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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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hineinwarf.
    Inzwischen waren alle Schüler aus dem Gebäude geflüchtet und machten erste Angaben bei der Polizei. Natürlich kannten sie die beiden und wussten, dass zwischen dem 17-jährigen Jungen und dem zwei Jahre älteren Mädchen eine schwierige Beziehung bestand, eine mittlerweile zumindest einseitige Liebe. Da auf die Schnelle keine Fotos zur Hand waren, beschrieben sie uns ihr Aussehen. Ronny, etwa 1,75 Meter groß, kurze braune Haare und Oberlippenbart, gekleidet mit einem dunkelblauen Bomberblouson; Claudia, lange dunkle Haare, orangefarbener Pulli und Jeans.
    Zwischenzeitlich war auch der große Rest des Kommandos aus München angekommen, insgesamt 50 Mann. Ich beauftragte Jimmy, einen meiner jungen Mitarbeiter, sie einzuweisen, während ich mit meinem Fahrer Friedrich loszog, um mir selbst einen Überblick zu verschaffen. Als ich mich mit gezogener Pistole und Schutzweste entlang der Nordseite des verschachtelten Gebäudekomplexes vortastete, erschrak ich plötzlich. Unweit vor mir kauerte eine Person in Zivil mit einer Pistole in der Hand. War das etwa unser Täter?, dachte ich und suchte Deckung hinter einer Mauerecke, doch der » Verdächtige« hob beschwichtigend eine Hand.
    » Wer sind Sie?«, rief ich leise. » Ein Kollege«, kam als Antwort. Ich ging auf ihn zu und erfuhr, dass mehrere Zivilkräfte der örtlichen Polizeiinspektion das Gebäude weiträumig umstellten.
    Ich seufzte. Obwohl gut gemeint, war das gegen jede Regel und gefährlich obendrein. Nicht auszudenken, was geschehen konnte, wenn zivile Polizeibeamte, die sich nicht kannten und nicht einmal voneinander wussten, bei einem Einsatz unversehens aufeinandertrafen. Unverzüglich gab ich Order, dass ein Teil der Präzisionsschützen die » Zivilen« ablösen sollte, und stellte in der Nähe des Haupteingangs vorsorglich Männer für einen Notzugriff auf.
    Leider waren bereits jede Menge Medienvertreter vor Ort. Bei allem Verständnis für das Recht und die Pflicht, die Öffentlichkeit zu unterrichten, war das manchmal hinderlich. Wie beispielsweise jetzt, denn die Scheinwerfer der Fernsehteams tauchten alles in ein übermäßig helles Licht. Uns wäre die einbrechende Dunkelheit des trüben Märznachmittags lieber gewesen. Vor allem aber mussten wir Kameraleute und Reporter erst einmal auf Distanz bringen. Schon allein als Vorsichtsmaßnahme, falls Ronny das Schulgebäude mit seiner Geisel verließ und mit der Waffe draußen herumfuchtelte. Man vertröstete die Medienleute mit dem Versprechen, dass sie über den Pressesprecher der Polizei regelmäßig informiert würden. Das war in der Provinz eindeutig einfacher als in München. Da hatten wir es schon erlebt, dass ein paar ganz Forsche heimlich in ein Gebäude eindrangen.
    In unserer internen Befehlsstelle, für die man uns Räume in der Schule zugewiesen hatte, bereiteten wir dann den Zugriff vor. Wir, das waren neben mir die Gruppen- und Einheitsführer, der Einsatzleiter aus der Region sowie mein Chef als kommissarischer Leiter der Direktion. Wir studierten Grundrisse und Lagepläne und entwarfen verschiedene Varianten für unser weiteres Vorgehen. Alles schön und gut. Nur über den jugendlichen Täter wussten wir nicht allzu viel, konnten ihn vor allem nicht einschätzen. Da kam der Hans von der hiesigen Polizeiinspektion wie gerufen. Er würde uns helfen, Ronnys Motiv, Absicht und Denkweise besser zu schlüsseln.
    Als er mir vorgestellt werden sollte, war die Überraschung groß. Ich kannte diese Urgestalt von Mann, groß, kräftig mit einer » Matratze« im Gesicht. Unverwechselbar jedenfalls. Gemeinsam hatten wir die Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei absolviert, und ich konnte mich noch gut an seine flotten Sprüche erinnern, die er bereits in aller Herrgottsfrühe draufhatte. Sehr zum Leidwesen der Morgenmuffel unter den Zimmergenossen. Später verloren wir uns aus den Augen, und keiner von uns hätte je daran gedacht, dass wir einander wiedersehen würden. Schon gar nicht bei einer Geiselnahme.
    In einem kleinen Ort kennt fast jeder jeden. Und so wusste Hans natürlich von Ronny und Claudia: dass sie einmal zusammen gewesen waren, sie dann Schluss gemacht und er es nicht akzeptiert hatte. Bis heute nicht. Seit etwa zwei Wochen lief Ronny ständig hinter Claudia her, bettelte und drohte. Sie solle zu ihm zurückkommen, sonst werde sie ihr blaues Wunder erleben. Jeder bekam das mit, doch niemand nahm seine Worte ernst. Hinzu kamen wohl schulische Probleme. Ich war froh,

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