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Zügel der Leidenschaft

Zügel der Leidenschaft

Titel: Zügel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Schottland vor der Tür stehen.«
    »Es wird schon wieder gut«, lächelte sie mühsam. Und dann lenkte Alice Gott sei Dank Berties Interesse mit einer Frage nach Winslows Zustand an diesem Morgen ab. Darauf ließ sich Bertie gern zu einer stolzen Schilderung von Winslows gestrigem Sieg hinreißen, Angela brauchte nun nur noch aufmerksam zu blicken und zwang sich, zu essen, damit sie sich mit einer Entschuldigung rasch wieder zurückziehen konnte. Es war viel schwieriger, als sie gedacht hatte, Kit gegenüber zu sitzen und zu ignorieren, was in der gestrigen Nacht geschehen war, wenn ihm die Lüsternheit nur so ins Gesicht geschrieben stand.
    Er rührte sich kaum aus seiner zurückgelehnten Haltung. Den Kopf hatte er gegen die Stuhllehne gelehnt, die Augen hielt er halbgeschlossen und schien fast zu dösen. Er aß nichts, nahm nur ein paar Schluck Eiswasser zu sich und äußerte sich nur knapp, wenn er vom Prinzen aufgefordert wurde, Details des Rennens zu bestätigen. Die Mortons sprachen kaum, aber Bertie war es gewohnt, Hof zu halten, und dazu brauchte er ein Publikum.
    Gerade als der Prinz seine Schilderung des Rennens beendet hatte, rauschte Olivia in den Frühstücksraum, verharrte einen Moment im Türrahmen, ganz Dekadenz in ihrem scharlachroten Charmeusegewand, und trat dann zielstrebig auf den Tisch des Prinzen von Wales zu. Unterwegs blieb sie bei Kits Stuhl stehen, streifte mit der Hüfte seinen Arm und berührte sanft seine verunstaltete Wange. Leise sagte sie: »Du Armer, du bist ja verletzt.«
    »Ich bin heute morgen in teuflischer Laune, Olivia«, murmelte er und rückte auf seinem Stuhl zur Seite, um sie nicht berühren zu müssen.
    »Aber immer noch so attraktiv wie die Sünde«, flüsterte Olivia mit auffallender Vertraulichkeit. »Kommst du mit uns zur Kirche?« Ihr verführerisches Schnurren verlieh dieser einfachen Frage eine perverse Unkeuschheit.
    »Nein«, murmelte Kit, erhob sich dann unvermittelt und schob den Stuhl mit einem so harten Scharren zurück, daß es wie eine Klinge in seinen pochenden Schädel drang. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen«, sagte er knapp und fügte dann als offensichtliche Lüge hinzu: »Mich rufen dringende Geschäfte.«
    »Was für ein bemerkenswerter Mann«, rief Olivia begeistert aus und ließ sich in einer Wolke ihres schweren Parfüms auf Kits freigewordenen Stuhl fallen. »Finden Sie nicht, daß diese Amerikaner eine ungeheuer animalische Energie ausstrahlen?«
    »Olivia, benehmen Sie sich«, schalt Alice Keppel. »Wir sind hier nicht in Mayfair.«
    »Tut mir leid«, murmelte Olivia und spielte die Unschuld. »Habe ich unabsichtlich etwas Zweideutiges von mir gegeben?« Ihr Blick fuhr herüber zu Angela, und sie lächelte in wohlwollendem Triumph. »Ich bin nur einfach in einer so fantastischen Laune«, gurrte sie. »Haben alle gut geschlafen?«
    Auf ein so unaufgefordertes Geprahle fühlte sich niemand zu einer Antwort verpflichtet. Noch wagte sich keiner vor, um den Grund für Olivias gute Laune herauszufinden.
    Dann fragte der Prinz den Viscount, ob man im nahegelegenen Fluß gut angeln könne. Der Hausherr reagierte dankbar auf dieses Thema, weil er sich damit auf vertrautem Gebiet befand. Angela zählte die Minuten, bis sie Olivias Angeberei entkommen konnte.
    Kit verließ das Schloß noch vor dem Mittagessen unter höflichen Entschuldigungen gegenüber dem Prinzen und den Gastgebern wegen seiner verfrühten Abreise.
    Olivia schmollte den Rest des Tages.
    Angela fand einen Vorwand, noch am gleichen Abend mit dem Zug abzureisen, und als sie am folgenden Tag in Easton ankam, fand sie einen Brief von Kit vor, den dieser in London aufgegeben hatte.
    Eine Fünfhundertpfundnote fiel aus dem gefalteten Blatt Papier.
    »Sie haben gewonnen, Gräfin«, lauteten die mit markanten Buchstaben rasch hingeworfenen Worte, die sich über das gesamte elfenbeinfarbene Blatt zogen. »Ihren Schülerinnen alle guten Wünsche.«
    Er hatte nicht einmal unterschrieben.

10
    Kit hatte nicht die geringste Absicht, in der folgenden Woche auf Easton zu erscheinen. Das teilte er Priscilla mit, als diese den geplanten Besuch erwähnte.
    »Ich fürchte, ich habe zu viel zu tun«, sagte er. Sie waren beide in London, und Priscilla hatte beim Lunch im Ritz, zu dem sie ihn gedrängt hatte, ihr bestes gegeben, ihren säumigen Freier zu überreden, mit ihnen dorthin zu fahren.
    »Maman meint, Sie könnten dort segeln gehen. Angela hat ihre Yacht in der Nähe liegen.«
    Kit warf einen

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