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Zuflucht Im Kloster

Zuflucht Im Kloster

Titel: Zuflucht Im Kloster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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doch etwas unangebracht zu sein schien, da verzog Anselm keine Miene, sondern pries die Melodie und die Verse, vor allem aber die Melodie, die er schnell niederschrieb, um daraus einen Choral zur größeren Ehre Gottes zu machen.
    Die Vesperglocke beendete die Musikstunde. Liliwin stellte das Harmonium schnell und vorsichtig an seinen Platz und hielt Cadfael am Ärmel fest.
    »Habt Ihr sie gesehen? Hat sie durch meine Schuld Schwierigkeiten bekommen?«
    »Ja, ich habe sie gesehen, heute morgen. Sie hat ein Kleid ausgebessert, und ich hatte den Eindruck, es geht ihr sehr gut.
    Ich glaube nicht, daß man sie gescholten hat. Gestern, habe ich gehört, hat sie bei der Arbeit gesungen.«
    Mit einem Seufzer der Erleichterung und einem geflüsterten Dank für diese gute Nachricht ließ Liliwin ihn los. Cadfael begab sich zum Vespergottesdienst, wohl wissend, daß er ihm nur die angenehmere Hälfte der Wahrheit gesagt hatte. Er fragte sich, ob Rannilt heute abend nach Singen zumute sein mochte. Sie hatte ja den Streit mitangehört, bei dem Susanna unterlegen war, der sie heimatlos gemacht hatte und sie des einzigen Bereichs beraubt hatte, den ihre geizige Großmutter und ihr Bruder ihr gelassen hatten. Und Susanna war die Herrin, die Rannilt zwar nie viel Wärme gegeben hatte, die sie aber immerhin vor Hunger, Kälte und Schlägen bewahrt und sie vor allem zu jener seltsamen Hochzeit geschickt hatte, die so ketzerischgesegnet worden war und deren Zeugen allein die Heiligen gewesen waren, deren Reliquien nur eine Armlänge vom Brautlager entfernt bewahrt wurden. Morgen würde Susanna die Schlüssel zu ihrem Reich ihrer jüngeren Rivalin übergeben müssen. Das Mädchen aus Wales war ihr treu ergeben und neigte von Natur aus mehr zum Kummer als zur Freude. Nein, bevor der morgige Tag vorüber war, würde Rannilt wohl keine große Lust zum Singen verspüren.
    Rannilt saß auf ihrem Strohlager in der Küche, bis alle Lichter im Haus gelöscht waren außer dem einen, dem ihre Aufmerksamkeit galt. In einem sparsamen Haushalt geht man früh zu Bett, um Lampenöl und Feuerholz zu sparen: In der Halle glüht nur noch die Asche des Herdfeuers, und alle Kerzen und Lampen werden gelöscht. Es war kaum dunkel, gerade erst hatte es zur Komplet geläutet, aber die beiden jungen Eheleute, die jetzt unentwegt miteinander turtelten, hatten es recht eilig gehabt, sich in ihr Schlafzimmer zurückzuziehen, und die anderen gingen aus Gewohnheit schlafen, wenn es dunkel wurde und standen auf, sobald die Sonne aufging. Nur im Vorratsraum, der ein kleines Fenster zur Küche hatte, brannte noch eine Kerze.
    Rannilt hatte sich noch nicht ausgekleidet. Sie hatte die Arme um die Knie geschlagen, um sich zu wärmen, und ließ das Fensterchen der Vorratskammer nicht aus den Augen. Als sie sicher war, daß alle anderen schliefen, erhob sie sich, schlich die wenigen Meter von der Küche zum Wohnhaus über den hartgestampften Lehmboden des Hofes und legte das Ohr an die schmale Tür, die in Susannas Zimmer führte.
    Ihre Herrin war noch wach. Stolz und ohne Unterlaß ging sie zwischen ihrem Zimmer und der Vorratskammer auf und ab.
    Wie sie es geschworen hatte, legte sie ein Verzeichnis der Vorräte an, entschlossen, über jeden Topf Honig, jedes Gramm Mehl, jeden Tropfen öl Rechenschaft abzulegen. Es schnitt Rannilt tief ins Herz, aber sie hatte zu viel Ehrfurcht vor Susanna und wagte es nicht, einzutreten und ihrem Kummer und ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen.
    Die Schritte dort drinnen waren leise, rasch und zielstrebig.
    Das waren Susannas Bewegungen immer – sie tat alles schnell, aber nicht hastig –, aber jetzt kam es der besorgt lauschenden Rannilt so vor, als komme in der Art und Weise, auf der ihre Herrin hin und her ging und ihre letzten hausfraulichen Pflichten in diesem Haus erfüllte, eine stille Verzweiflung zum Ausdruck. Die Erniedrigung hatte sie tief verletzt, und das mit Recht.
    Der schwache Lichtschein, der durch das Fenster der Vorratskammer zu sehen gewesen war, verschwand und tauchte in einem Spalt in dem Fensterladen von Susannas Zimmer wieder auf. Rannilt hörte, wie die Tür zur Vorratskammer geschlossen und der Schlüssel umgedreht wurde. Selbst in dieser letzten Nacht würde Susanna nicht schlafen gehen, ohne zuvor alles ordentlich verschlossen zu haben. Gewiß würde sie nun zu Bett gehen und versuchen zu schlafen.
    Das Licht wurde gelöscht. Rannilt lauschte weiter, und einige Augenblicke später hörte sie, wie die Tür

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