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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Wiesenhang erreicht, der zur Zugbrücke hinabführte, als eine wütende Stimme hinter Kit zischte: »Laß sie in Ruhe!«
    Es bestand kein Zweifel, wer da gesprochen hatte. Kit verlangsamte seinen Schritt, warf einen Blick über die Schulter, und als Joe Manton neben ihn trat, erwiderte er gelassen: »Sie haben mit Ihrer Heirat alle Rechte aufgegeben.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Dann habe ich da etwas falsch verstanden, aber ich werde die betreffende Dame noch einmal fragen.«
    »Mir ist völlig egal, was sie sagt. Ich verlange von Ihnen, einen großen Bogen um sie zu machen.«
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Ihre Stimmen erhoben sich kaum über ein Murmeln, während sie weiter aufs Schloßportal zuschlenderten – zwei hochgewachsene Männer, von gleicher Statur, beide nicht sehr nachgiebig.
    »Das werden Sie sehen, wenn Sie sie auch nur mit einem Finger berühren.« Joe Mantons schwarze Brauen zogen sich zornig über seine Nase zusammen.
    »Wenn ich sie berühre, dann ausschließlich auf ihren eigenen Wunsch hin.«
    Joes Miene verspannte sich. »Sie können Sie nicht haben!«
    »Im Gegenteil. Sie sind es, die sie nicht mehr haben können. Ihre Heirat hat Ihren Status erheblich verändert«, antwortete Kit milde. »Aber ich habe Verständnis für Ihre Gefühle. Sie ist eine wunderbare Frau.«
    »Reicht Ihnen Ihr Harem denn nicht?« knurrte Joe.
    »Reicht Ihnen Ihre Frau nicht?« gab Kit freundlich zurück. »Ah, da ist sie ja«, sagte er, als er Georgina erblickte, die ihnen vom Torbogen aus zuwinkte. »Sie wartet auf Sie. Aber Sie sind ja auch noch jungverheiratet, nicht wahr?« fügte er mit einem verbindlichen Lächeln hinzu. Er wußte, daß Joe Georgina während der Flitterwochen in Paris verlassen hatte, um zu Angela zurückzueilen, und so vermutete er, daß der frischgebackene Ehemann nun auf Schloß Morton an einer sehr kurzen Leine gehalten wurde.
    Joe erwiderte den Gruß seiner Frau, indem er kurz die Hand hob, und murmelte: »Halten Sie nur gehörigen Abstand zu Angela.« Dann schritt er weiter aus und ließ den Rivalen hinter sich zurück.
    Das verspricht ein interessanter Abend zu werden, überlegte Kit. Georgina eilte auf ihren Gatten zu. Ein wild verliebter Mann, der Angelas Gunst behalten wollte, eine junge Frau voller Besitzeifer und Wachsamkeit. Und die legendäre Gräfin Angela – alle in der gleichen, intimen Gruppierung.

9
    Interessant wurde der Abend zwar nicht gerade, aber emotionsgeladen – doch wenn man von Olivias guter Laune einmal absah, handelte es sich um keine besonders positiven Emotionen.
    In der Pause vor dem Dinner hatte sich Angela im Geiste alle Vernunftargumente gegen eine Beziehung mit Kit vor Augen geführt, und den Rest des Abends mied sie ihn bewußt. Er bewunderte ihre Geschicklichkeit, ihm auszuweichen, aber Joe hielt sich in ihrer Nähe auf; darüberhinaus hatte sie einige Übung im Umgang mit Scharen von Männern, die ihr auf Schritt und Tritt folgten. Ein ernüchternder Gedanke, dachte er, als man sich nach dem Essen unter Plauderei und Scherzen in den Salon zurückzog. Er ließ Angela auf der anderen Seite des Raums nicht aus den Augen, trank mehr als gewöhnlich und reagierte auf Fragen nur einsilbig oder in knappen Sätzen. In tiefer Frustration leerte er eine Cognacflasche und faßte dann die Frauen in seiner Nähe ins Auge. Er fragte sich, warum er sie nicht verlockender fand, und dieser Gedanke vertiefte seine schlechte Laune nur. Stumm verfluchte er die ungewöhnliche Anziehungskraft von Gräfin de Grae und goß sich ein weiteres Glas ein.
    Angela zog sich früh mit einer Entschuldigung zurück, denn die Anstrengung, desinteressiert zu wirken, während Kit Braddocks magnetische Gegenwart all ihre Sinne zu berühren schien, verlangte unweigerlich ihren Zoll. Sie hatte heftige Kopfschmerzen, ihre Gesichtsmuskeln waren von dem gezwungenen Lächeln verspannt, und sie hatte das Gefühl, wenn sie eine weitere amüsante Bemerkung machen müßte, würde sie daran ersticken. Kein einziger Mensch in diesem Raum interessierte sie – außer dem einen Mann, den sie nicht haben konnte. Und nach einem ganzen Leben in Gesellschaft dieser oberflächlichen Menschen war ihre Geduld mit ihnen und ihrem Gerede auf den Nullpunkt gesunken.
    Als Angela den Salon verließ, sank Olivia in die Goldbrokatkissen des üppigen Sofas mit den reichen Schnitzereien zurück. Ihre einzige ernstzunehmende Rivalin hatte das Feld geräumt. Ihr ältlicher Gatte, der sich stets früh zurückzog, lag

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