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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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mein Zeug durchwühlen. Sie ist schon schlimm genug«, sagte Angus.
    Hugh hob den Blick von den Büchern, die er gerade neu ordnete, und sagte zu ihm: »Ich bin dein Bruder. Du kannst deinen Zorn an mir auslassen, aber mit Rei sprichst du nicht so.«
    Angus’ Gesicht wurde vor Zorn ganz rot. »Am liebsten würde ich mich in den nächsten Flieger setzen. Sonderlich willkommen bin ich euch ja von Anfang an nicht gewesen, dir und diesem Miststück!«
    Obwohl ich mir schon mehrfach gewünscht hatte, daß Hugh seinen Bruder zurechtweisen würde, war mir diese Szene jetzt doch nicht recht. Ich hatte schon genug Streß. Also sagte ich mit leiser Stimme: »Hört auf damit. Es ist einfach zu eng in der Wohnung für drei Leute. Einer von uns muß hier verschwinden, und dieser Jemand bin ich. Ich kann bei meinen Verwandten in Yokohama unterkriechen.«
    »Das wirst du nicht tun«, sagte Hugh aufgebracht.
    »Was paßt dir denn nicht an meinen Verwandten?«
    »Wenn du zu ihnen gehst, meinen die, ich bin ein Schwein. Und wenn sie dann noch hören, was auf der Party passiert ist, lassen sie dich nie wieder zu mir zurück.«
    »Was meinst du damit: Sie lassen mich nie wieder zu dir zurück? Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt!«
    Es klingelte an der Tür. Ich ging hin, und an der Schwelle stand Winnie Clancy, bekleidet mit einem blauen Gymnastikanzug und passendem Stirnband sowie Strumpfhose.
    »Mein Gott, die Wohnung ist ja ein einziges Chaos. Da muß man doch Ordnung reinbringen …«
    Ich machte mich aus dem Staub, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
     
    In der Telefonzelle, die sich ungefähr einen halben Häuserblock von unserer Wohnung entfernt befand und in die ich mich nun zwängte, um Mr. Ishidas Nummer zu wählen, war es siedend heiß.
    »Sie sagen, die tansu ist noch da?« fragte Mr. Ishida. »Nun, dann ist offenbar nicht mein Freund für den Einbruch verantwortlich. Hören Sie auf, wie ein Geist zu flüstern, und kommen Sie in meinen Laden. Ich werde Ihnen helfen, eine Wohnung in einer sicheren Gegend zu finden.«
    »Heute habe ich keine Zeit«, sagte ich und entschuldigte mich, daß ich das Gespräch beenden mußte. Als nächstes rief ich die Mihoris in der Hoffnung an, daß Akemi an den Apparat gehen würde. Aber leider meldete sich Miss Tanaka, das Hausmädchen. Ich versuchte, meine Enttäuschung zu überspielen, und sagte: »Ich bin’s, Rei Shimura. Ich bin ja so froh, daß Sie zu Hause sind, Miss Tanaka. Ich habe gestern morgen schon versucht, Sie zu erreichen.«
    »Wir haben den ganzen Sonntag im Tempel verbracht. Ich dachte, Sie wissen, daß die Familie zum Beten dorthin geht«, sagte sie streng.
    »Wie geht es Akemi-san? Ich würde gern mit ihr sprechen, wenn sie sich wieder erholt hat.«
    »Aber natürlich geht es ihr gut! Allerdings trainiert sie gerade im dojo .Soll ich sie bitten, Sie zurückzurufen?«
    »Nun, mein Telefon funktioniert gerade nicht, und ich rufe von einer Telefonzelle aus an …«
    »Ach? Nun, dann werde ich sie aus dem Training holen.«
    »Wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht«, sagte ich, weil ich spürte, wie unangenehm ihr das war.
    »Kein Problem.« Sie legte den Hörer mit einem lauten Geräusch auf dem Tisch ab und trippelte davon, während ich weiter Yen in das Telefon steckte. Schade, daß ich Mohsen die Telefonkarte zurückgegeben hatte.
    »Rei? Sind Sie noch dran?« fragte Akemi schließlich, ein wenig außer Atem.
    »Tut mir leid, daß ich Sie beim Training störe«, entschuldigte ich mich.
    »Ist schon in Ordnung. Mir tut’s leid, daß ich mich gestern abend so aufgeführt habe. Ich kann mich an das meiste gar nicht mehr erinnern, aber meine Mutter sagt, ihr war die Sache ausgesprochen peinlich«, erklärte sie mir auf englisch.
    »Das war nicht Ihre Schuld. Eigentlich hätte Hughs Anwalt Ihre Familie anrufen sollen, um sich für uns zu entschuldigen.« Irgendwann mußte ich ja doch über das Thema reden.
    »Ich bin wieder in Ordnung und trainiere ganz normal. Wann kommen Sie mich denn besuchen?«
    »Keine Ahnung. Ich habe im Moment ziemlich viel Streß.« Ich lehnte mich gegen die Glastür, zuckte aber wegen der Hitze sofort wieder zurück.
    »Deshalb sollten Sie ja laufen«, sagte sie ein wenig ungeduldig. »Ich bin bald mit dem Training fertig. Danach könnten wir ein bißchen joggen.«
    »Dazu bin ich heute nicht in der Lage. Ich habe gestern abend etwas eingenommen, und das hat der Körper noch nicht ganz abgebaut.«
    »Fühlen Sie sich gut genug, um mit mir zu Abend zu

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