Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
und entschlossen. »Du wirst verstehen, Susanna, daß sich nach Daniels Heirat hier einiges verändern muß. Du hast die Bürde dieses Haushalts all die Jahre untadelig getragen…« Diese Formulierung war vielleicht unklug; es waren all diese Jahre gewesen, die etwas, das einst fast als Schönheit hätte gelten können, hatten austrocknen und welken lassen, und ihre Spuren hatten sich nur zu deutlich in Susannas Gesicht eingegraben. »Jetzt aber kannst du diese Last niederlegen und deine Zeit genießen. Niemand wird dich dafür tadeln, es ist dein wohlverdientes Recht. Langsam finde ich mich im Haus zurecht, ich werde bald den Tagesablauf kennen, und ich bin bereit, meine Pflichten als Daniels Frau zu erfüllen. Ich finde – und er findet das auch–, daß ich nun die Schlüssel an mich nehmen sollte.«
    Susanna war im Innersten getroffen. Vielleicht hatte Margery gewußt, was ihre Worte bewirken würden. Alle Farbe war aus Susannas Gesicht gewichen, so daß es flächig und bleich wirkte, als sei es aus Ton, aber dann kehrte das Blut in ihre Wangen zurück und ließ sie rot leuchten. Ihre großen grauen Augen blickten hart wie Stahl. Lange Zeit sagte sie nichts; Cadfael hatte das Gefühl, daß sie keinen Ton herausbrachte.
    Er wäre diskret gegangen und hätte sie ihre Auseinandersetzung allein austragen lassen, wenn er nicht befürchtet hätte, daß Frau Juliana davon zu sehr mitgenommen wurde. Sie saß zwar still und stumm da, aber auf ihren Wangen waren zwei kleine, hellrote Flecken erschienen, und ihre Augen waren ungewöhnlich glänzend. Vielleicht wäre er aber auch auf jeden Fall geblieben und hätte sich unauffällig in einen dunklen Winkel zurückgezogen, denn schließlich war er ein äußerst neugieriger Mensch.
    Mittlerweile hatte sich Susanna gefangen und ihre Sprache wiedergefunden. Das Leuchten in ihren Augen erinnerte an das Licht der untergehenden Sonne, das durch eine Hornscheibe fällt.
    »Das ist sehr freundlich von dir, Schwägerin, aber es eilt mir nicht, mich meiner Aufgaben zu entledigen. Ich habe nichts getan, für daß ich von meinen Pflichten entbunden werden müßte, und ich habe nicht vor, meinen Platz zu räumen. Bin ich denn eine Sklavin, die man so lange arbeiten läßt, wie man sie braucht, und dann hinauswirft? Mit nichts? Nichts! Dieses Haus ist mein Heim, ich habe es in Ordnung gehalten, und ich werde es auch weiterhin in Ordnung halten; meine Vorräte, meine Küche, meine Wäsche – das alles gehört mir. Du bist willkommen als die Frau meines Bruders«, sagte sie herablassend, »aber du bist neu in meinem Haushalt, zu dem ich die Schlüssel besitze.«
    Auseinandersetzungen zwischen Frauen sind meist bitter, leidenschaftlich und gnadenlos, besonders wenn sie um den Rang geführt werden. Dennoch war Cadfael überrascht, daß Susannas einschüchternde Gelassenheit so erschüttert zu sein schien. Vielleicht war diese Herausforderung früher gekommen, als sie erwartet hatte. Gleichwohl mußte sie sie vorausgesehen haben und hätte nicht so sprachlos und wie vor den Kopf geschlagen sein dürfen. Aber jetzt war sie kampfbereit wie eine Wildkatze, die ihre Krallen entblößt, und ihre Augen blitzten wie Dolche.
    »Ich verstehe deinen Widerwillen sehr gut«, sagte Margery so freundlich, wie Susanna verbittert war. »Glaub nicht, daß ich dir einen geheimen Vorwurf machen will – o nein, ich werde es schwer haben, es dir gleichzutun. Aber eine Ehefrau ohne eine Aufgabe ist ein eitles Ding, während eine Tochter, die ihren Teil der Last bereits getragen hat, sie absetzen und in jüngere Hände legen kann, ohne daß man deswegen ihre Ehre in Frage stellt. Ich bin es gewöhnt zu arbeiten und kann nicht untätig herumsitzen. Daniel und ich haben das besprochen, und er stimmt mir zu: Es ist mein Recht!« Ihre Worte hatten dieselbe Wirkung, als hätte sie ihm einen Rippenstoß gegeben.
    »Ja, wir haben darüber gesprochen, und ich bin derselben Meinung wie Margery«, sagte er mit fester Stimme. »Sie ist meine Frau, und es ist ihr Recht, den Haushalt zu führen, der eines Tages ihr und mir gehören wird. Ich bin der Erbe meines Vaters, die Werkstatt und das Geschäft werden in meine Hände übergehen, so wie dieser Haushalt in Margerys Hände übergehen wird, und je früher sie ihn übernimmt, desto besser ist es für uns alle. Du lieber Himmel, Susanna – das mußt du doch gewußt haben! Warum wehrst du dich jetzt dagegen?«
    »Warum ich mich dagegen wehre? Warum ich mich dagegen wehre, von

Weitere Kostenlose Bücher