Zuflucht Im Kloster
verwehrt allen den Weg, die Euch dorthin folgen wollen.«
Eilig machte sich der kleine Zug auf den Weg, und obwohl einige der jüngeren Burschen aus der Stadt ihm neugierig bis zum Tor des Kreuzgangs folgten, wagten sie nicht, ihn zu betreten, und kehrten zu ihren Freunden zurück. Um Madog und Cadfael hatte sich ein Ring von Menschen gebildet, die Einzelheiten erfahren wollten.
»Das war Baldwin Peche, der Schlosser«, sagte Daniel, und das war keine Frage, sondern eine Feststellung. »Er war unser Mieter. Gestern abend ist er nicht nach Hause gekommen.
John Boneth hat überall nach ihm gesucht.«
»Ich ebenfalls«, sagte Madog, »und zwar auf Boneths Bitten.
Und wir beide hier haben den Mann und sein Boot gefunden.«
»Tot.« Auch dies war keine Frage.
»Ja, tot.«
Inzwischen war Prior Robert gefunden worden und eilte, gefolgt von seinem ihm treu ergebenen Schreiber, herbei. Es schien, als wollten die Einbrüche in sein ruhiges, geordnetes Leben kein Ende nehmen. Beim Näherkommen hatte er etwas von Mord gehört, und nun begehrte er mit deutlichem Mißfallen in der Stimme zu wissen, was diese erregte Menge auf dem großen Innenhof zu suchen hatte. Ein Dutzend Männer bot sich an, es ihm zu erklären, auch wenn sie selbst kaum wußten, was vorgefallen war.
»Wir haben gesehen, wie man unseren Mitbürger tot hierher brachte…«
»Seit gestern hat ihn keiner mehr gesehen … «
»Es ist mein Nachbar und Mieter, der Schlosser«, rief Daniel.
»Erst wurde mein Vater niedergeschlagen und ausgeraubt, und jetzt wird Meister Peche tot aufgefunden!«
Der Prior runzelte die Stirn und gebot ihnen mit erhobener Hand zu schweigen. »Nur einer soll sprechen. Bruder Cadfael, könnt Ihr mir sagen, was das alles zu bedeuten hat?«
Cadfael begnügte sich mit den Tatsachen und hielt es für besser, die Spekulationen, die ihn beschäftigten, auszulassen.
Er gab sich Mühe, so laut zu sprechen, daß alle ihn hören konnten, obwohl er bezweifelte, daß er, ganz gleich, wie vorsichtig er sich ausdrückte, ihren Vermutungen Grenzen würde setzen können. »Madog hat das gekenterte Boot des Mannes flußabwärts von der Burg gefunden«, schloß er seinen Bericht. »Wir haben einen Boten zum Stellvertreter des Sheriffs geschickt, und er wird diese Angelegenheit untersuchen. Er müßte jeden Augenblick hier eintreffen.«
Das war für die Ohren der Hitzköpfigsten unter ihnen bestimmt. Unter den empörten Bürgern befanden sich einige Burschen, die bei jeder Sensation dabeisein wollten und vielleicht den Kopf verlieren würden, wenn ihr Sündenbock ihnen unter die Augen kam. Denn die Beschuldigung hing, auch wenn sie noch nicht ausgesprochen war, bereits in der Luft.
Walter Aurifaber war niedergeschlagen und beraubt worden, und nun war sein Nachbar und Mieter tot. Beides mußte derselbe Übeltäter auf dem Gewissen haben.
»Wenn dieser unglückliche Mann aus seinem Boot gefallen und im Fluß ertrunken ist«, sagte Robert mit Nachdruck, »dann kann hier unmöglich Mord vorliegen. Das ist eitles, törichtes Geschwätz.«
Von verschiedenen Seiten wurde Widerspruch laut. »Aber Meister Peche war kein Dummkopf…« – »Er kannte den Severn von Kindesbeinen an…«
»Das gilt für viele«, erwiderte Robert barsch, »die ihm schließlich zum Opfer fallen – Männer, die nicht dümmer waren als er. Ihr dürft hinter jedem Unglück nicht gleich ein Verbrechen wittern.«
»Und wie kommt es dann, daß ein einziges Haus in so kurzer Zeit von so vielen Unglücksfällen betroffen wird?« wollte einer, der weiter hinten stand, wissen. »Baldwin war einer der Hochzeitsgäste in jener Nacht, in der Walter niedergeschlagen und sein Geldkasten ausgeraubt wurde.«
»Ja, er war sein Nachbar und steckte seine Nase in alles hinein. Vielleicht ist er auf etwas gestoßen, das dem Räuber, der sich hier versteckt und seine Unschuld beteuert, sehr ungelegen käme.«
Nun war es ausgesprochen, und alle griffen es auf. »So ist es gewesen! Baldwin hat etwas herausgefunden, das die Schuld dieses Burschen erweisen würde!«
»Und darum hat er den armen Mann dann getötet…«
»Er hat ihn bewußtlos geschlagen und in den Fluß geworfen…«
»Und dann war es nicht schwer, das Boot loszumachen und den Fluß hinunter treiben zu lassen…«
Cadfael war erleichtert, als er Hugh Beringar, gefolgt von einigen Offizieren, rasch durch das Tor auf den Hof reiten sah.
Die Situation entwickelte sich nach einem festgelegten Schema. Wenn die Leute jemanden
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