Zuflucht Im Kloster
habe. Ich meine es ernst! Wage es nicht, meinen Namen zu nennen, oder ich werde dich als Lügner bezeichnen und genug Zeugen bringen, die das bestätigen! Und jetzt geh, geh! Ich will dich nie mehr wieder sehen!«
Daniel floh zurück zu Margery. Da sie sich schon gedacht hatte, wie seine Geliebte reagieren würde, war sie klug genug gewesen, nach ihm Ausschau zu halten, und zog ihren verstörten Mann nun eilig in ihr Schlafzimmer, wo sie, wenn sie leise sprachen, nicht belauscht werden konnten. Frau Juliana im Zimmer nebenan pflegte nachmittags zu schlafen, und sie schlief tief und fest. Daniel und Margerys Privatangelegenheiten waren vor ihr sicher.
In erregtem Flüstern erzählte er ihr von seinem Scheitern.
Genau so hatte sie es sich vorgestellt. Sie hielt es für an der Zeit, ihm etwas mehr Entgegenkommen zu zeigen, ohne dabei aber ihre Überlegenheit aufzugeben. Seine männliche Überheblichkeit war schwer erschüttert, und sie hatte Mitleid mit ihm, ja empfand sogar Zärtlichkeit für ihn, aber das war ein Luxus, den sie sich noch nicht leisten konnte.
»Hör zu: Wir werden gemeinsam zu Lord Beringar gehen, denn schließlich haben wir beide ihm etwas zu beichten. Wir werden nicht warten, bis er zu uns kommt. Ich werde ihm sagen, daß ich ihn angelogen habe, daß du in jener Nacht aus dem Haus gegangen bist und ich wußte, daß du bei deiner Geliebten warst. Du wirst ihm dasselbe sagen. Ich werde sagen, daß ich ihren Namen nicht weiß, und du wirst dich weigern, ihn preiszugeben. Du mußt sagen, daß sie eine verheiratete Frau ist und daß es ihr Ende wäre, wenn diese Sache ans Licht käme. Das wird er verstehen und es dabei bewenden lassen. Und wir werden jetzt noch einmal von vorne anfangen.«
Sie hatte ihn in der Hand. Er würde alles tun, was sie sagte.
Sie würden noch einmal von vorn anfangen – aber diesmal würde sie es sein, die die Zügel in der Hand hielt.
Abends im Bett hielt sie einen dankbaren, ihr treu ergebenden Mann in den Armen, der sie gar nicht genug bewundern konnte. Ob Hugh Beringar ihnen Glauben schenkte oder nicht – er hatte ihren Aussagen ernst zugehört und sie streng ermahnt. Mit dem Gefühl, eine schwere Prüfung bestanden zu haben, hatten sie ihn verlassen. Und Daniel, von dem die Angst genommen war, daß das Auge des Gesetzesunheildrohend auf ihm ruhte, würde nichts mehr tun, was seine Frau nicht guthieß.
»Wir haben es überstanden«, beruhigte ihn Margery. Sie lag in seinen Armen und war dort alles in allem sehr zufrieden. »Ich bin sicher, daß du dir keine Sorgen mehr zu machen brauchst.
Niemand glaubt, daß du dem Mann etwas getan hast. Ich werde zu dir halten, und wir werden nichts zu befürchten haben.«
»Ach, Margery, was würde ich ohne dich anfangen?« Nach der schrecklichen Angst, die er ausgestanden hatte, und der ebenso großen Lust, die er eben erfahren hatte, überkam ihn nun der Schlaf. Noch nie zuvor hatte er bei sich eine solche Hingabe erlebt, noch nicht einmal in den Nächten mit seiner Geliebten. Dies war seine eigentliche Hochzeitsnacht. »Du bist eine gute Frau, so treu und ehrlich…«
»Ich bin deine Frau, und ich liebe dich«, sagte sie, und zu ihrer eigenen Verwunderung glaubte sie es fast. »Ich werde treu zu dir stehen, wann immer du mich brauchst. Ich werde dich nicht enttäuschen. Aber auch du mußt zu mir halten, denn als deine Frau habe ich gewisse Rechte.« Es war gut, daß er so willfährig war, aber einschlafen durfte er noch nicht. Sie wußte, wo sie ihn streicheln mußte, damit er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte; in dieser einen Woche hatte sie bereits eine Menge gelernt. Während er genießerisch die Augen schloß, fuhr sie leise und einschmeichelnd fort: »Ich bin jetzt deine Frau – die Frau des Erben, und dazu gehört eine gewisse Position. Wie kann ich in diesem Haus leben ohne die Rechte und Pflichten, die mir zustehen?«
»Aber du hast doch, was dir zusteht«, widersprach er ihr sanft. »Du bist die Herrin des Hauses. Was willst du außerdem noch? Wir alle müssen uns meiner Großmutter fügen – sie ist alt und ändert sich nicht mehr, aber sie mischt sich nicht in die Führung des Haushalts ein.«
»Über sie beklage ich mich ja auch gar nicht. Natürlich müssen wir die Alten ehren. Aber als deine Frau habe ich nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Wenn deine Mutter noch lebte, wäre es etwas anderes, aber deine Großmutter hat die Führung des Haushalts deiner Schwester übergeben. Ich weiß, daß sie
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