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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Sie sich entschließen sollten, nicht bei Ihren Verwandten unterzukommen, könnte ich Ihnen vielleicht helfen.«
    »Nein!« sagte ich ein bißchen zu hastig. »Ich meine, nein danke. Wenn tatsächlich jemand hinter Hugh her ist, kann ich ihn nicht im Stich lassen.«
    »Aber Sie haben ihm doch gesagt, daß Sie bei Ihren Verwandten wohnen wollen.«
    »Das habe ich nicht wirklich gemeint. So führe ich eben meine Auseinandersetzungen.« Akemi sah mich verständnislos an, also fuhr ich fort: »Ich will mit Hugh Zusammensein. Die Sache mit Angus – ich hoffe nur, daß ich irgendwie mit seinem Endlosbesuch fertig werde, vielleicht mit Hilfe von Zen.«
    »Zen entspannt, aber es kann niemandem das Leben retten.« Akemi leckte den letzten Rest Lychee-Creme von ihrem Löffel. »Kommen Sie zu mir ins dojo ,dann bringe ich Ihnen ein paar Selbstverteidigungsstrategien bei.«
    »Ich sollte mich nicht mehr in Kamakura blicken lassen.«
    »Aber meine Mutter ist in Kyoto. Und wegen Miss Tanaka sollten Sie sich keine Gedanken machen.«
    Warum hatte sich Akemi dann am Telefon auf englisch mit mir unterhalten? Und warum hatte ich an dem Abend nicht nach Kamakura kommen können? Offenbar hatte sie auch kein Vertrauen zu Miss Tanaka.
    Ich fuhr mit dem Toyoko-Zug zurück nach Tokio und stieg in Shibuya in die Hibiya-Linie um. Ich kam kurz nach Mitternacht in Roppongi an, wo noch jede Menge betrunkene, fröhliche junge Menschen unterwegs waren. Dann wurde es allmählich ruhiger, und ich beschleunigte meine Schritte, als mir der Einbrecher in den Sinn kam, der noch frei herumlief. Wenn er es tatsächlich auf mich abgesehen hatte, gab er sich vielleicht nicht mit dem Einbruch zufrieden. Möglicherweise beobachtete er mich sogar gerade.
    Ich rannte fast ins Haus. Als ich im Aufzug stand, wünschte ich mir, daß er schneller fuhr; nach dem Einbruch hatte ich in dem Haus nur noch Angst.
    Als ich die Wohnungstür geöffnet hatte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Wieder war ein Hurrikan durch die Wohnung gefegt – diesmal hatte er allerdings Ordnung geschaffen. Vermutlich hatte Winnie Clancy ihre Aufräumwut hier ausgetobt. Alle Unterlagen und Bücher befanden sich wieder an ihrem Platz, und in der Mitte des Wohnzimmers stand das Sofa, auf dem Kissen und Laken lagen. Hatte sie das Bett für mich gemacht? Hatte Hugh ihr etwa gesagt, daß wir nicht mehr zusammen schliefen?
    Ich nahm das Kissen und schlich auf Zehenspitzen durch den dunklen Raum zum Schlafzimmer, wo Hugh sich im Schlaf hin- und herwälzte. Wahrscheinlich war er genauso unglücklich wie ich. Ich ging auf seiner Seite des Betts in die Hocke, um ihn im Halbdunkel zu betrachten. Auch schlafend war er ausgesprochen attraktiv, doch sein Gesicht wirkte verkrampft. Hätte ich es doch nur glätten können!
    Als ich mein Gesicht senkte, um ihn zu küssen, richtete er sich mit einem Ruck auf und holte mit dem Arm aus. Seine Faust landete auf meinem Wangenknochen. Ich fiel nach rückwärts, direkt auf die Rudermaschine.
    »Ich bring dich um!«
    Ich drückte beide Hände gegen meinen Wangenknochen, um den Schmerz zu dämpfen. Hugh zog sie weg und warf mich zu Boden. Ich hatte nicht gewußt, daß er so kräftig war und so gewalttätig werden konnte. Mir entschlüpfte ein leises Wimmern.
    »Was zum Teufel …?« Sein Arm löste sich, und ich spürte, wie er nach der Lampe auf dem Nachtkästchen tastete. »Rei, ich dachte …«
    »Daß ich ein Einbrecher bin?« flüsterte ich.
    »Ja. Ich dachte, er ist wieder zurückgekommen. Wahrscheinlich habe ich geträumt, und als ich aufgewacht bin und jemanden dicht vor meinem Gesicht gespürt habe, hab ich Panik gekriegt.«
    »Ich bin jede Nacht ganz dicht an deinem Gesicht. Jedenfalls war das bislang so.« Jetzt mußte ich weinen, und Hugh wischte mir die Tränen mit den Fingern ab.
    »Laß mich dein Gesicht anschauen. Oje. Ich hatte nicht erwartet, daß du ins Schlafzimmer kommst. Hast du denn nicht gesehen, daß ich dir das Bett auf dem Sofa gemacht hatte?«
    »Also ist es meine Schuld, daß das passiert ist?«
    »Nein, das ist ganz allein meine Schuld. Daß ich dich geschlagen habe …«
    Jetzt begriff ich, was passiert war: In seinem tiefsten Innern hatte er mich wahrscheinlich tatsächlich verprügeln wollen. Der zurückhaltende, beherrschte Hugh hätte das nie getan, aber zwischen Wachen und Träumen passierten solche Dinge schon mal. Was hätte mein Vater, der Psychiater, wohl dazu gesagt? fragte ich mich, doch ich wußte, daß ich ihm nie davon

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