Zuflucht Im Kloster
gesagt, daß es beiden schon etwas besser geht.«
Cadfael bestätigte das, stellte Peche die Fragen, auf die jener gewartet hatte, und hörte sich dann die Geschichte an, die Aurifabers Nachbar zu erzählen hatte und die detaillierter ausfiel als alle anderen zuvor, denn schließlich war Peche hier in seinem Element. Sein Geselle, ein hübscher junger Mann, der mit seiner verwitweten Mutter ein oder zwei Straßen weiter lebte, warf durch die Tür der Werkstatt einen wissenden Blick auf seinen Meister und zog sich zurück, um die Arbeit allein fortzusetzen, was ihm ohnehin lieber war. John Boneth hatte von seinem fähigen, aber faulen Meister alles gelernt, was dieser ihm beibringen konnte, und war durchaus in der Lage, die Geschäfte allein zu führen. Peche hatte keinen Sohn und verließ sich voll und ganz auf seinen Gesellen. John Boneth konnte warten.
»Eine gute Partie, wenn Ihr mich fragt«, sagte Peche und klopfte mit seinem ausgestreckten Zeigefinger auf Cadfaels Brust, »erst recht, wenn Walters Geld tatsächlich geraubt ist und nicht wiedergefunden wird. Edred Beles Tochter erbt genug, um mindestens die Hälfte des Verlustes wieder wett zu machen. Walter hat sich ganz schön ins Zeug gelegt, um sie für seinen Sohn zu bekommen, und die alte Dame hat auch ihr Teil dazu beigetragen, das könnt Ihr mir glauben!« Er zwinkerte Cadfael zu und rieb Daumen und Zeigefinger vielsagend gegeneinander. »Und dabei ist das Mädchen keine Schönheit und hat keine besonderen Vorzüge – Margery kann weder singen noch tanzen, und in Gesellschaft ist sie stumm wie ein Fisch. Sie ist natürlich keine Mißgeburt, sonst hätte sie der Junge ja gar nicht genommen – bei den Möglichkeiten, die er hat, hätte er das kaum nötig!«
»Er ist ein gutaussehender Bursche«, pflichtete Cadfael ihm bei, »und es heißt, er sei ein recht geschickter Goldschmied.
Außerdem wartet ein nicht gerade kleines Erbe auf ihn.«
»O nein, jetzt nicht mehr!« flüsterte Baldwin, beugte sich noch näher zu Cadfael und tippte wieder mit dem Finger auf seine Brust. Auf seinem wissenden Gesicht lag ein regelrecht fröhlicher Ausdruck. »Das Warten fällt ihm schwer. Junge Leute leben im Heute, nicht im Morgen, und um ihren Spaß zu haben, brauchen sie nicht unbedingt verheiratet zu sein – wenn Ihr versteht, was ich meine… Na ja, die alte Dame hat einen Narren an ihm gefressen, und für sie ist er ihr Augenstern, aber trotzdem knöpft sie ihre Geldbörse zu und verwöhnt ihn nicht gerade mit Geschenken. Jedenfalls nicht mit solchen, auf die er es abgesehen hat!«
Etwas spät kam Cadfael der Gedanke, daß es für einen Mönch wohl kaum schicklich war, solchen Gerüchten Gehör zu schenken, aber wenn er auch nichts tat, was den Schlosser zu diesen Vertraulichkeiten ermuntert hätte, so hörte er doch zu.
Und eine Ermunterung war ohnehin unnötig. Peche war offenbar entschlossen, sein Wissen an den Mann zu bringen.
»Ich will nicht indiskret sein«, flüsterte er Cadfael ins Ohr, »aber er hat seine Finger ein paarmal in ihrer Börse gehabt, obwohl sie die hütet wie ihren Augapfel. Sein Liebchen kommt ihn teuer, ganz zu schweigen von dem Tanz, den ihr Mann aufführen wird, wenn er ihnen auf die Schliche kommt. Ich schätze, daß die Mitgift seiner Frau, wenn er sie nur in die Finger bekommen kann, bald am Hals einer anderen hängen wird. Nicht daß er irgend etwas an seiner Frau auszusetzen hätte – nein, nein, er hat das Mädchen ganz gern und ihr Geld sogar noch lieber. Aber am liebsten hat er eine andere. Ich werde keine Namen nennen! Aber ihr hättet gestern abend dabei sein sollen! Herausgeputzt wie eine Prinzessin war sie, und der alte Knochen, mit dem sie verheiratet ist, stolzierte mit stolzgeschwellter Brust umher, weil seine Frau von allen Anwesenden die Schönste war. Und dabei waren die Blicke, die sie und der Bräutigam gewechselt haben, für den Alten wie ein Schlag ins Gesicht. Nur gut, daß ich der einzige war, der das bemerkt hat!«
»Da habt Ihr recht – das war ein Segen!« sagte Cadfael beinahe geistesabwesend, denn er überlegte, wie verständlich es war, daß Daniel auf den Mieter seines Vaters nicht allzu gut zu sprechen war. Er zweifelte nicht an der Richtigkeit dessen, was Peche ihm berichtete. Wirklich passionierte Klatschmäuler erzählen keine Lügen. Zweifellos hatte Peche nichts zu sagen brauchen: Ein gewisses Beben seiner immer schnüffelnden Nase und wissende Blicke seiner kühlen, vergnügten Augen hatten
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