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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dunkel genug war, und hinter Peches rechtem Ohr befand sich eine geschwollene, dunkle Stelle, als sei dort die Haut geplatzt. Kopfwunden bluten im allgemeinen recht stark, und selbst nach einigen Stunden im Wasser mochten sich noch Blutspuren finden. Peche war hier geboren und kannte den Fluß gut genug, um Respekt vor ihm zu haben – um so mehr, als er offen zugab, ein schlechter Schwimmer zu sein.
    Cadfael trat zwischen den Büschen hindurch ans Ufer, um den Severn nach rechts und links übersehen zu können, und wurde durch den Anblick eines leichten Bootes belohnt, das sich gegen die Strömung vorarbeitete. Es schlug Haken, nutzte jeden Strudel aus, tanzte auf dem Wasser wie ein welkes Blatt, kam aber stetig voran. Es gab nur einen Mann, der den Fluß so gut kannte und das Paddel so behende zu handhaben verstand, und selbst auf diese Entfernung war die stämmige, dunkle Gestalt im Boot leicht zu erkennen. Madog, der Totensucher, stammte, wie Cadfael, aus Wales. Auf dem Severn gab es keinen Bootsmann, der so berühmt war wie er, und seinen Namen hatte er von der Ladung, die er oft zu transportieren hatte, denn wie kein zweiter kannte er die Stellen, wo Vermißte, von denen man annahm, daß sie infolge ihres Leichtsinns oder als Opfer eines Verbrechens ertrunken waren, angespült wurden. Diesmal hatte er keinen stummen Passagier an Bord – der wartete hier am Ufer auf ihn.
    Cadfael kannte ihn gut und hatte das unbestimmte, nur durch Madogs allseits bekannten Umgang mit Ertrunkenen gerechtfertigte Gefühl, daß Peche derjenige war, den Madog suchte. Er rief ihn an und winkte, als das Boot näher kam und sich an einer Stelle, wo nur eine mäßige Strömung herrschte, über den Fluß arbeitete. Madog sah auf, erkannte den Mann, der ihm winkte, und brachte das Boot mit einigen Paddelstößen an einer trügerisch stillen, aber reißenden Untiefe vorbei ans Ufer. Cadfael watete ihm entgegen, packte das Boot und zog es ans Ufer, während Madog hinaussprang und ihm half.
    »Ich wußte doch gleich, diese Tonsur kenne ich«, sagte er freundlich und hob seine Nußschale aus Weidengeflecht und Leder ans Ufer. »Warum habt Ihr mir gewinkt? Ich nehme an, Ihr hattet einen guten Grund dafür.«
    »Allerdings«, antwortete Cadfael. »Ich glaube, ich habe den gefunden, nach dem Ihr sucht.« Er wies mit dem Kinn auf die Grasfläche weiter oben am Ufer und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, voraus. Nachdenklich schweigend blieben sie neben Peches Leichnam stehen. Mit einem Blick hatte Madog erfaßt, wie Peche dalag, und sah hinüber zum Ufer, wo im feinen Kies der kleinen, ruhigen Bucht, nur zwei Meter von der reißenden Strömung entfernt, der schattenhafte Umriß der Leiche noch zu erkennen war.
    »Ich verstehe. Er ist weiter flußaufwärts ins Wasser gefallen.
    Vielleicht auch gar nicht so weit flußaufwärts. Am gegenüberliegenden Ufer gibt es eine starke Strömung, etwa unterhalb der Burg. Sie könnte ihn hierher mitgenommen und so, wie er da liegt, angeschwemmt haben – ein gutes, schweres Gewicht, das mit dem Kopf voran am Ufer gelandet ist. Und so ist er dann liegen geblieben.«
    »Etwa so habe ich mir das auch vorgestellt«, sagte Cadfael.»Habt Ihr nach ihm gesucht?« Die Menschen am Fluß, die einen der ihren vermißten, wendeten sich gewöhnlich an Madog, bevor sie den Vorsteher oder den Unteroffizier des Sheriffs benachrichtigten.
    »Sein Geselle hat heute morgen nach mir geschickt.
    Anscheinend hat sein Meister gestern vormittag die Werkstatt verlassen, aber niemand hat sich etwas dabei gedacht, denn das tat er häufiger, und man war daran gewöhnt. Aber heute morgen war er noch nicht zurück. Er läßt einen Jungen bei sich in der Werkstatt schlafen, und der machte sich Sorgen, und als Boneth heute morgen zur Arbeit kam und sein Meister nicht da war, schickte er den Jungen zu mir. Der Bursche hier lag gern im Bett, wenn er auch manchmal erst morgens hineinfand. Nie lange hungrig oder durstig, aber in den Wirtschaften, in denen er Stammgast war, ist er gestern auch nicht gewesen.«
    »Und sein Boot?« fragte Cadfael. »Er ist immer gern fischen gegangen.«
    »Ich weiß. Sein Boot war nicht da, wo er es aufbewahrt.«
    »Ich nehme an, Ihr habt es gefunden«, bemerkte Cadfael.
    »Eine halbe Meile flußabwärts – es hatte sich in den überhängenden Zweigen einer Weide verfangen. Sein Angelhaken übrigens auch. Die Angelrute trieb auf dem Fluß.
    Das Boot war gekentert. Es war ein leichtes Ding aus

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