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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Aufräumkommando an?« kicherte Angus. »Hoffentlich nicht sie.«
    »Ist die tansu noch in deinem Zimmer?« fragte ich, als mir klar wurde, was das Verbindungsglied zwischen Nao Sakai, Nomu Ideta und mir war. Ganz offensichtlich waren die Einbrecher wegen der Kommode gekommen.
    »Das angeschlagene alte Ding? Ja, das ist noch da, aber alle Sachen sind rausgerissen. Es wird Stunden dauern, bis ich meine Kassetten wieder geordnet habe!«
    »Angus, könntest du mal einen Augenblick aus dem Zimmer gehen? Ich möchte mich anziehen.« Ich konnte es nicht erwarten, mir die tansu selbst anzusehen.
    Angus trollte sich, und ich schlüpfte unsicher aus dem Bett und zog mir etwas an. Hugh nahm den Hörer von dem Telefon neben dem Bett, hielt ihn einen Augenblick lang ans Ohr und folgte dann der Schnur bis zum Stecker in der Wand. »Die Leitung ist gekappt. Na wunderbar! Wenn du aufgewacht wärst, hättest du nichts unternehmen können.« Er suchte im Zimmer herum. »Und mein Handy ist auch verschwunden!«
    Sobald ich mein Kleid zugeknöpft hatte, ging ich zur tansu .Wie Angus gesagt hatte, waren alle Schubladen herausgerissen. Ich wühlte in Angus’ schmutzigen Sachen auf dem Boden herum und fragte mich dabei, ob etwas Wertvolles in der tansu gewesen war, das der Einbrecher gefunden und mitgenommen hatte. In dem Fall würden wir wahrscheinlich keine weiteren Probleme bekommen.
    Aber das konnte nicht sein. Das wurde mir klar, als ich mir mit einer Mischung aus Übelkeit und Furcht den Rest der Wohnung ansah. Sie war völlig verwüstet. Ich ging durch Wohnzimmer und Küche, wo alle Schränke aufgerissen waren und alle Bücher auf dem Boden lagen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die Dinge, die ich liebte, wieder in Ordnung bringen würde, die jetzt durch die Berührung eines Fremden besudelt waren. Plötzlich haßte ich Roppongi Hills. Trotz der hohen Miete und des Concierge war ich hier auch nicht geschützter als Nomu Ideta in seinem Haus mit den hohen Mauern oder Nao Sakai in dem Wagen mit der Kindersicherung – allerdings waren sie umgebracht worden und ich nicht, aus Gründen, über die ich lieber nicht nachdachte.

13
    Die Polizei traf schon wenige Minuten später ein. Vom Fenster sah ich die Streifenwagen und Winnie Clancy, die wie ein aufgescheuchtes Huhn unten herumlief. Sie trug einen Gymnastikanzug und eine Strumpfhose; offenbar hatte sie ihr Aerobic-Video im Stich gelassen, um zu sehen, was los war. Ich war fast ein bißchen froh, daß das Telefon nicht funktionierte, weil das bedeutete, daß ich wahrscheinlich erst ein paar Minuten später mit ihr konfrontiert wurde.
    Fürs erste krochen lediglich blaugekleidete Männer auf der Suche nach Spuren überall auf dem Teppich herum und überprüften die tansu auf Fingerabdrücke, während ich Lieutenant Hata, dem jungen Beamten, der für den Fall zuständig war, erklärte, daß ungefähr fünfundfünfzig Leute auf unserer Cocktailparty gewesen waren.
    »Es hat nicht viel Sinn, die Wohnung nach Fingerabdrücken abzusuchen, denn es waren eine ganze Menge Leute da – nicht nur die Gäste, sondern auch die Leute vom Partyservice …«
    Trotzdem setzten die Beamten ihre Suche nach Fingerabdrücken noch eine Weile fort, bevor sie auflisteten, was abhanden gekommen war. Festzustellen, daß Fernseher und CD-Player und wertvolle Möbelstücke nicht fehlten, war leicht; mehr Mühe hatte ich damit, mich zu erinnern, wie viele Imari-Teller sich in den Schränken befunden hatten. Am Ende hatten wir immer noch keine Ahnung, was die Diebe außer Hughs Handy noch mitgenommen hatten.
    »Möglicherweise war der Einbruch eine Art Warnung. Die Arbeit, die Mr. Glendinning für Sendai verrichtet – ist sie geheim? Können Sie ihn fragen, ob er irgendwelche Feinde hat? Hatten Sie in den vergangenen Monaten irgendwelche Probleme?« fragte Lieutenant Hata mich.
    Ich übersetzte für Hugh, und er schüttelte den Kopf. »Mein Laptop, auf dem sich alle geschäftlichen Informationen befinden, ist noch da. Außerdem habe ich ein gutes Verhältnis zu allen, die ich kenne.«
    »Der Einbrecher könnte auf der Party gewesen sein.« Angus ließ sich neben mich auf das Sofa plumpsen. »Ich habe gedacht, ich hätte den Wohnungsschlüssel verloren, aber so sicher bin ich mir da jetzt nicht mehr. Vielleicht hat ihn auch jemand geklaut.«
    Nachdem ich übersetzt hatte, nickte Hata Angus zu, als habe er soeben die Meinung eines Weisen gehört. »Das ist ein guter Gedanke, weil an der Tür keinerlei Anzeichen

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