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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ergebnis seiner Nachforschungen. Nicht der Hauch eines Lächelns zeichnete sich auf Roberts Gesicht ab, das so gütig und ausdruckslos wie immer blieb, aber irgendwie strahlte er Erleichterung und zurückhaltende Freude aus.
    »Nun denn!« sagte er. »Wenn dieser irregeleitete Junge so töricht gewesen ist, seinen sicheren Hafen wegen eines Mädchens zu verlassen, so ist das seine eigene Entscheidung.
    Eine traurige Sache, gewiß, aber, die, die hier leben, trifft keine Schuld. Kein Mann kann der Hüter seines Bruders sein.« Und mit dem gemessenen Schritt und dem würdigen Gesichtsausdruck, den man von ihm gewohnt war, führte er die Prozession der Brüder in den Chor an, und sein Atem ging nun leichter, da das Kloster von dieser Störung und dem Eindringling, der sie verursacht hatte, befreit war. Er bat Jerome nicht, sein Wissen vorerst noch für sich zu behalten; das war nicht nötig – sie verstanden einander gut genug.

6. Kapitel
Montag nacht bis Dienstag nachmittag
    Liliwin schreckte hoch. Rings um ihn her war es dunkel, und er hörte die unverkennbare Stimme von Bruder Anselm, der den Gesang im Chor anführte. Eine ungeheure Angst überfiel ihn – er erinnerte sich an das Wunderbare, Schreckliche, das Rannilt und er geteilt hatten, an jene Seligkeit, die gleichzeitig eine entsetzliche und unverzeihliche Blasphemie war. Hier, hinter dem Altar, gleich neben diesen heiligen Reliquien, wurde die fleischliche Sünde, die in einem Wäldchen oder auf einer Wiese natürlich und menschlich sein mochte, zu einer Tat, die ewige Verdammnis nach sich ziehen würde. Aber die unmittelbare Angst war größer als die vor der Hölle. Er wußte, wo er war und was geschehen war, und er erkannte den Gottesdienst. Das war nicht der Vespergottesdienst, sondern die Komplet! Sie hatten Stunden geschlafen. Der Abend war vorüber, und die Nacht setzte ein.
    Vorsichtig tastete er nach Rannilt, legte eine Hand auf ihre Lippen und küßte sie auf die Wange, um sie zu wecken. Sie erwachte sofort. Er fühlte, wie sie ihre Lippen unter seiner Hand zu einem Lächeln verzog. Auch sie erinnerte sich, aber nicht so wie er: Sie empfand keine Schuld, und sie hatte keine Angst.
    Noch nicht! Die Angst würde noch kommen.
    Er legte seinen Mund dicht an ihr Ohr und flüsterte durch ihr dichtes, schwarzes Haar hindurch: »Wir haben zu lange geschlafen … Es ist schon Nacht, sie singen die Komplet.«
    Sie setzte sich abrupt auf und lauschte ebenso angespannt wie er. »O Gott!« flüsterte sie. »Was haben wir getan? Ich muß gehen… Ich werde zu spät kommen…«
    »Aber du kannst nicht allein gehen… Denk doch nur, wie dunkel es ist.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Aber ich lasse dich nicht allein gehen! In der Nacht sind Diebe und Mörder unterwegs. Ich werde dich begleiten.«
    Sie legte ihm ihre Hand auf die Brust und sah ihn bestürzt an.
    Ihr Flüstern war immer noch leise, aber sehr erregt. »Das kannst du nicht tun! Du kannst das Kloster nicht verlassen, du darfst nicht hinaus! Draußen warten sie auf dich – sie werden dich gefangennehmen!«
    »Warte…, warte einen Augenblick, und laß mich nachsehen.« Im schwachen Licht, das vom Chor herüberschien und das zwar von den Wänden ausgeschlossen, von den Hauptpfeilern der Kirche jedoch in das Querschiff reflektiert wurde, konnten sie die Umrisse des Altars, hinter dem sie kauerten, ausmachen. Liliwin kroch um ihn herum und schlich auf allen vieren weiter, bis er, durch eine Säule gedeckt, in das Hauptschiff spähen konnte. Dort saßen einige ältere Frauen aus der Klostersiedlung, die, da sie an ihr Seelenheil dachten und in ihrem fortgeschrittenen Alter nichts Interessanteres mit ihren Abenden anzufangen wußten, selbst an den eigentlich nicht für die Gemeinschaft bestimmten Gottesdiensten regelmäßig teilnahmen. An diesem schönen, milden Abend knieten nicht weit von Liliwin entfernt fünf von ihnen im Zwielicht der Kirche, und eine von ihnen schien ihren Enkel mitgebracht zu haben, während eine andere, die einen recht hinfälligen Eindruck machte, von einem etwa zwanzigjährigen Mann begleitet wurde, der sie stützen sollte. Das war genug, um eine gewisse Deckung zu bieten, sofern Gott oder das Schicksal das nötige Quentchen Glück beisteuerte.
    Liliwin eilte zurück in das dunkle Querschiff und winkte Rannilt, ihr Versteck zu verlassen.
    »Schnell, laß die Decken, wo sie sind«, flüsterte er, »aber gib mir die Kleider – das Wams und den Umhang. Niemand hat mich je in etwas

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