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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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schon im Tiefschlaf, während Kit, der sich mit verdrossener und verschlossener Miene in einen Sessel flezte, der ausladend genug war, seine kräftige Gestalt aufzunehmen, sich in immer schwärzere Laune hineintrank. Wie absolut perfekt, überlegte sie, begierig darauf, die Stürme hinter dieser mürrischen Fassade zu entdecken. Sie hatte Spaß an gewaltsamem Sex und meinte, wenn Kit so weitertrank, würde er ihr leichter zu Gefallen sein.
    Sehr spät an diesem Abend pochte sie leise an seine Schlafzimmertür. Sie war zwar nicht die erste Frau an diesem Abend, die es bei ihm versuchte, aber die einzige mit einer Nachricht, die ihr mit Sicherheit Zutritt verschaffen würde. »Ich bin's, Angela«, sagte sie.
    Und als der Schlüssel sich im Schloß drehte und die Tür sich öffnete, sagte sie leise: »Angela kommt nicht, daher kannst du genausogut mich vögeln.«
    »Ich bin bereits in Gesellschaft«, sagte er und hob das Brandyglas. »Hier.«
    »Ich bin aber viel besser«, entgegnete Olivia leise.
    Kit war immer noch in Abendkleidung, hatte aber den Hemdkragen und die Fliege gelockert. Er betrachtete die lüsterne, dunkelhaarige Frau, die nichts trug außer einem durchsichtigen aprikosenfarbenen Nachthemd.
    Eine Sekunde verstrich, eine weitere.
    »Du wirst Spaß haben«, flüsterte Olivia und löste das Band am Dekollete. Sie ließ die dünne Seide von der Schulter rutschen und blickte ihm tief in die Augen, während das zarte Gewand auf den Teppich fiel.
    Kits Blick unter halbgeschlossenen Lidern wanderte langsam und abschätzend von den brennenden dunklen Augen abwärts. Ihre schweren Brüste waren vor Erregung rosig überhaucht, die Taille so schmal, daß er sie mit beiden Händen umgreifen konnte, und ihre vollen Hüften erinnerten ihn an die krasse Sexualität einer asiatischen Skulptur. Er holte tief Luft. Seine markanten Züge blieben völlig ausdruckslos. Er regte sich nicht, und Unentschlossenheit beherrschte den verlassenen Gang. Dann atmete er langsam aus und sagte: »Warum nicht?«
    Verfluchter Mist! dachte er, als er eine ganze Weile später über den Gang schritt. Er hätte sie niemals hineinlassen sollen, und wenn er nicht halb betrunken gewesen wäre, hätte er es auch nicht getan. Himmel, wie sehr er solchen heftigen, gewaltsamen Sex haßte!
    Meilenweit lief er durch den sorgfältig gepflegten, riesigen Park, um dem schlechten Geschmack zu entkommen, den seine Begegnung mit Olivia bei ihm hinterlassen hatte. Er war frustriert und wütend, Vorwürfe und Groll tobten in seinem Kopf, und keine noch so gemäßigte Logik konnte diese Qualen erklären oder abschwächen. Schließlich endete er damit, Angela die schärfsten Vorwürfe dafür zu machen, daß sie den Frieden seines libertinösen Lebens zerstört hatte. Doch dann stieg wieder die ungezügelte Begierde nach ihr auf, und er fluchte laut in die kühle Nachtluft. Schlimmer noch war es, wenn Erinnerungen an Olivia vor sein inneres Auge traten, und dann staunte er nur noch über diese Fehlentscheidung, ob betrunken oder nicht. Das Pendel seiner Emotionen schlug weit nach beiden Seiten aus und drehte sich wild im Kreis, bis er schließlich zu dem Schluß gelangte, er müsse es besser wissen, als einer einzigen Frau zu erlauben, sein Leben so radikal zu verändern – einer Frau, um Himmels willen, die ihm bisher nur einen einzigen verdammten Kuß zugestanden hatte! Gütiger Gott, er war doch keine fünfzehn mehr. Er war kurz davor, den Verstand zu verlieren.
    Zur Hölle mit ihr, dachte er und schritt ungestüm über das nasse Gras. Das erste rosige Licht des Morgens stieg am Horizont auf. Zur Hölle mit ihr!
    Angela stand nach einer schlaflosen Nacht zerschlagen am Schlafzimmerfenster, als sie Kit in der Ferne erspähte. Er kam von der Flußebene herauf, und sein Haar schimmerte rot im ersten Morgenlicht.
    Nach einer qualvollen Nacht voller Sehnsucht sah sie seinem Gang aufs Schloß mit der scharfen Aufmerksamkeit einer eifersüchtigen Geliebten zu. Wo ist er gewesen? fragte sie sich, und mit wem? Hatte er tatsächlich die Nacht allein verbracht? Konnte sie es sich leisten, sich darüber Gedanken zu machen? Völlig widersprüchliche Gefühle tobten ihr wild durcheinander durch den Kopf: Mißtrauen, Angst, Hoffnung.
    Beim Näherkommen erkannte sie, wie zerzaust er aussah, daß er keine Socken trug und daß die Flecken auf seiner weißen Hemdbrust Blut waren. Olivia natürlich, schloß sie sogleich, weil sie die offensichtlichen Kennzeichen von deren

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