunden zu lange, ehe sie herausbrachte: »Ja, ich habe wunderbar geschlafen.«
    Er musterte sie einen Moment, aber als er den Mund zum Reden öffnete, klang es nicht herausfordernd. Er sagte bloß mit tiefer Stimme und fast flüsternd: »Ich habe überhaupt nicht geschlafen. Ich habe nur an dich gedacht.«
    »Vermutlich sagen Sie das zu jeder Frau, die sich leicht beeindrucken läßt.« »Sind Sie denn leicht zu beeindrucken?« erwiderte er leise, die Abfuhr ignorierend.
    »Dafür kommen Sie Jahre zu spät.« Doch ihre Stimme zitterte gegen Ende des Satzes, weil er einen Schritt auf sie zugetreten war.
    »Komm heute nacht in mein Zimmer, sonst komme ich in deins«, sagte er dann, als seien ihre

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