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Zuflucht im Teehaus

Zuflucht im Teehaus

Titel: Zuflucht im Teehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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plötzlichen Leistungsabfall der Klassenbesten im Mittelgewicht verstehen. Allerdings wurde es nach und nach leichter. Im zweiten Kampf bin ich so unglücklich gestürzt, daß ich mir die Schulter verstaucht habe und ständig Schmerzen hatte.«
    »Und Sie haben nie ein Comeback versucht«, sagte ich. Ich mußte daran denken, was in den darauffolgenden Jahren während der Pan-Asian Games und anderer Wettkämpfe passiert war.
    »Natürlich habe ich mich von meinem Trainer getrennt und sämtliche Medikamente und Vitaminbeigaben abgesetzt. Ich habe einfach kein Vertrauen mehr gehabt. Schließlich habe ich versucht, meine Stärke durch makrobiotisch-vegetarische Ernährung wiederzugewinnen.« Sie verzog das Gesicht. »Aber es war nicht mehr so wie früher. Ich hatte keine Kraft mehr … mein Kampfgeist war verschwunden.«
    »Adzuki-Bohnen geben eben nur eine bestimmte Menge Kraft«, sagte ich, um sie zum Lachen zu bringen. Doch sie lachte nicht. Nachdem wir eine Stunde gegangen waren, passierten wir das leuchtendrote Tor von Chinatown. Leckere Gerüche von gegrilltem Schweine- und Hühnchenfleisch stiegen mir in die Nase. Ich fragte mich, ob wir hier irgendwo vegetarisches Essen bekommen würden.
    »Verstehen Sie jetzt, warum ich das Haschisch probiert habe?« fragte Akemi.
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Ich habe meine Jugend dem Judo geopfert. Als Teenager und junge Frau war ich mit Medikamenten vollgepumpt und habe immer nur trainiert. Ich hatte keine Freunde. Ich wußte nicht mal, welche Bands in den Top Ten waren!« Sie lachte wehmütig. »Angus ist ein interessanter Junge. Wir haben die Schokoladenplätzchen zusammen gegessen. Für mich war das eine bewußtseinserweiternde Übung.«
    »Sie sind in Ohnmacht gefallen«, sagte ich. »Sie haben zu viel …«
    »Es war dumm von mir, so etwas in Anwesenheit meiner Mutter zu tun. Jetzt hat sie eine Krise und weiß nicht, ob sie das Geld nehmen soll, das der Anwalt Ihres Freundes ihr geboten hat, oder nicht.«
    »Sieht schlecht aus, was? Als wollten wir Ihr Schweigen erkaufen.«
    »Der Fluß spült alles fort. Im Leben wird fast alles vergeben. Meine Mutter wird sich nicht mit der Polizei in Verbindung setzen. Sie ist nicht mal da. Im Augenblick ist sie wegen einer Teekonferenz in Kyoto.« Akemi dirigierte mich durch die Tür eines kleinen, gemütlichen Lokals, in dem die chinesische Inhaberin sie wie eine alte Freundin begrüßte. Wir setzten uns, aber ich war nicht in der Lage, mich auf die Speisekarte zu konzentrieren.
    »Warum wollten Sie, daß ich Hugh nichts von dem Essen erzähle?« fragte ich.
    »Er hat kein Vertrauen zu mir. Wenn er es wüßte, würde ihn das aus der Fassung bringen.«
    »Wie kommen Sie denn auf die Idee?« fragte ich und hatte ein seltsames Gefühl, als Akemi ihre Hand auf die meine legte. Sie mußte über meine Nervosität lachen.
    »Was glauben Sie wohl? Auf der Party hat er mich nur den Frauen, aber nicht den Männern vorgestellt. Er meint, ich stehe auf Frauen, oder?«
    Ich zwang mich, meine Hand nicht wegzuziehen. »Und – stimmt das?«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich Männer mag. Allerdings in handlichen Portionen.« Sie ließ meine Hand los. »Sie sollten Hugh verlassen. Angus hat mir erzählt, daß er und Sie sich gestritten haben.«
    Also hatte Angus gelauscht. Ich sagte: »Wenn man so eng aufeinander sitzt, sind nicht immer alle zufrieden.«
    »Es ist eine Schande, so leben zu müssen, wenn man noch nicht mal dreißig ist.«
    »Eine Frühlingsrolle als Vorspeise?« fragte uns die Wirtin, als ich nach einer passenden Antwort auf das suchte, was Akemi gesagt hatte. »Ja, zwei bitte, mit scharfem Senf«, sagte Akemi, ohne mich zu fragen. »Und welche Nudelgerichte haben Sie heute als Hauptspeise? Wir können beide ein paar Kohlenhydrate brauchen.«
    Erst als die Lychee-Nachspeise serviert wurde, hatte ich mich so weit beruhigt, daß ich Akemi von dem Einbruch erzählen konnte.
    »Sie glauben also, daß die Einbrecher auf die tansu aus waren? Obwohl sie sie dann nicht mitgenommen haben?«
    »Ja, das glaube ich, auch wenn Lieutenant Hata meint, der Einbruch könnte ein persönlicher Angriff gewesen sein, eine Warnung an mich, Hugh oder Angus, dessen Freunde mir bei der Party ziemlich undurchsichtig erschienen sind – sind sie Ihnen aufgefallen?«
    »Mein Gott, das waren dumme Kinder. Die würde ich gern mal ein paar Wochen in einem Zen-Kloster sehen«, schnaubte Akemi voller Verachtung. »Sie sollten aus der Wohnung ausziehen. Wenn

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